SZ-Talentiade:Sydneys Weg

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Sydney Lohmann wird mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft Europameisterin in Tschechien. Im Halbfinale führt sie das Team sogar als Spielführerin an.

Von Andreas Liebmann, München

Sie hatte es nicht eilig seinerzeit. FC Bayern? Später vielleicht, sagte Sydney Lohmann. Die damals 15-Jährige mit den langen blonden Haaren nahm auf der Bühne gerade einen der Förderpreise der SZ-Talentiade entgegen und erklärte entschieden, dass sie auf jeden Fall noch ein Jahr länger beim SC Fürstenfeldbruck bleiben werde, wo sie gerade bei den U-15-Jungs spielte und auch noch mit in die U17 gehen wollte. Sie machte das dann genau so, und vermutlich war dieser Weg auch gar nicht so schlecht. Am Dienstagabend jedenfalls ist Sydney Lohmann aus Tschechien heimgekommen, unterwegs gab es noch einen Empfang in Nürnberg vom Deutschen Fußball-Bund, denn die deutschen U-17-Juniorinnen sind in Pilsen gerade Europameister geworden. Und Sydney Lohmann war die Kapitänin.

Es ist nun doch alles sehr schnell gegangen in der Karriere des Mädchens aus der Nähe von Landsberg. Auch vor einem Jahr war sie schon U-17-Europameisterin, damals fand die EM in Weißrussland statt. Vor dieser Saison ist sie dann doch zum FC Bayern gewechselt, in die U-17-Bundesliga, "aber schon mit der Perspektive zweite Mannschaft", wie sie sagt. Die spielt in der zweiten Frauen-Bundesliga. Doch bereits in der zweiten Saisonhälfte zählte die zentrale Mittelfeldspielerin, die überwiegend auf der Sechserposition antritt, zum Kader des Erstligateams. Mitte März gab sie dort ihr Debüt. Noch ist sie erst 16 Jahre jung. Diese rasante Entwicklung habe sie selbst "gar nicht erwartet", gesteht sie.

Und wohl auch nicht, dass sie die U-17-Nationalmannschaft in Tschechien nun als Kapitänin aufs Feld führen würde, weil die eigentliche Spielführerin verletzt fehlte. "Das motiviert nur noch mehr", findet sie. Und es lief. 4:1 gegen Mitfavorit Spanien, "wir waren gleich gut im Spiel"; 2:1 gegen Frankreich ("etwas schwächer"); und 5:1 gegen Gastgeber Tschechien. Brenzlig wurde es erst im Halbfinale gegen Norwegen. "Eigentlich waren wir am Drücker", erzählt Lohmann, doch nach einem unglücklichen Gegentor wurde es eng. "Wir haben dann zum Glück ja das 1:1 gemacht", sagt sie. Wir? Um genau zu sein: Sydney Lohmann, die per Kopf nach einer Ecke traf. Dabei sei sie ja nicht so die Goalgetterin. Eine weitere Chance vergab sie noch, dann musste das Elfmeterschießen entscheiden. Zwei Deutsche hatten bereits verschossen, eine Norwegerin getroffen, nun lief Lohmann an und - traf den Pfosten. Nun, es kann nicht alles klappen. "Er war eigentlich nicht schlecht geschossen", haderte die 16-Jährige und war froh, dass Torhüterin Stina Johannes mit vier Paraden doch noch den 3:2-Sieg sicherte.

Das Finale, erneut gegen Spanien, verpasste Sydney Lohmann. Wieder musste das Elfmeterschießen entscheiden, am Ende hieß es 3:1 (0:0). Die junge Wahlmünchnerin hatte sich in der Partie gegen Norwegen zwei Außenbänder im Sprunggelenk gerissen. Noch in der ersten Halbzeit. "Es hat gar nicht so weh getan", sagt sie. Muss wohl so sein - sie hatte das Halbfinale ja bis zum Schluss durchgehalten. Mit der Genesung hat sie es nun auch wieder nicht allzu eilig. Ein Spiel verpasst sie, dann ist Sommerpause.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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