Fußball:Sorgen im Partykeller

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Erster oder Zweiter wollte Trainer Anton Plattner, 66, mit dem VfB Hallbergmoos-Goldach werden. Das Ziel ist allerdings akut in Gefahr. (Foto: Einfeldt)

Der VfB Hallbergmoos bekommt im Landesliga-Endspurt Probleme mit den Nerven

Von Christoph Leischwitz, Hallbergmoos

Anton Plattner hat schon oft in seinem Haus gefeiert, oder besser: feiern lassen. Seinen Partykeller haben über die Jahrzehnte hinweg viele Fußballer kennengelernt, egal ob sie vom SV Lohhof, vom SC Olching oder vom VfB Hallbergmoos-Goldach waren, wo er seit knapp vier Jahren Trainer ist und schon einen Aufstieg feiern konnte. Jetzt ist Plattner 66 Jahre alt, die Partys gibt es immer noch. Ob die diesjährige Feier zum Saisonabschluss allerdings so zwanglos ausfällt wie so oft in der Vergangenheit, ist in den vergangenen Wochen fraglich geworden.

Plattner sieht sich zurzeit mit einem Problem konfrontiert, das dem Motivationskünstler in fast 30 Jahren Übungsleiter-Dasein nur selten untergekommen ist: Seine Spieler zeigen Nerven. "Wir kriegen keine 90 Minuten mehr aufs Feld", sagt Plattner und ist sich sicher: "Das ist eine Kopfsache. Das haben wir so noch nie gehabt."

Allerdings. Denn für den Landesligisten handelt es sich bei zuletzt zwei Niederlagen und zwei Unentschieden fast schon um eine historische Negativserie. Nach dem Aufstieg in die Landesliga hatte es in der unbekannten Liga zunächst mehrere Niederlagen gesetzt, doch Plattner baute das Team um, danach blieb es mehr als ein Jahr lang ungeschlagen.

Aber der April lief nun richtig schlecht, am vergangenen Samstag spielte die Mannschaft im Derby beim FC Ismaning nur 2:2. Der SV Kirchanschöring steht damit als Meister der Staffel Südost fest, und auch als direkter Aufsteiger. Und Hallbergmoos könnte nun auch noch den Relegationsplatz verlieren: Auf Rang drei lauert der SV Erlbach, mit zwei Punkten Rückstand und einem Spiel weniger.

Den Druck, sagt Plattner, könne er nicht mal eben so von der Mannschaft nehmen. "Wir haben ja gesagt, dass wir Erster oder Zweiter werden wollen. Das muss man dann auch einfach ausstehen", sagt der Trainer. Allerdings habe er zuletzt einige verletzte Spieler gehabt, die er nicht so leicht ersetzen konnte. Der Kader sei eben nicht ganz so hochwertig wie etwa bei Kirchanschöring, am Ende einer Saison könne sich das dann bemerkbar machen. Hinzu kommt, dass viele Stammspieler noch sehr jung seien, gut ausgebildet zwar, aber erstmals mit der Verantwortung konfrontiert, den Aufstieg sichern zu müssen. Wie zum Beispiel Michael Kopp (21 Jahre), Christoph Mömkes (18) oder Sebastian Hofmaier (19). "Wir spielen nicht so kampfbetont", sagt Plattner dazu. Dauerhaft an der Tabellenspitze zu bleiben, das klappe eben nicht immer allein mit Spielwitz.

"Man merkt es an ganz simplen Sachen, am Passspiel", sagt Jürgen Kussauer, der Fußball-Abteilungsleiter des VfB. Die Mannschaft habe jüngst recht unkonzentriert gewirkt. Immerhin, vergangenen Samstag in Ismaning habe sie eine gute zweite Halbzeit gezeigt, die Aufholjagd nach einem 0:2-Rückstand hätte beinahe noch in einen Sieg gemündet. Nach der roten Karte für Dennis Appiah habe sein Team in Unterzahl sogar noch das 2:2 erzielt. "Ich denke, es wird schon wieder besser", glaubt Kussauer.

Der 64-Jährige ist neu in seinem Amt, die jüngste Flaute geht zeitlich mit seiner Wahl zum Abteilungsleiter einher - doch einen Zusammenhang sieht er nicht. Zwar gibt Kussauer zu, dass die überraschende Abwahl seines Vorgängers Harry Schönwälder hohe Wellen geschlagen habe. Der negative Lauf der ersten Mannschaft begann einige Tage später. "Ich bin schon lange im Verein, und ich rede regelmäßig mit den Spielern", sagt Kussauer, dabei sei keine Kritik geäußert worden. Außerdem habe er schon vor der Wahl betont, dass die neue Abteilungsleitung auch nur im Jugendbereich Änderungen plane. "Es hat ja auch Vorgespräche mit Toni Plattner gegeben. Wir haben gesagt: Passt alles, weiter so."

Kussauer fällt allerdings noch ein anderer Grund für die "Blockade" (Plattner) ein, die offenbar einige Spieler befallen hat: Die Verhandlungen mit anderen Vereinen. Vor allem die aktuelle Einkaufspolitik des FC Ismaning, der bekanntlich zahlreiche ehemalige Spieler von anderen Klubs zurückholen will, habe womöglich die eine oder andere Grübelei ausgelöst. Plattner war das auch schon aufgefallen. Die Verhandlungen bezüglich neuer Verträge für die kommende Saison seien nämlich alles andere als leicht gewesen, erzählt er.

Doch dem A-Lizenz-Inhaber ist es offensichtlich auch diesmal gelungen, seinen Spielern Perspektiven aufzuzeigen, die über einen Abend im Partykeller hinausgehen: "Es sind alle beieinander", verkündet er. Diesmal wollte er die Mannschaft auch gar nicht mehr umbauen, ganz im Gegenteil: Er wollte sie zusammenhalten. Zumindest das ist ihm schon gelungen, ganz egal, in welcher Liga der VfB Hallbergmoos-Goldach in der kommenden Saison spielen wird.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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