Fußball-Regionalliga:Wie im Traum

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Der VfR Garching gewinnt bei seiner Rückkehr in die vierthöchste Spielklasse gegen Buchbach mit 3:2 Toren. Dabei wird deutlich, dass der Aufsteiger einige sehr talentierte Spieler in seinen Reihen hat - und einen enormen Zusammenhalt

Von Christoph Leischwitz, Garching

Beim Warmschießen, erzählt Manuel Eisgruber, "habe ich keinen einzigen Ball aufs Tor gebracht". Im Spiel gelang das dann gleich mit dem ersten. Ein "Traum", so Eisgruber. Die Vorbereitung auf die Saison war recht holprig verlaufen beim VfR Garching, doch pünktlich zum Anpfiff wusste man, was zu tun war. Und eigentlich reicht Eisgrubers erfüllter Traum ja schon aus für eine kleine Erfolgsgeschichte: Der neue Angreifer im Team trifft im ersten Saisonspiel nach einer Viertelstunde. Doch beim Aufsteiger gab es beim 3:2 (2:1)-Auftakterfolg über den TSV Buchbach noch viele weitere dieser kleinen Erfolgsgeschichten.

Abgesehen von seinen Aktionen im gegnerischen Strafraum wirkt der 27-jährige Eisgruber, der vom FC Pipinsried gekommen ist, ohnehin recht zurückhaltend: "Gewonnen haben wir dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung", sagte er. Zu Recht, die ersten beiden Tore waren Beleg für die erfolgreiche Zusammenarbeit: Zwei lange Diagonalbälle von Florian de Prato innerhalb von zwei Minuten hebelten die überforderte Buchbacher Abwehr aus. Von der ersten Hereingabe profitierte Eisgruber, die zweite Flanke köpfelte Mario Staudigl ins Netz, der wiederum das erste Tor aufgelegt hatte. Es gab viele solche Situationen, in denen Spieler ihre Positionen tauschten, doch jeder wusste stets, was er zu tun hatte. De Prato formulierte das später so: "Wir haben auch verbal gut funktioniert." Man habe vor dem Spiel die linke Abwehrseite der Buchbacher als Schwachstelle ausgemacht, und De Prato entsprechend seine Diagonalbälle geübt. Letztlich ein Mut machender Einstand für einen Aufsteiger, der vermutlich jeden Punkt gegen den Abstieg benötigen wird: Ein Plan, der voll und ganz aufgegangen ist. Trainer Daniel Weber, der beim Schlusspfiff vor Freude schreiend aufs Spielfeld gehüpft war, analysierte wenig später dann recht trocken: "Ich denke, wir haben den Gegner ganz gut analysiert bekommen." Und kündigte an, sich für jeden einzelnen Gegner andere taktische Kniffe ausdenken zu wollen.

Die Garchinger dürften auch zuversichtlicher sein als vor zwei Jahren, damals stieg man als Aufsteiger gleich wieder ab. Diesmal ist der Kader insgesamt besser aufgestellt also seinerzeit, De Prato etwa war damals nicht dabei gewesen, der Ballkünstler feierte am Samstag tatsächlich sein Regionalliga-Debüt. Und dann gibt es im Mittelfeld auch noch einen weiteren VfR-Zugang, der ebenfalls mehr als nur ein gutes Spiel machte: Florian Wenninger. Der 26-Jährige kam vom Liga-Konkurrenten FC Schweinfurt und macht vielen anderen Spielern im Team das Leben leichter: "Wenn er marschiert ist, konnte ich mich fallen lassen und durchschnaufen, dann war ich wieder dran", erklärte De Prato. Auch der Linksverteidiger Markus Baki, vom Landesligisten Geretsried gekommen, spielte auffällig.

Wäre De Prato kurz vor der Pause nicht ein folgenschwerer Fehler unterlaufen, es wäre womöglich recht langweilig geworden im mit 630 Zuschauern gut gefüllten Stadion am See. Doch der Spielmacher rutschte im Spielaufbau mit dem Ball am Fuß einfach weg, Buchbachs Kapitän Aleksandro Petrovic verkürzte auf 1:2 (41.).

Kurz nach dem Seitenwechsel schien das Spiel zu kippen, einmal rief Weber ins Feld: "Nicht verkriechen, raus!" Mit Erfolg: Daniel Suck wäre in der 59. Minute schon beinahe die Vorentscheidung gelungen, als er nach einer beherzten Balleroberung zu einem ebenso beherzten Solo über 30 Meter ansetzte. Buchbachs Torwart Sandro Volz lenkte den strammen Schuss mit dem Unterarm gerade noch über die Latte. Dennis Niebauer erzielte dann das 3:1 nach einer schönen Kombination, erneut über die rechte Seite (75.). Ein abgefälschter Schuss, der Garchings Keeper Daniel Maus durch die Beine rutschte, machte das weitgehend einseitige Spiel tatsächlich noch einmal spannend.

Umso größer war des Trainers Jubel nach dem Spiel: Weber hatte befürchtet, dass De Pratos Ausrutscher eine Wende im Spiel bringt. Doch die geschlossene Mannschaft ließ das schlichtweg nicht zu. Der Zusammenhalt scheint übrigens ein ganz besonderer zu sein in diesem Team: Dass zum Beispiel der Student Wenninger eine Mannschaft im Münchner Raum suchte, habe er von seinen Spielern erfahren, so Trainer Weber. Alle helfen mit, um besser als vor zwei Jahren abzuschneiden.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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