Fußball-Regionalliga:Raum für offene Rechnungen

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"Das ist jetzt natürlich etwas spannend": Nach 90 bisweilen unfreundlichen Derby-Minuten wissen Garching und Heimstetten nur, dass sie sich in dieser Saison besser nicht noch einmal begegnen

Von Christoph Leischwitz, Garching

Es war ein Spiel mit einem so seltenen wie seltsamen Spannungsbogen, denn mit dem Schlusspfiff waren genauso viele Fragen beantwortet beziehungsweise offen wie davor. Der VfR Garching war gegen den SV Heimstetten nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus gekommen, Heimstetten hatte damit den oberen Relegationsplatz gegen den direkten Konkurrenten in der Regionalliga Bayern knapp verteidigt. Doch in diesem Fall ging es nicht einmal darum, wie sonst so oft an einem letzten Spieltag, noch gebannt ein paar Minuten auf dem Rasen zu verbringen, um auf Ergebnisse der Liga-Konkurrenz zu warten. Am Samstagnachmittag wusste vor allem der SV Heimstetten noch nicht, ob man schon den Klassenerhalt feiern durfte oder nicht. "Wir sind jetzt gerade nur ein bisschen schlauer", fasste Heimstettens Trainer Vitomir Moskovic die Lage zusammen. Der unmittelbare Klassenverbleib liegt nämlich nun in den Händen oder besser den Füßen des TSV 1860 München.

Webers VfR und der SV Heimstetten (hier v.l. Oliver Hauck und Nils Ehret) schenkten sich nichts. (Foto: Claus Schunk)

Die Sache zieht sich hin: Einen Tag später war Moskovic immer noch nicht schlauer. Denn der TSV 1860 München muss in der zweiten Liga in die Relegation. Ob die Löwen absteigen (und damit zwangsläufig ihre U21 aus der Regionalliga), entscheidet sich erst am 2. Juni. Für Heimstetten ergeben sich daraus zwei Szenarien: Sollte 1860 die Klasse halten, tritt man zum Hinspiel in der ersten Relegationsrunde beim FC Amberg an. Sollte 1860 absteigen, ist man schon gerettet (siehe Kasten). "Das ist jetzt natürlich eine Situation, die ist etwas spannend", sagt Moskovic - zumal einige Spieler für Anfang Juni bereits ihren Urlaub gebucht haben. Außerdem sei es schade, dass man jetzt noch mehr als eine Woche warten müsse, ehe man erfährt, ob man überhaupt spielt. Ein Vorteil sei allein, dass dann vielleicht Torwart Igor Pintar wieder fit ist, der sich am Samstag in der Schlussminute eine Kieferprellung zugezogen hat.

Wo soll das noch alles enden, scheint sich Garchings Trainer Daniel Weber zu fragen. (Foto: Claus Schunk)

Das einzige, was am Sonntagabend sicher war: Der VfR Garching muss als Tabellen-16. der vorläufigen Abschlusstabelle auf jeden Fall in die Relegation. Die Mannschaft hätte den direkten Klassenerhalt nur erreicht, wenn 1860 München und die SpVgg Greuther Fürth als weiterer bayerischer Klub aus der zweiten Liga abgestiegen wären, was nun nicht mehr geschehen kann. Garching würde im Falle des Abstiegs von 1860 in die Rolle Heimstettens schlüpfen und gegen Amberg antreten. Ansonsten stünde ein Derby gegen den FC Pipinsried an.

Garchings Trainer Daniel Weber hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er seine Mannschaft für spielerisch stärker hält als den Gegner aus dem Münchner Osten. Doch selbst er war hinterher überrascht, wie viele Chancen sich seine Mannschaft erspielt hatte. Nach zwei guten Möglichkeiten in der Anfangsphase hatte Garching das Spiel klar dominiert. Doch dann folgten einige Schiedsrichterentscheidungen, die Weber als spielentscheidend empfand. Zunächst wurde ein Tor von Georg Ball wegen angeblichen Handspiels zurückgepfiffen (31.). Nur drei Minuten später leistete sich Heimstettens Sebastian Paul im Mittelfeld ein rüdes Foul an Dennis Niebauer. Es kam zu einer Rudelbildung und dem Austausch von Nettigkeiten an der Seitenlinie, insbesondere zwischen Heimstettens Reservist Marco Bläser und Garchings Coach Weber. Paul sah für das Foul keine Karte. Wiederum sechs Minuten später lief Oliver Hauck alleine auf das Heimstettener Tor zu und wurde von Clemens Kubina gelegt - der Schiedsrichter entschied allerdings nicht auf Notbremse und zeigte Kubina nur die gelbe Karte. "Gegen zwölf Mann hast du es einfach schwer", sagte Weber später.

Garching hätte dennoch genug Möglichkeiten gehabt, das Spiel für sich zu entscheiden. Kubina hatte in der heißen Phase schon einen Torschuss für den geschlagenen Igor Pintar von der Linie kratzen müssen (33.), auch nach der Pause setzte sich die Überlegenheit des Aufsteigers fort. Stefan Prunitsch setzte einen Schuss knapp über den Kasten (48.) und scheiterte dann im Eins-gegen-eins an Keeper Pintar (49.).

Wie aus dem Nichts fiel dann das 1:0 für die Gäste: Sebastian Paul traf per Kopf nach einem Eckball (56.). Im Anschluss verteidigte Heimstetten gut und robust, Prunitsch gelang mit dem 1:1 allerdings noch der Auftakt zu einer spannenden Schlussphase, in der Heimstetten gute Konterchancen liegen ließ. "Das hatte aber nichts mit dem Spiel der Heimstettener zu tun, dass sie Chancen hatten. Wir mussten eben aufmachen", befand Weber, direkt neben Moskovic stehend. Der wiederum fand die zwischenzeitliche Führung für sein Team durchaus verdient.

So herrschte nach dem Spiel nicht nur wegen der Punkteteilung eine Atmosphäre, als ob noch nicht alles erledigt sei zwischen diesen beiden Teams. Und in der Tat könnten die beiden in der zweiten Relegationsrunde noch einmal aufeinandertreffen und den Klassenverbleib mit Hin- und Rückspiel unter sich ausmachen. Das Spiel jedenfalls bot Raum für offene Rechnungen. Zumal beide Trainer von ihrem jeweiligen Team überzeugt waren. Und die Garchinger Spieler beim Auslaufen gerade noch verhindern konnten, dass die Fangruppe "Hoaschdenger Buam" unbemerkt einige VfR-Transparente klaute.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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