Fußball-Regionalliga:Mann mit Überblick

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Fejsal Mulics Selbstvertrauen wächst stetig. Zum 5:0 gegen Illertissen trägt der Stürmer des TSV 1860 entscheidend bei

Von Michael Fischer, München

Fejsal Mulic lächelte auf dem Weg in die Kabine. 5:0 hatte seine Mannschaft soeben den FV Illertissen bezwungen, ein Tor und eineinhalb Vorlagen hatte der junge Serbe im Trikot des TSV 1860 II beigesteuert. Als er sich den Weg durch die Gratulanten gebahnt hatte, lächelte er erneut. Weniger aus Freude als vielmehr aus Höflichkeit: "Ich verstehe noch nicht so gut", sagte der 2,03 Meter lange Mittelstürmer, der im Sommer vergangenen Jahres aus der Jugend des serbischen Klubs FK Novi Pazar zu den Löwen gewechselt war.

Sein Mannschaftskollege Kasim Rabihic konnte schnell Abhilfe leisten und übersetzte. Zweiter Versuch. Schon beim wichtigen 3:1-Sieg in Ingolstadt hatte Mulic doppelt getroffen, gegen Illertissen nun seinen sechsten Saisontreffer erzielt. Lange Zeit war der Sturm so etwas wie die Problemzone des TSV 1860, es mangelte an der Chancenauswertung. Nun hat Mulic offenbar in die Spur gefunden. "Ich trainiere gut, fühle mich super und bekomme immer mehr Selbstvertrauen", erklärte Mulic, er lächelte wieder. Trainer Torsten Fröhling war nach dem Schlusspfiff voll des Lobes für seinen Stürmer, beteuerte aber: "Wenn du den im Training siehst, dürftest du ihn nicht aufstellen." Regelmäßig ballere Mulic aus zwei, drei Metern am Tor vorbei. Fröhling stellte ihn auf, und tat gut daran.

Bereits nach fünf Minuten brachte Korbinian Vollmann einen Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum, wo Peter Kurzweg zur frühen Führung einköpfte. Mit dem 1:0 im Rücken gewannen die Löwen an Sicherheit, was auch Rabihic bestätigte: "Das frühe Tor hat uns Selbstvertrauen gegeben." Zwei Heimspiele in Serie hatten die Löwen nicht gewonnen und die Tabellenführung an die Würzburger Kickers abgegeben. Dazu kam, dass Zweitligatrainer Markus von Ahlen alle Spieler des Lizenzkaders bis zum wichtigen Spiel gegen Braunschweig im Training haben wollte.

Für seine Größe sehr schnell: Der Serbe Fejsal Mulic ist 2,03 Meter lang, seine Physis mache ihn für jeden Gegner unangenehm, sagt sein Trainer. (Foto: imago/foto2press)

Folglich musste Fröhling ohne Leihgaben der Profis auskommen, was einige Änderungen in der Aufstellung zur Folge hatte. Im Tor stand Kai Fritz, in der Abwehr rutschte Peter Kurzweg nach links, seinen Platz im Zentrum nahm Korbinian Burger ein. Ins defensive Mittelfeld kam der zuletzt gesperrte Emanuel Taffertshofer zurück, für ihn rutschte Richard Neudecker nach links außen. Mit der Umstellung kam die Mannschaft gut zurecht. Nach einen eigentlich zu lang geratenen Pass von Andreas Scheidl versuchte Mulic den Ball am Torwart vorbeizuspitzeln, Neudecker nutzte den Abpraller aus elf Metern zum 2:0 (12.).

Die Löwen ließen nicht nach, hatten weitere Chancen, Vladimir Kovac hämmerte einen Freistoß aus fast 30 Metern an den linken Pfosten (25.). Sieben Minuten später bot sich den Gästen nach einem Konter die Chance zum Anschluss, doch Felix Weber konnte noch rechtzeitig klären. Als Fejsal Mulic ein Zuspiel von Korbinian Vollmann zum 3:0-Pausenstand nutzte, schien die Sache gelaufen - nur Fröhling nannte das "ein sehr gefährliches Ergebnis".

Der Trainer sollte recht behalten. Illertissen machte nach Wiederanpfiff Druck, die Münchner leisteten sich "viel zu viele Fehlpässe ohne Not" (Fröhling). Doch die Gäste nutzten diese Phase nicht, Sechzig-Kapitän Vollmann hingegen nahm nach 65 Minuten aus etwa 20 Metern Maß, schoss den Ball an die Unterkante der Latte, von dort sprang er hinter die Linie. Das 5:0 bereitete Mulic mit einem Dribbling vor, er behielt den Überblick und legte Neudecker zum 5:0 auf - der zweite Treffer des 17-Jährigen. Unter großem Applaus der 900 Zuschauer ging Mulic wenig später vom Platz, für ihn kam Robert Glatzel.

Fröhling war zufrieden mit seinem Stürmer: "Fejsal ist für seine Größe sehr schnell, hat eine gute Physis und ist für jeden Gegner unangenehm." Er müsse weiter "gut arbeiten", habe aber Talent für höhere Aufgaben. Fejsal Mulic wird das gerne hören - und lächeln.

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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