Fußball-Regionalliga:Lappes Lapsus

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Trotz Elfemeter-Fehlschuss des Kapitäns siegt FCB II souverän

Von Ralf Tögel, München

Philipp Lahm. Xabi Alonso. Karl-Heinz Lappe. Was diese drei Spieler gemeinsam haben? Die Technik beim Elfmeterschießen. Denn wie die beiden Profis weiland im Pokalhalbfinale gegen Dortmund rutschte auch der Kapitän der Bayern-Amateure beim Strafstoß aus und knallte die Kugel über die Latte. Der Rasen des Grünwalder Stadions war vor der Partie gegen den FC Memmingen noch ordentlich gewässert worden, ein Umstand, der den technisch versierten Bayern-Spielern für gewöhnlich entgegenkommt. Aber auch Lappes Lapsus konnte den hoch verdienten 2:0-Sieg gegen den FC Memmingen nicht verhindern. Trainer Heiko Vogel konnte also nach der Partie gut gelaunt versichern, dass diese Elfmeterschüsse kein einstudiertes Stilmittel der Bayern sind, um der meist ernsthaften Sache eine heitere Note zu geben. Vogel war vielmehr der Meinung, dass das über 90 Minuten Gebotene die bislang beste Leistung seiner Mannschaft war.

"Ich denke, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute keinen Zweifel am Sieger gelassen haben." In der Tat war die Vorstellung der Münchner eine für den FC Bayern idealtypische: viel Ballbesitz, technisch versiertes Kurzpassspiel, aggressives Pressing mit schneller Balleroberung und schnelles Umschalten. Lediglich die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig, der einzige Punkt, den Vogel kritisieren wollte: "Wir haben unsere Chancen zu wenig genutzt, und damit meine ich nicht den Elfmeter." Aber Vogel wollte nicht "zu viel nörgeln" angesichts der Überlegenheit seiner Auswahl. Die beherrschte die Memminger von der ersten Minute an und übte stetig wachsenden Druck auf das Tor der Gäste aus. Steeven Ribéry, einmal mehr ein anarchisch belebendes Element auf der rechten Angriffsseite, lupfte nach zehn Minuten den Ball über den herauseilenden Memminger Keeper Martin Gruber, doch der Ball verfehlte knapp das Tor. Felix Pohl traf nach einem feinen Dribbling den Außenpfosten, ehe Ribéry das überfällige 1:0 per Ecke vorbereitete: Igor Pantovic, der für Ricardo Basta in die Anfangsformation gerückt war, traf per Direktabnahme aus 20 Metern (22.) zum 1:0.

Dass Fußball keine Gerechtigkeit kennt, zeigte sich im direkten Gegenangriff, als die ansonsten stabile Bayern-Defensive den Überblick verlor und Memmingens Kevin Ruiz alleine auf Torhüter Andreas Rösl, der den wegen einer Länderspielreise fehlenden Ivan Lucic ersetzte, zusteuerte, sich den Ball aber im letzten Moment zu weit vorlegte. Es war die einzig nennenswerte Chance der Gäste, kurz darauf wurde Pantovic, der mit dem starken Phillipp Steinhart auf der linken Seite viel Unruhe stiftete, im Strafraum gelegt. Im Gegensatz zu den Profis gab es keine Diskussion, wer den Strafstoß schießt, das ist Sache von Kapitän Lappe - mit bekanntem Ausgang. Dass dies nicht weiter störte, lag auch an Patrick Weihrauch, der einen dieser für Memmingen schmerzhaften Pässe von Gianluca Gaudino in die gegnerischen Schnittstellen aufnahm, den Keeper umkurvte und das 2:0 machte (39.).

Nach dem Wechsel waren die Münchner weiter drückend überlegen, Memmingens glückloser Ruiz vergab erneut die einzige gute Möglichkeit der Gäste und drosch den Ball aus sieben Metern frei über das Tor. Für München vergab Steinhart freistehend per Kopf, Nicolas Feldhahn traf mit einem Kopfball den Pfosten und Weihrauch per Freistoß das Außennetz. Es blieb beim 2:0 und der Feststellung des FCB-Trainers, dass seine Spieler "vieles richtig gemacht haben". Besonders schön war, dass "wir zu Null gespielt haben", fand Vogel, der sich in diesem Kontext über das gelungene Debüt von Feldhahn freute, der aus Osnabrück zum FCB gewechselt war, um der Defensive mehr Stabilität zu verleihen. "Er bringt mehr Sicherheit", konstatierte Vogel dem 29-Jährigen, "man sieht schon, dass wir mehr Kopfballduelle in der Abwehr gewinnen." Neben Lucic hatte Vogel auf den erkrankten US-amerikanischen Nationalstürmer Julian Green und den verletzten Angelos Oikonomou (Außenbandriss) verzichten müssen, Sinan Kurt bekam nach dem Testspiel mit den Profis vom Vortag in Regensburg eine Pause und kam erst für die letzten sieben Minuten.

Auch so war es ein sehr ansehnliches Spiel der Bayern, aus deren Reihen Taktgeber Gianluca Gaudino heraus stach, der bisweilen in seiner tänzelnden und gewitzten Spielweise an den Papa erinnert. Man merkt der Mannschaft an, dass sie immer besser zueinander findet, die Automatismen und Abläufe greifen immer flüssiger ineinander. Das Spiel, so meinte Vogel, komme der Art, wie sich der Trainer das Ganze vorstelle, schon recht nahe. Vogels Handschrift ist immer besser zu erkennen. Der Pfälzer hat offensichtlich Spaß an seiner Aufgabe, auch die Zusammenarbeit mit den Profis gereiche ihm zur Freude. "Wir arbeiten sehr vertraut zusammen", sagt Vogel, "Pep unterstützt uns und wir ihn." Elfmeter werden im Übrigen nicht gemeinsam geübt.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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