Fußball-Regionalliga:Herzerl für den Boss

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Der 18 Jahre alte Hachinger Orestis Kiomourtzoglou (li.) bejubelt sein zweites Tor innerhalb einer Woche. Er nutzt derzeit seine Einsatzchancen. (Foto: imago/foto2press)

Haching dominiert Bayern Hof und ist vorzeitig Herbstmeister

Von Stefan Galler, Unterhaching

Thomas Steinherr war gerade das schönste Tor an diesem nasskalten Nachmittag gelungen, eine Flanke von Maxi Bauer von der rechten Seite hatte er volley aus spitzem Winkel in den Kasten der SpVgg Bayern Hof bugsiert. Der 23 -Jährige lief Richtung Trainerbank der SpVgg Unterhaching, die Finger zu einem Herzchen geformt. Diesmal grüßte er allerdings nicht seine Mama wie bei Saisontor Nummer eins vor einem Monat beim 5:0 gegen Illertissen. "Damals war ich sauer", grantelte Hachings Präsident Manfred Schwabl. "Da habe ich ihm gesagt, beim nächsten Tor soll er das Herzerl für mich machen." Prompt erfüllte die Frohnatur den Wunsch seines Chefs.

Steinherrs Treffer in der 28. Minute war bereits das 4:0, am Ende hieß es 4:1 (4:0) für die nach Belieben dominierenden Hachinger gegen zumindest in der ersten halben Stunde völlig überforderte Oberfranken. "Der Plan war, das Spiel richtig anzugehen und den Ball zirkulieren zu lassen. Das ist voll aufgegangen", sagte Trainer Claus Schromm hinterher. Der Tabellenletzte stand ängstlich in Mannschaftsstärke in der eigenen Hälfte, von frischem Selbstvertrauen nach dem 1:0-Überraschungscoup gegen den FC Bayern II war überhaupt nichts zu spüren. Der Hofer Trainer Miloslav Janovsky verstand die Welt nicht mehr: "Ich habe die Jungs auf die Schwere der Aufgabe vorbereitet, aber offenbar haben nicht alle richtig zugehört. Nur Mauern reicht gegen Haching nicht", erklärte der Gäste-Trainer.

Ganze sechs Minuten hielt das löchrige Bollwerk der Gäste, dann erhöhten die Unterhachinger erstmals das Tempo, Steinherr erzwang einen Eckball, den Sascha Bigalke zur Mitte brachte. Die Kugel wurde verlängert und der 18-jährige Orestis Kiomourtzoglou erzielte seinen zweiten Regionalligatreffer innerhalb von acht Tagen. "Die Qualität im Kader wird noch größer, wenn jetzt auch die Jungen ihre Chancen nützen", sagte Präsident Schwabl später und mahnte den Nachwuchs zu Geduld: "Die müssen wie Orestis auf ihre Chance warten, sonst haben sie nichts verloren im Leistungssport." Der junge Mann nutzt derzeit seine Einsatzchancen optimal, denn durch die Ausfälle von Ulrich Taffertshofer (Oberschenkelzerrung) und vor allem Josef Welzmüller, der nach einer Leistenoperation und wegen einer parallel aufgetretenen Schambeinentzündung noch bis Januar ausfällt, sind einige Planstellen vakant.

Nach dem ersten Treffer spielten die Rot-Blauen die Gäste völlig an die Wand, Stephan Hain erzielte sein 13. Tor im zwölften Spiel, als er überlegt den Ball kontrollierte und am herausstürzenden Torwart Erik Arkenberg vorbei ins Netz schob (21.). Drei Minuten später bediente Alexander Winkler den Kollegen Bigalke, dessen Schuss an den Innenpfosten und von dort ins Tor sprang. Steinherrs Volleytreffer beseitigte anschließend alle Unklarheiten.

Allerdings verloren die Hachinger angesichts der Chancenlosigkeit der Hofer in der Folgezeit den Faden, es fehlte nach der Pause an Zielstrebigkeit und Konsequenz. Zwar trafen die eingewechselten Sebastian Koch (65.) und Markus Einsiedler (71.) noch Aluminium, das einzige Tor in Durchgang zwei gelang jedoch den Oberfranken, als Jan Kralik einen Freistoß aus 22 Metern über die Mauer ins Tor zirkelte. Die Gäste zwangen Korbinian Müller, der den bei der neuseeländischen Nationalmannschaft weilenden Stefan Marinovic im Tor ersetzte, zu einigen Paraden. "In der zweiten Halbzeit war mir nicht mehr ganz so kalt", sagte Müller schmunzelnd.

Die Hachinger stehen nun nach 14 von 17 Vorrundenspielen als Herbstmeister fest. "Ein schönes Zwischenergebnis, aber ein Muster ohne Wert", sagte Boss Schwabl. Und Torwart Müller ergänzte: "Dafür können wir uns nichts kaufen. Wichtig ist das Polster von 14 Punkten auf die Verfolger."

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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