Fußball-Regionalliga:Erlösender Knall

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Ein ganzes Feuerwerk an Torchancen nutzt der VfR Garching gegen Schlusslicht Hof zunächst nur zu einem Treffer. Erst ein Spätzünder durch den eingewechselten Manuel Eisgruber bringt die Entscheidung.

Von Andreas Liebmann, Garching

Hand in Hand: Silas Göpfert (li.) erzielt das frühe 1:0, Manuel Eisgruber trifft spät zum 2:0-Endstand. (Foto: Foto2press/imago)

Oliver Hauck hat ein Problem. Er ist schnell. Zu schnell. Nicht, dass er während des Rennens den Ball vergessen würde, ein guter Fußballer ist der 25-jährige Stürmer schon auch. Doch wegen seiner Sprinterqualitäten ist er beim VfR Garching seit Jahren eine Art Einwechselspieler vom Dienst. Nur bei vier seiner 21 Einsätze dieser Saison stand er in der Anfangsformation, nur ein einziges Mal durfte er 90 Minuten ran. Er sei eben "der ideale Joker", erklärt sein Trainer Daniel Weber.

Schon insofern war der Auftakt des Garchinger Nachholspiels am Mittwochabend gegen die SpVgg Bayern Hof erstaunlich. Denn in der zweiten Minute, die Hauck in aller Regel gemütlich von der Bank aus verfolgt, schloss er diesmal bereits eine unübersichtliche Dreifachchance mit einem Kopfball an den Pfosten ab. In der dritten Minute gelang ihm ein Heber über den Torwart, den ein Hofer Feldspieler abwehrte. Weber also hatte seinen Joker von Anfang an gebracht, ihm eine Seite neben Mittelstürmer Stefan De Prato überlassen und damit eine sehr offensive Variante gewählt. Sein Team begann unmittelbar mit Hochgeschwindigkeitsfußball. Nach sechs Minuten traf Silas Göpfert zum 1:0, nachdem Dennis Niebauer einen hereingeflankten Ball prima für ihn abgelegt hatte. Und obwohl Garching danach "bestimmt zehn gute Chancen liegen gelassen" hatte, wie Weber überschlug, reichte es am Ende zum befreienden 2:0 (1:0)-Erfolg.

Der Trainer hätte sich durchaus einer geglückten Überfalltaktik rühmen können, doch das tat er nicht. Er hatte Hauck schon einige Tage zuvor bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern aufgestellt, "weil klar war, dass wir da auf Konter spielen müssen", wie er sagte. Hauck sei dort derart stark gewesen, dass er ihn schlicht nicht auf die Bank setzen konnte. Die Überrumplungsoffensive gegen Hof sei gar nicht zwingend vorgesehen gewesen. "Die Mannschaft ist in ihrer Entwicklung so weit, dass sie inzwischen selbst genau merkt, ob der Gegner stabil ist und sie erst einmal sicher stehen sollte, oder ob der Gegner wackelt." Offenbar hatte seine Mannschaft spontan beschlossen: Der Gegner wackelt.

Das konnte man den Gästen aus Hof kaum verdenken. Mit neun Punkten stehen sie abgeschlagen am Tabellenende der Regionalliga Bayern, in den jüngsten elf Partien gab es neun Niederlagen und zwei Unentschieden. Weber ist diese Bilanz allerdings ein Rätsel: "Ich habe sehr sehr viele Spiele von ihnen gesehen, sie verlieren nie hoch, sie stecken nie auf, haben eine tolle Moral" - und im 31-jährigen Tschechen Martin Holek hätten sie einen überragenden Angreifer. "Der hat über 90 Minuten keinen Fehlpass gespielt und kein Kopfballduell verloren", lobte Weber. Lediglich sein Duell gegen VfR-Torwart Daniel Maus verlor er, als dieser seinen Drehschuss nach einer halben Stunde zur Ecke klärte.

Öfter als Maus war dessen Pendant Lukas Krbecek gefragt, der gleich eine ganze Reihe Garchinger Chancen vereitelte. Eine Glanzparade nach gut einer Stunde zeigte er gegen Stefan De Prato, als der in eine Flanke von Mike Niebauer rutschte und den Ball aus kurzer Distanz aufs Tor lenkte. "Es tut mir leid für ihn, dass er sich nicht für seine starke Leistung belohnen konnte", sagte Weber. Er musste schmunzeln, als es um die vielen ungenutzten Chancen ging, Pfostentreffer und auf der Linie abgewehrte Bälle - es seien so viele gewesen, dass er sich beim besten Willen nicht mehr an alle erinnern könne. "Unser Feuerwerk am Anfang war Wahnsinn, leider haben wir das 2:0 nicht nachgelegt."

Der verhinderte Joker Hauck musste nach 68 Minuten mit einer Muskelverletzung raus, für ihn kam Giovanni Goia; zwei Minuten danach wurde auch Stürmer Manuel Eisgruber eingewechselt. Eine eher ungewohnte Situation, denn der 28-jährige Eisgruber spielt meist von Anfang an. Nun gab er den Joker - und traf nach wenigen Minuten und gefühlvoller Flanke Goias zum 2:0. "Bei ihm ist der Knoten jetzt hoffentlich wieder geplatzt", sagte Weber, der den Treffer als "Erlösung" bezeichnete.

36 Zähler hat der VfR nun, bei acht verbleibenden Partien beträgt sein Vorsprung auf die Abstiegsrelegation elf Punkte. Es könne noch viel passieren, klar, "aber wenn wir das jetzt ordentlich zu Ende spielen, müsste es eigentlich reichen", glaubt Weber. Auch die Garchinger hatten mit sechs Niederlagen und einem Remis zuletzt ja einen Durchhänger, der ihm allmählich Sorgen bereitete. Doch jenen Lauf, den es seiner Meinung nach während einer Saison mal brauche, habe das Team ja bereits im Sommer und Herbst gehabt, bis eine 1:8-Niederlage gegen Unterhaching es ein wenig aus dem Konzept brachte. "Wir haben im Frühjahr nicht viel falsch gemacht", findet Weber. Die Energieleistungen der Vorrunde könne seine Mannschaft einfach nicht beständig erbringen. Nun hofft er, dass auch der negative Lauf beendet ist.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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