VfR Garching - 1860 Rosenheim:Der Königstransfer kommt zu spät

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Ausgerechnet der hochgelobte neue Torwart des VfR Garching, Maximilian Engl, patzt in der letzten Aktion des Spiels gegen 1860 Rosenheim, das 3:2 gewinnt.

Maximilian Engl entschied das Spiel mit einem Schrei. Als der Ball von der Eckfahne in den Strafraum geflogen kam, kündigte der Torhüter lauthals das Vorhaben an, sich den Ball zu schnappen. Mitspieler Dennis Niebauer, über dem sich der Ball senkte, zog in Erwartung des heranrauschenden Engls den Kopf ein. Doch der Torhüter kam zu spät. Rosenheims Georg Lenz, dem Engl mit seinem Schrei den Weg freigeräumt hatte, war zuerst am Ball und erzielte per Kopf den Siegtreffer. Es war die letzte Aktion des Spiels.

Daniel Weber, der Trainer des VfR Garching, für den Engl seit dieser Saison spielt, sagte hinterher: "Das darf in der letzten Minute des Spiels einfach nicht sein. Wir haben schon darüber gesprochen und er weiß, er hätte da was anders machen müssen. Es ist wichtig, dass diese Erkenntnis direkt da ist." Weber also fand, Engl hatte durchaus großen Anteil daran gehabt, dass Garching das erste Saisonspiel in der Regionalliga Bayern 2:3 (2:1) beim TSV 1860 Rosenheim verloren hatte, das erste Pflichtspiel mit Engl als Torhüter. Weber fand aber auch, Engl hatte großen Anteil daran gehabt, dass Garching bis zu jenem Eckball in der fünften Minute der Nachspielzeit nie in Rückstand geraten war. Weber sagte: "Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, beim Stand von 0:0 hält er zweimal überragend. Das sehr gute Spiel hatte leider einen Schönheitsmakel."

Vor zwei Jahren erreichte Engl, 20, mit der U19 des TSV 1860 München das Halbfinale der deutschen A-Jugend-Meisterschaft. Im vergangenen Jahr plante Sechzig-Trainer Daniel Bierofka mit Engl für die Regionalliga, wo er die Chance gehabt hätte, ein Gesicht des Löwen-Neustarts zu werden. Engl aber wechselte überraschend zu Rot-Weiß Erfurt in die dritte Liga. Dort machte er nur ein Spiel (0:5 gegen Chemnitz). Im März meldete der Klub Insolvenz an, im Juni wechselte Engl nach Garching. Trainer Weber bezeichnete die Verpflichtung des Torhüters als "Königstransfer".

Am Samstag sagte Weber nun: "Er ist ein junger Torwart, natürlich muss er vieles noch lernen. Außerdem hat er noch nicht oft mit der Mannschaft gespielt." Auch im Training hat Engl in den vergangenen Wochen offenbar nicht alle seine Mitspieler regelmäßig gesehen. Weber sagte, sein Team habe gegen Rosenheim in der zweiten Halbzeit körperlich nachgelassen, was er darauf zurückführte, dass einige Spieler zuletzt oft aus beruflichen Gründen im Training gefehlt hatten oder verletzt waren. "Wir haben in der Vorbereitung körperlich nicht das tun können, was wir wollten. Das werden wir nachholen."

Bevor Engl gegen Rosenheim in den Mittelpunkt rückte, machte zunächst ein anderer Zugang auf sich aufmerksam. Mittelstürmer Elias Kollmann, zuletzt in Diensten der U19 des FC Bayern, brachte Garching per Abstauber in Führung (16.). Rosenheims Michael Neumeier gelang zwar der Ausgleich (37.), nur zwei Minuten später aber traf Kollmann erneut. Mit der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte war auch Trainer Weber zufrieden: "Unser Umschaltspiel war sehr gut. Wir haben die Räume angespielt, von denen wir wussten, dass der Gegner da Probleme hat."

In der zweiten Halbzeit sei das Spiel seiner Mannschaft dann jedoch "sehr schwach" gewesen. "Es war ziemlich heiß und wenn du dann führst, fehlt ein bisschen die Laufbereitschaft, dann willst du das Ergebnis über die Zeit bringen. Und der Gegner bekommt von Chance zu Chance eine breitere Brust." Die Laufbereitschaft seiner Spieler will Weber in den nächsten Wochen auch durch einen verschärften Konkurrenzkampf erhöhen. Er sagt: "Die Breite unseres Kaders reicht nicht aus." In dieser Woche testet Weber im Training laut eigener Aussage einen weiteren Stürmer. Derzeit gibt es im Garchinger Kader nur zwei: Kollmann und Mario Staudigl. Auch einen vierten Innenverteidiger will Weber noch verpflichten. Es werde aber "sicher keine Schnellschüsse" geben.

Ehe Georg Lenz in der fünften Minute der Nachspielzeit zum Rosenheimer Sieg einköpfelte, erzielte Leopold Krüger das 2:2 (82.). Dem Treffer ging ein Ballverlust von Kapitän Dennis Niebauer voraus, der laut Weber viel Zeit gehabt hätte, die Kugel zu einem Mitspieler zu befördern. Torhüter Maximilian Engl traf bei diesem zweiten wie auch schon beim ersten Gegentor keine Schuld. Weber sagt: "Ich bin sicher, dass er noch sehr wertvoll für uns werden wird."

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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