Fußball-Landesliga:Rückschlag für die Minimalisten

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Torjäger in Ausbildung: Stefan Huber lernt in Hallbergmoos von seinem erfahrenen Nebenmann Benjamin Held, hat aber selbst schon 13 Mal getroffen. (Foto: Marco Einfeldt)

Hallbergmoos pirscht sich durch 1:0 an Spitzenreiter Deisenhofen heran

Von Karl-Wilhelm Götte, Hallbergmoos

Toni Plattner lief an der Seitenlinie aufgeregt auf und ab. 1:0 führte sein VfB Hallbergmoos gegen den Tabellenführer FC Deisenhofen. Hinter der Spielerbank saß Stefan Huber, der nach 70 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz gestellte VfB-Stürmer. Er fieberte mit, ob sein Tor des Tages Bestand haben würde. Trainer Plattner rief in den Schlussminuten der Landesligapartie noch zwei Auswechselspieler herbei, um etwas Zeit zu schinden, doch der Augsburger Schiedsrichter Danijel Djordjevic zeigte zum Entsetzen der Gastgeber nach 90 Spielminuten drei Finger in die Luft. Hallbergmoos überstand die Nachspielzeit. Es blieb beim 1:0. Nach dem Schlusspfiff rissen Plattner, Huber und alle anderen VfB-Beteiligten jubelnd die Arme hoch. Ihr Verein hatte den Rückstand zu Spitzenreiter Deisenhofen auf zehn Punkte verkürzt und geht als Dritter in die Winterpause. Deisenhofen nahm die Niederlage "nach einer überragenden Hinrunde", so Trainer Peter Schmidt, gelassen.

"Wir waren die bessere Mannschaft", stellte Plattner fest. "Wir haben mehr investiert." Da hatte der VfB-Coach recht. Das Tor zum 1:0 fiel schon in der ersten Halbzeit, aber es fiel glücklich. Nach einer halben Stunde profitierte Stefan Huber von einem Pressball, den er gekonnt verwertete. VfB-Torjäger Benjamin Held hätte wenig später auf 2:0 erhöhen können, als er allein auf Deisenhofens Keeper Maximilian Angerbauer zulief, legte sich den Ball aber zu weit vor, so dass ihn Angerbauer abfangen konnte. Deisenhofen agierte im ersten Durchgang mit erstaunlich wenig Zug zum gegnerischen Tor. "Wir waren vor der Pause nicht mutig genug. Hallbergmoos war zwingender", urteilte FCD-Coach Schmidt. Eine Erklärung dafür fand er nicht.

Nach dem Seitenwechsel spielten sich die Gäste unter der Regie von Kapitän Martin Mayer den Ball im Mittelfeld gefällig zu, "Zwingendes sprang nicht heraus", so Schmidt. Nur einmal hätte Deisenhofen ausgleichen müssen. Martin Mayer, der später selbst wegen wiederholten Foulspiels die gelb-rote Karte sah, war im VfB-Strafraum gefoult worden, Elfmeter. Auf einen Strafstoß hatte der akribische Plattner seinen Torwart Ferdinand Kozel bestens vorbereitet. "Ich habe da eine Liste, wie die Gegner Elfer schießen", verriet er. Plattner rechnete jedoch mit Marco Finster als Schützen. Dann trat Markus Mayer an. Er schoss flach in die linke Ecke, Kozel tauchte herunter und hielt den Ball auch ohne schriftliche Vorwarnung des Trainers.

"Wir haben den besten Torwart der Liga", schwärmte Plattner von seinem Keeper. "Er strahlt große Ruhe aus und ist so ein positiver Kerl." Viel zu halten bekam Kozel ansonsten nicht gegen die abschlussschwachen Deisenhofener, was Trainer Schmidt gelassen nahm: "Wir haben in dieser Saison häufig das Glück strapaziert", wusste er. Wohl wahr: Mit nur 36 geschossenen Toren 55 Punkte bis zur Winterpause zu holen, ist rekordverdächtig. Zwölf der vergangenen 14 Spiele hat Deisenhofen gewonnen. "Einer guten Mannschaft passiert mal ein Ausrutscher, das macht sie nur reifer", tröstete sich Schmidt.

Unterdessen feierten die VfB-Spieler in der Kabine, mittendrin der Torschütze Stefan Huber. Der 24-jährige Angreifer ist jetzt bei 13 Saisontreffern angekommen und damit seinem Mannschaftskollegen Benjamin Held (14) dicht auf den Fersen. Huber war im Sommer vom Bezirksligisten Dornach gekommen und hat sich umgehend in der VfB-Elf etabliert. Bei der Reserve der SpVgg Unterhaching hatte er zuvor schon Bayernligaerfahrung sammeln können. "Die Jungs machen es mir leicht, Tore zu schießen", erklärte Huber seinen Erfolg bescheiden. Mit ihm und dem 30-jährigen Held hat Hallbergmoos sicherlich das torgefährlichste Stürmerduo der Landesliga, doch Huber kommentiert das zurückhaltend: "Von Benny kann ich noch viel lernen." Mit Held und Huber wird der VfB nach der Winterpause zum Angriff auf Platz eins blasen. In der vergangenen Saison war Hallbergmoos als Tabellenführer mit zwölf Punkten Vorsprung als vermeintlich sicherer Aufsteiger in die Winterpause gegangen und landete schließlich auf Platz drei. Jetzt lauert die Plattner-Elf auf Platz drei, um Deisenhofen und Ismaning noch abzufangen.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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