Fußball:Gruß der Böllerschützen

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Der FC Bayern geht entspannt in die letzte Woche vor dem Rückrundenstart

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Am Freitagabend könnte der Vorsprung des FC Bayern München an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga 14 Punkte betragen. Vor einem Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt der Saison bloß 13, aber um diesen Wert zu übertrumpfen, bedarf es zuvor eines Sieges bei jenem VfL Wolfsburg, der dem Qualitätsniveau der Münchner rein statistisch am nächsten kommt. Mit der Partie beim Tabellenzweiten erōffnet der FC Bayern am Freitag die Rückrunde. Dass ihnen deswegen der Puls nicht steigt, zeigte ihr finales Vorbereitungsprogramm, in dessen Rahmen sie beim Zweitligisten VfL Bochum 5:1 gewannen, ehe sie am Samstag in alle Himmelsrichtungen ausschwärmten, um wie jeden Januar einigen ihrer derzeit 3792 Fanklubs die persönliche Aufwartung zu machen.

Dabei schrieb Pep Guardiola seinen Namen ins Goldene Buch der fränkischen Stadt Greding. Arjen Robben zuckte in Endlkirchen im Landkreis Altötting zusammen, als ein paar Böllerschützen zur Begrüßung die Abzüge drückten. David Alaba dirigierte eine Blaskapelle in der Tennishalle des österreichischen Städtchens Natternbach. Manuel Neuer verriet in Recklinghausen, dass er gerne mal eine komplette Partie als Feldspieler bestreiten würden, eine diesbezügliche Erlaubnis vom Guardiola jedoch eher nicht erwartet. Und Franck Ribéry antwortete in Feldkirchen östlich von München auf die Frage, wie lange er noch beim FC Bayern spielen wolle: "Bis 2080."

Solche Albereien darf man vom Sportvorstand Matthias Sammer nicht erwarten, wenn er über die bevorstehende Rückrunde sinniert. Sammer mahnt chronisch zur Aufmerksamkeit. Die These des kecken Franzosen Ribéry, der FC Bayern sei im Trainingslager in Katar "noch besser" geworden, bremst Sammer routiniert mit dem Hinweis, man kehre aus der "Scheinwelt" des Wüstenstaats jetzt in die "harte Realität" zurück. "Es sind noch nicht alle Spieler in Topform", mahnte Sammer in Bochum, "wir haben also auch in dieser Woche noch reichlich zu tun."

Eleganter Tänzer: Franck Ribéry (Mitte) deutete beim 5:1-Testspielsieg in Bochum an, dass er wieder zu alter Form gefunden hat. (Foto: dpa)

Die Vokabel "reichlich" findet sich nicht in Robbens Ausführungen, wenn er über die Woche vor dem Rückrundenstart nachdenkt. "Kleinigkeiten" seien noch zu verbessern, sagte der Niederländer, der zum 5:1 in Bochum an seinem 31. Geburtstag zwei Tore und eine Vorlage beigetragen hatte. Man müsse zudem wieder "frisch im Kopf" werden, und dann sei man schon bereit für das Spiel in Wolfsburg, dem sich eine Heimpartie gegen einen weiteren Verfolger anschließt: gegen den FC Schalke 04.

Wenn man Sammer mit dem Gedanken an eine erneute Meisterfeier im März konfrontiert, zieht er die Augenbrauen zusammen und schilt die Debatte über eine vermeintlich fade Bundesliga als "scheinheilige Diskussion". Im Leistungssport gehe es darum, "dass man da, wo man ist, gute Arbeit abliefert, und wir werden uns niemals dafür rechtfertigen, dass wir elf Punkte Vorsprung haben - wir haben einfach nur unsere Arbeit zu erledigen."

Diese Arbeit werden in Wolfsburg in den Abwehrmännern Rafinha, Dante, Boateng und Bernat, mit den Mittelfeldspielern Schweinsteiger und Alonso sowie dem Offensivquartett Robben, Müller, Ribéry und Lewandowski wohl jene zehn Feldspieler erledigen, die Guardiola nebst Torwart Neuer in Bochum als Startelf installiert hatte. Der einzige Spieler, der die 90 Minuten im Ruhrgebiet durchspielen durfte, war der Stürmer Robert Lewandowski, aber eine gute Chance hat er sich trotzdem nicht herausgespielt.

© SZ vom 26.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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