Fußball-Bayernliga:Zittern in Ruhmannsfelden

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Mit viel Mühe gelingt Wolfratshausen ein Sieg beim Schlusslicht

Von Andreas Liebmann, Wolfratshausen

Am vergangenen Donnerstag hatte sich Jona Lehr aus dem Bett geschält, für ein paar wenige Minuten Lauftraining. Schön sachte, denn in seinem Körper steckte ein hartnäckiger Grippevirus. Wer nun wissen wollte, wie es am Samstagnachmittag für seinen BCF Wolfratshausen in Ruhmannsfelden stand, der konnte sich das spätestens daraus erschließen, dass in der Halbzeitpause Trainer Reiner Leitl auf Lehr zuging: Es helfe nichts, er werde ihn sofort einwechseln müssen, erklärte er. Eine Halbzeit lang müsse der 25-Jährige durchhalten. Irgendwie.

Es stand also schlecht für den BCF. Die SpVgg Ruhmannsfelden ist abgeschlagener Letzter der Bayernliga Süd. Mit 19:80 Toren bis zu diesem Duell, noch kein einziger Heimsieg war ihr gelungen. Wenige Minuten nach Lehrs Einwechslung wurden es 81 Gegentore, der BCF erzielte das 1:0 - so stand es dann bis zum Abpfiff. Doch dafür hatten die Gäste alles in die Waagschale werfen müssen, was sie überhaupt zur Verfügung hatten. Und das war nicht viel.

Denn auch der BCF hatte eine ungünstige Serie hinter sich, vier sieglose Partien nacheinander im Schlussspurt der Liga, mit 2:11 Toren. "Man hat gemerkt: Alle waren total nervös, sie wollten, aber sie waren mit sich beschäftigt. Die ganze Mannschaft war verunsichert", beobachtete der Sportliche Leiter Klaus Brand. Viele junge Spieler müssten seit Wochen Verantwortung tragen. "Denen geht jetzt der Dampf aus", so Brand, "sie brauchen erfahrenere Nebenleute, von denen sie geführt werden." Namen wie Schuhmann, Höferth, Rauch oder Pummer fallen einem ein, Marinkovic, Edlböck, Müller oder Guèye - doch das ist sie Liste der Fehlenden. Viele von ihnen werden in dieser Saison wohl gar nicht zurückkehren. Und so war der magere 1:0-Sieg für den BCF Gold wert. "Wir wollten nicht die ersten sein, die hier verlieren", gab Brand zu, außerdem sind die drei Punkte von existenzieller Bedeutung, um nicht doch noch abzusteigen. 39 haben sie jetzt auf dem Konto, "drei, vier werden wir noch brauchen", fürchtet Brand.

Wenigstens waren Christian Duswald (nach Sperre) und Janis Hoffmann (nach Prüfungen) zurückgekehrt, dennoch gelang vor der Pause wenig. Danach brachte Lehr als zusätzlicher Angreifer Schwung. Innenverteidiger Onur Misirlioglu hatte im Anschluss an eine abgewehrte Standardsituation eine Flanke per Direktabnahme zum 1:0 (51.) verwandelt, vier Minuten später Lehr nach schöner Aktion nur den Pfosten getroffen. "Sonst hätten wir Ruhe gehabt", sagte Brand. Ruhmannsfelden hatte wenig zwingend nach vorne gebracht, doch ein paar hohe Bälle mussten die Gäste nun noch überstehen, ehe der Sieg sicher war.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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