Fußball-Bayernliga:Wuchtig wie Mike Tyson

Lesezeit: 2 min

In Pullach geht zuerst der Referee und dann Gegner Vilzing k. o.

Von Stefan Galler, Pullach

Ein paar Minuten waren noch zu spielen, da gingen bei Stefan Treiber die Lichter aus. Der schussgewaltige Pullacher Christoph Dinkelbach hatte dem Referee aus kürzester Distanz den Ball an den Kopf gebolzt, der Spielleiter ging in die Knie. "Das war wie ein Schlag von Mike Tyson", sagte Pullachs Trainer Frank Schmöller nach der Partie. "Wir haben uns doppelt Sorgen gemacht", so der Coach weiter. "Erstens um den Schiri und zweitens darüber, dass das Spiel womöglich abgebrochen werden muss. Es war ja kein Ersatzmann da." Letztlich konnte Treiber die Begegnung zu Ende leiten, Pullach besiegte die DJK Vilzing 2:1 (1:0) und bleibt auch nach 20 Saisonspielen unbesiegt Erster.

Es war ein kurioser Samstagnachmittag, der sich da an der Gistlstraße abspielte. Die Gastgeber starteten hellwach. Nach einem eigentlich missglückten Eckball kam der Ball zu Tim Sulmer, dessen Zuspiel verwertete Martin Bauer mit ein bisschen Glück: Der Ball prallte vom Innenpfosten zum 1:0 ins Netz (4.). "Und dann müssen wir eigentlich das zweite und dritte nachlegen", erinnerte der Trainer an mehrere Versäumnisse, doch allen voran Sulmer und Dinkelbach vergaben ihre Chancen leichtfertig. Als Daniel Leugner den Ball im eigenen Sechzehner an den Arm bekam, entschied der Unparteiische auf Elfmeter, doch Michael Hofmann parierte den Schuss von Markus Dietl. Im zweiten Versuch traf Tobias Bräu den Innenpfosten (24.) - vom Glück waren die Vilzinger in dieser Partie wahrlich nicht verfolgt.

Dazu kam dann in Abschnitt zwei auch noch eigenes Ungeschick: Christoph Schwander haute Michael Hutterer im Mittelfeld aus den Schuhen, dafür gab es eine glatte rote Karte. "Gelb kann man geben, Rot auf keinen Fall", schimpfte DJK-Co-Trainer Thomas Seidl. Schmöller sah es etwas anders: "Wenn ich ständig herumgrätsche, besteht das Risiko, dass ich mal zu spät komme. Und dann muss man sich auch nicht beschweren." Doch auch in Unterzahl gaben sich die Oberpfälzer keineswegs geschlagen, sie machten Druck, aber zum Ausgleich kamen sie nicht. Die Pullacher verlegten sich aufs Kontern, vergaben aber ein ums andere Mal gute Überzahlsituationen. Bis Leugner den idealen Pass auf Sulmer spielte und der junge Stürmer zum 2:0 abschloss (76.).

Es folgten der K. o. des Schiedsrichters und eine turbulente Schlussphase inklusive Bräus 1:2-Anschluss (90.+1), dann war es vorbei und der Tabellenführer konnte einen weiteren Sieg feiern. Sportlich steht noch das Spiel in Sonthofen aus, dann geht Pullach als souveräner Spitzenreiter in die Winterpause. Doch Schmöller erinnert an zwei weitere Pflichten: "Die Weihnachtsfeier und unser traditionelles Wochenende mit der Mannschaft in Kitzbühel."

Gerüchte, er werde womöglich in der Winterpause bei einem entsprechenden Angebot eine neue Herausforderung suchen (in Pullach hat man bekanntlich einen Regionalligaaufstieg mangels Infrastruktur kategorisch ausgeschlossen), weist der 50-Jährige weit von sich: "Erstens bin ich einer, der seine Verträge erfüllt, und zweitens fühle ich mich in Pullach sehr wohl", bekräftigte der ehemalige Profi. Allerdings wisse "keiner, was im Sommer passiert". Eine mögliche Vertragsverlängerung macht Schmöller von der Personalie Theo Liedl abhängig: "Ohne ihn würde Pullach in der Landesliga oder Bezirksliga spielen", sagt der Trainer über den Manager. Sollte Liedl, was denkbar erscheint, künftig kürzertreten, wären die Bedingungen beim Sportverein für einen Übungsleiter vermutlich nicht mehr vergleichbar. Davon ist Schmöller überzeugt: "Ich mache mein Bleiben zwar nicht zwingend von sportlichen Voraussetzungen abhängig, aber das würde die Ziele natürlich erheblich erschweren."

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: