Fußball-Bayernliga:Variantenreich gescheitert

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Sein überraschender Freistoß traf nur den Pfosten: Sebastiano Nappo. (Foto: Schunk)

Heimstetten verpasst gegen Sonthofen beste Gelegenheiten

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Auf der Suche nach Erklärungsversuchen fiel Heiko Baumgärtner unter anderem ein, dass Orhan Akkurt "seine Quote nicht erfüllt" habe. Der Angreifer des SV Heimstetten hatte in der Partie gegen den FC Sonthofen vier gute Chancen gehabt und keine genutzt. Damit ist Akkurts Torquote in diesem Spiel von zuvor etwa 100 Prozent auf null Prozent gesackt.

Weitere Gründe für die unglückliche 0:1-Niederlage am späten Samstagnachmittag waren nicht so leicht zu greifen. Eigentlich hatte die Mannschaft alles richtig gemacht, fand Trainer Baumgärtner: "Du spielst gegen einen punktgleichen Tabellenführer, spielst ihn 90 Minuten an die Wand und hast zahlreiche Chancen", ärgert sich der 33-Jährige. Drei gute Chancen hatten die Sonthofener gehabt, zwei davon hatte Heimstettens Torwart Marijan Krasnic sehenswert entschärft (57., 88.), nur bei einem Konter über die linke Abwehrseite in der 35. Minute war er machtlos: Anil Dikmen schob den Ball ungestört flach ins ferne Eck.

Abgesehen von nicht erfüllten Torquoten war Baumgärtners fußballerische Planwirtschaft voll aufgegangen, gerade deshalb wer er nach dem Spiel so enttäuscht. Er habe irgendwann aufgehört, die guten Chancen zu zählen, sagte er, "was kann man noch mehr machen"? Nach zuletzt sieben Bayernliga-Spielen mit nur vier Punkten hatte er sich etwas einfallen lassen. So ließ er das Team in einem ungewohnten 4-1-4-1-System auflaufen, "um etwas mehr Druck auf den Gegner auszuüben", wie Baumgärtner sagte. Es klappte: Sonthofens Abwehr kam mit Heimstettens Pressing nicht zurecht. Nur hatte das keine Konsequenzen.

Darüber hinaus habe er seine Mannschaft "mit Flexibilität auf einen kompakten Gegner vorbereitet". Die Angriffe der Gastgeber waren tatsächlich variabel. Zunächst traf Sebastiano Nappo mit einem überraschenden Freistoß nur den Pfosten (8.), in der 16. Minute vergab Akkurt seine erste Großchance, als Sonthofens Torwart Kevin Fend einen harten Schuss nicht festhalten konnte (16.). Kurz darauf zeigte der SVH einen eingeübten Freistoßtrick über drei Stationen, bei dem ein Sonthofener Spieler eher zufällig ein Bein dazwischen bekam.

Baumgärtner fiel noch ein weiteres Lob für seine Mannschaft ein: "Sie ist nach dem 0:1 nicht weggeknickt", sagte er. Tatsächlich hatte Heimstetten in den 20 Minuten nach der Pause die beste Phase, schnürte Sonthofen komplett in der eigenen Hälfte ein. Hereingaben von der Grundlinie, Schüsse aus kurzer Distanz, die geblockt wurden, Kopfbälle nach guten Flanken - es half alles nichts, das Tor wollte einfach nicht fallen.

Das Pech beschränkte sich nicht nur auf die Chancenverwertung. Gegen Sonthofen saßen ohnehin nur drei Feldspieler auf der Ersatzbank, dann verletzte sich auch noch Özgür Sütlü nach einem unglücklichen Zusammenprall. "Ihm ist sehr schwindlig", sagte Baumgärtner später. Zwar kam für Sütlü der gerade wieder genesene Memis Ünver ins Spiel. Doch dann bekam unmittelbar vor dem Schlusspfiff auch noch Maximilian Hintermaier einen Schlag auf den Knöchel, die Diagnose steht noch aus.

Heimstettens Manager Michael Matejka sagte, angesichts der Verletzungsmisere müsse er überlegen, ob man "personell nachlegen" könne. Eine Trainerdebatte jedenfalls werde es nicht geben. "Ihn infrage zu stellen, da würde ich mich wehren. Die Spieler ziehen mit, das sieht man ja", sagte Matejka mit fester Stimme. Baumgärtner saß unmittelbar neben ihm und nickte. Er fand an diesem Abend keine weiteren Erklärungen mehr für das Vergangene. Aber zumindest ein wenig Zuversicht für die Zukunft.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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