Fußball-Bayernliga:Prophet im Trainingsanzug

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"Es ist schon gigantisch": Pullachs Serie hält auch beim 2:0-Erfolg in Vilzing an

Von Stefan Galler, Pullach

Manchmal ist der Trainer eben auch so eine Art Prophet, der seiner Mannschaft in schwierigen Situationen dadurch weiterhilft, dass er ihr eine glorreiche Zukunft voraussagt. Frank Schmöller, Coach des Bayernliga-Zweiten SV Pullach, kam beim Spiel in Vilzing am Samstag zur Pause in die Kabine und musste feststellen, dass seine Spieler daran zweifelten, dass ihre Erfolgsserie nach dieser Reise in den Bayerischen Wald noch immer Bestand haben würde. 0:0 stand es da, und dieses Zwischenergebnis war durchaus glücklich für die Isartaler gewesen. Doch dann kam Schmöllers Ansprache: "Ich habe ihnen gesagt, dass Vilzing dieses Tempo und diese Aggressivität nie und nimmer 90 Minuten würde durchhalten können", verriet der erfahrene Übungsleiter hinterher.

Er sollte Recht behalten: Der zunächst enorm unbequeme Gegner ließ mehr und mehr nach. Dazu kam ein bisschen Pullacher Glück, weil Orhan Akkurt mit einem platzierten Schuss aus der zweiten Reihe das 0:1 gelang (63.). "Ich bin mir nicht sicher, ob er den Ball genau dorthin haben wollte", sagte Schmöller. "Aber bei einem Spieler, der in 22 Spielen 24 Mal trifft, würde ich mal nicht von Glück sprechen." Ganz egal, ob Zufall oder Kalkül: Der Treffer fiel durch die erste gelungene Offensivaktion des Sportvereins, wohingegen Vilzing vor dem Wechsel drei richtig dicke Gelegenheiten verstreichen ließ, einmal scheiterte Sebastian Niebauer an Pullachs Torwart Sandro Volz (6.), zweimal vergab Michael Hamberger (13./30.).

Den Aufstieg will Pullach im Blick behalten. Coach Frank Schmöller schärft seiner Elf aber ein, sich immer aufs nächste Spiel zu konzentrieren. (Foto: Claus Schunk)

Dass die gastgebende DJK nach dem Akkurt-Treffer nicht mehr zusetzen konnte, überraschte Hellseher Schmöller keineswegs: "Das ist dann auch eine Frage der Psyche. Mit unserem Führungstor war das Spiel durch." Zumal der Gegner in der Schlussphase in Unterzahl agieren musste, nachdem Christoph Weidner wegen wiederholter Regelbrüche die gelb-rote Karte gesehen hatte (82.). Kurz danach stach Joker Gianluca Simari, der den 2:0-Endstand herstellte. "Die Situation ist nicht einfach für ihn. Er ist ein richtig guter Fußballer, spielt momentan aber nur selten. Da erwarte ich mir eine Einstellung, wie er sie diesmal gezeigt hat", so Schmöller.

Mit dem achten Sieg nacheinander und mittlerweile elf Partien in Serie ohne Niederlage sind die Pullacher weiterhin ein ganz heißer Kandidat für die Meisterschaft. "Es ist schon gigantisch, was Pipinsried und wir da vorne bieten", sagt der SVP-Trainer. "Normalerweise müsste man mit 51 Punkten schon neun Zähler Vorsprung haben." Doch Pipinsried bleibt ebenso stabil wie die Isartaler, das Rennen um Platz eins wird sich erst spät entscheiden.

Ebenso wie die Frage, ob der Sportverein tatsächlich einen Aufstieg in die Regionalliga im Kreuz hat. Manager Theo Liedl weilte am Samstag in Heimstetten beim Viertligaspiel gegen Bayern München II. "Er hat mich angerufen und gemeint, es werde ihm angst und bange, wenn er sich ausmalt, wie so ein Spiel mit 1000 Zuschauern an der Gistlstraße stattfinden soll", erzählt Schmöller. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit." Dennoch wollen die Pullacher den Aufstieg angehen, die Gespräche mit der Gemeinde laufen. Ein großer Umbau des Stadions scheint kaum realisierbar, der Platz liegt mitten im Wohnviertel. Für Schmöller ist das Thema Nebensache. Noch. "Wir tun gut daran, uns immer aufs nächste Spiel zu konzentrieren. Schon jetzt auf die vierte Liga zu schauen, wäre absolut fatal."

© SZ vom 17.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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