Fußball:Abschied nach der Erntezeit

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Der FC Deisenhofen klopft dank seiner starken Nachwuchsarbeit in dieser Saison laut an das Tor zur Bayernliga. Doch ausgerechnet einer der Väter des Erfolgs, Trainer Dieter Meixelsberger, hört auf

Von Stefan Galler, Oberhaching

Es ist vielleicht nicht so wie beim FC Barcelona, wo schon den Jüngsten das Tiki-Taka quasi in die Wiege gelegt wird. Aber so eine Art Philosophie haben sie in den vergangenen Jahren auch beim FC Deisenhofen entwickelt. "Uns geht es schon darum, Fußball im sprichwörtlichen Sinne zu spielen und nicht die Bälle wild nach vorne zu hauen", sagt Franz Perneker. Der 41-Jährige ist seit 15 Jahren Technischer Leiter und damit verantwortlich für das Wohl und Wehe der Balltreter.

Zumindest entscheidet er gemeinsam mit dem Vorstand darüber, welche Spieler verpflichtet werden und trägt Sorge dafür, dass ein Trainer am Ruder sitzt, der die Ausrichtung des Klubs verkörpert und den Ruf, den sich der FCD mittlerweile in der Jugendarbeit erworben hat, vertritt. Zuletzt war das Dieter Meixelsberger, den sie in Deisenhofen "Katsche" nennen. Seit zehn Jahren ist der frühere Spieler im Trainerstab des Vereins tätig, im Winter 2010/11 beerbte er Mike Probst als Coach der ersten Mannschaft. Meixelsberger qualifizierte sich mit dem Team im Sommer 2012 für die neue Landesliga Südost, in der laufenden Spielzeit klopft der Klub aus der Gemeinde Oberhaching erstmals ans Tor zur Bayernliga. "Das wäre in dieser Saison ein absolutes Zuckerl", sagt Perneker, der zugibt, dass das "finale Ziel" sehr wohl die Bayernliga sei: "So ehrlich muss man sein."

Für Deisenhofens Landesliga-Fußballer ist der Aufstieg noch ein Thema. Nur der angekündigte Rückzug ihres Übungsleiters trübt die Stimmung. (Foto: Johannes Simon)

Der Antrieb ist dabei die Jugendarbeit, wie Perneker klarstellt: "Die besten Nachwuchsspieler bleiben nur, wenn die erste Mannschaft in einer entsprechenden Spielklasse kickt. Wir wollen die Früchte selbst ernten und nicht dabei zusehen, wie unsere Talente nach Heimstetten oder Garching abwandern."

Allerdings wird die fußballerische Ernte von diesem Sommer an von einem anderen Cheftrainer eingefahren. Meixelsberger, 48, nimmt nach dieser Spielzeit seinen Hut und will eine Pause einlegen. "Als er mich vor Weihnachten zum Gespräch gebeten hat, sagte er: Ihr werdet euch mit einem neuen Trainer anfreunden müssen", erzählt Perneker, der den Übungsleiter noch zu einer kurzen Bedenkzeit überreden konnte. Doch die Überlegungen änderten am Entschluss nichts mehr. Meixelsberger sieht die Entwicklung des Teams unter seiner Führung als abgeschlossen an: Mehr sei im Offensivspiel zumindest im Amateurbereich nicht drin, begründete er seinen Entschluss. "Es ist keine Trennung, er hört einfach auf", sagt Perneker.

Die Fahndung nach einem Nachfolger ging zunächst in alle Richtungen - um am Ende im eigenen Verein zum Ziel zu führen. Peter Schmidt, 32 Jahre alter Gymnasiallehrer aus Oberfranken und seit Sommer 2013 Coach der U19-Junioren, wechselt auf den Chefsessel bei den Männern. Der Bruder des früheren Unterhachinger Jugendtrainers Marco Schmidt kam vom damaligen Landesligisten TSV Neudrossenfeld aus der Nähe von Bayreuth nach Deisenhofen. Dort lief es mit der A-Jugend von Anfang an prächtig. Von Februar 2014 an coachte Schmidt dann nebenbei auch noch die erste Mannschaft seines ehemaligen Vereins: "Neudrossenfeld kam mit seinem Nachfolger nicht zurecht, dann ist Peter jeden Dienstag und Donnerstag die 270 Kilometer dorthin gefahren, um beim Training dabei zu sein. Montags, mittwochs und freitags hat er unsere U19 trainiert", sagt Perneker. "Da sieht man schon, mit welchem Elan er an seine Aufgaben herangeht."

Nachwuchstrainer Peter Schmidt wird neuer Chefcoach. (Foto: Claus Schunk)

Das Ergebnis der Saison konnte dann perfekter nicht sein: Peter Schmidt stieg im vergangenen Sommer mit dem Deisenhofener Nachwuchs in die Bayernliga auf - und schaffte das gleiche Kunststück mit der Männer-Elf des TSV Neudrossenfeld. Und weil er sich auch in der neuen Saison mit dem FCD-Nachwuchs in der ungewohnten Spielklasse prächtig schlägt, war er plötzlich der Top-Kandidat im Rennen um den Cheftrainerposten. Sogar noch vor Roman Tyce, dem früheren tschechischen Nationalspieler, der derzeit Meixelsbergers Assistent ist. "Roman ist ein super Typ, wir wollen ihn als Co-Trainer halten und haben ihm schon ein entsprechendes Angebot gemacht", sagt Perneker. Tyce, 37, ist fest in Klub und Gemeinde verwurzelt, seine Tochter spielt beim SC Deisenhofen Squash. Im Winter war Roman Tyce einer der Hauptgaranten, dass der FC Deisenhofen bayerischer Futsal-Meister wurde. "Wenn er nicht gerade gesperrt war", wie Perneker augenzwinkernd anmerkt.

Neun Spiele vor Saisonende ist nicht ausgeschlossen, dass Meixelsberger seine Amtszeit mit dem Aufstieg krönt, auch wenn es am vergangenen Wochenende nach dem 1:0-Erfolg gegen Tabellenführer Kirchanschöring wieder einen Dämpfer gegeben hat: Durch ein spätes Gegentor von Lukas Kuhn (78.) unterlag Deisenhofen beim SV Erlbach mit 0:1 und liegt jetzt sechs Punkte hinter Relegationsrang zwei. Doch sie lauern noch auf ihre Chance: "Kirchanschöring und Hallbergmoos reden unentwegt von der Bayernliga. Vielleicht sind ja wir der lachende Dritte", sagt Perneker. Ostermontag könnte vorentscheidend sein, dann spielt der FCD in Hallbergmoos.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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