Ferdinand Oswald:"Verteidigen wollte ich nicht"

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Lob von Louis van Gaal: Ferdinand Oswald, 19, ist der Mann für alle Notfälle beim FC Bayern München. Im Gespräch verrät er, wie es zu seinem Einsatz im Profiteam kam.

Philipp Schneider

Ferdinand Oswald, 19, dritter Torwart beim FC Bayern München II, ist am Samstag wegen zahlreicher Abstellungen an das Profiteam von Louis van Gaal und einiger Verletzungen während des Spiels gegen Wacker Burghausen (1:1) 60 Minuten lang in der 3. Liga zum Einsatz gekommen. Als Stürmer. Philipp Schneider hat mit ihm gesprochen.

"Ich hatte schon sehr schwere Beine": Ferdinand Oswald, 19, dritter Torwart des FC Bayern München II. (Foto: Bongarts/Getty Images for DFB)

SZ: Herr Oswald, Ihre Mannschaft spielt an diesem Dienstag um 19 Uhr bei den Kickers in Offenbach - 90 Minuten Zeit für Sie, sich auf der Bank von den Strapazen des Samstags zu erholen?

Ferdinand Oswald: Ich hatte schon sehr schwere Beine. Nun wurde ich aber leider aus dem Kader gestrichen und habe am Dienstag einen freien Tag.

SZ: Herrjemine! Nur weil Sie als Rechtsaußen kein Tor geschossen haben?

Oswald: Nein, natürlich nicht. Das hatte ich ja nicht ernsthaft vor. Auch wenn ich vor dem Spiel in der Kabine gewitzelt habe, dass ich schon treffen würde, wenn ich denn meine Chance bekäme.

SZ: Sie haben mit dem Einsatz gerechnet?

Oswald: Ich kam am Samstag in die Kabine, da meinte unser Torwarttrainer: "'Junge, zieh' Dir die rote Hose an und die schwarzen Stutzen, könnte sein, dass wir dich brauchen. Auf dem Feld." Aber mein Trikot war ja noch nicht da, das kam erst viel später.

SZ: Es war Ihr dritter Einsatz für BayernII, zweimal standen Sie im Tor. Sie hätten ja auch nach dessen Verletzung Daniel van Buyten in der Innenverteidigung ersetzen können, dann hätte der gelernte Stürmer Thomas Kurz vorne Tore schießen können.

Oswald: Hermann Gerland hat mich vor der Einwechslung gefragt, auf welcher Position ich denn spielen will. In der B-Jugend habe ich als rechter Verteidiger gespielt. Verteidigen wollte ich aber nicht, so viel Verantwortung war mir dann doch zu viel. Wir haben uns dann auf Rechtsaußen geeinigt. Der Trainer hat das für eine gute Idee gehalten, da müsse ich nur laufen und kämpfen.

SZ: Sie haben ziemlich bald angefangen zu keuchen. Gerland hat Sie dann irgendwann an die Außenlinie beordert. Was hat er Ihnen ins Ohr geflüstert?

Oswald: Er wollte mir sagen, dass ich mich weiter hinten ausruhen soll, und wenn ich schon konditionell am Ende sei, nicht einfach nur in der Spitze rumstehe.

SZ: Andererseits wurden Sie kaum gedeckt. Hat Burghausen Sie etwa nicht ernst genommen?

Oswald: Anscheinend. Mich hat aber auch gewundert, dass deren linker Verteidiger so wenig nach vorne gearbeitet hat. An Burghausens Stelle hätte ich das ausgenutzt. Überlegen Sie mal: Ein Torwart als Feldspieler! Ich bin ja Torhüter geworden, weil ich nicht so viel laufen wollte. Das hat sich am Samstag bestätigt.

SZ: Sie haben dafür sehr viel gestikuliert und den Mitspielern Anweisungen gegeben, wo sie zu stehen, wie sie zu laufen haben. Typisch Torwart?

Oswald: Ja, klar. Ich wollte mich nützlich machen. Mir war klar, dass ich nach vorne nicht viele Akzente setzen konnte. Also habe ich versucht, der Mannschaft ein paar Hilfestellungen zu geben.

SZ: Gab es denn Lob oder sonstige Reaktionen auf Ihr Debüt als Stürmer?

Oswald: Mit Gerland habe ich nach dem Spiel nicht gesprochen. Mag sein, dass er sauer war wegen des Gegentreffers in der letzten Minute. Louis van Gaal hat mich gelobt, weil er gehört hatte, dass ich gut gespielt haben soll. Meine Freundin hat mich in der Vergangenheit immer damit aufgezogen, dass ich nicht Fußballspielen könne. Das sagt sie jetzt nicht mehr. Das Stürmertrikot hat ihr bloß optisch nicht so gut gefallen. Ich hänge es mir trotzdem an die Wand, als Erinnerung an meinen hoffentlich letzten Einsatz als Feldspieler.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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