FC Pipinsried:Neue Zeit, alte Sorgen

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Wer wird denn gleich den Kopf in den Rasen stecken? "Wir haben den Abstiegskampf nicht angenommen", sagte Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler, nachdem sein Team - vorne Andreas Shcuster nach einem Zusammenprall mit Johannes Golla - die erste Halbzeit verschlafen hatte. (Foto: Niels P. Joergensen)

Im ersten Heimspiel nach und ohne Gründungspräsident Konrad Höß unterliegt die Mannschaft von Spielertrainer Fabian Hürzeler der SpVgg Bayreuth - und steckt nun mitten im Abstiegskampf.

Von Raphael Weiss, Pipinsried

Als nach 62 Minuten der Ball zum ersten Mal gefährlich vor das Bayreuther Tor kam, war das Spiel bereits gelaufen. Kasim Rabihic hatte nach einer schönen Kombination die Kugel im Strafraum bekommen, ließ zwei Gegner aussteigen und schloss ab. Der Ball klatschte an den Pfosten, Atdhedon Lushi verwertete den Abpraller direkt zum 1:3. Der Ehrentreffer. Mehr als eine Stunde lang hatte sich der FC Pipinsried nicht eine einzige Chance herausgespielt. "Wir haben den Abstiegskampf nicht angenommen", sagte Spielertrainer Fabian Hürzeler. "Wir haben die komplette erste Halbzeit verschlafen."

Zum Abstiegsduell in der Regionalliga zwischen dem FC Pipinsried und der SpVgg Bayreuth waren 270 Zuschauer gekommen. Weil sie in den ersten 20 Minuten außer einer Chance der Gäste kaum etwas zu sehen bekamen, was es rechtfertigen würde, frierend im Stadion zu sitzen, begannen sie auf der Tribüne zu murmeln. Über den FC Bayern, über die Weltmeisterschaft, aber vor allem über den einen Mann, der am Samstag gar nicht ins Stadion gekommen war: Konrad Höß. Es war das erste Heimspiel, nachdem Höß, 51 Jahre lang Gründungsvorsitzender des FC, sein Amt abgegeben hat. In der vergangenen Woche hatte er sich mit seinen Nachfolgern überworfen. Es ging dabei auch um seine zukünftige Rolle im Verein.

Mit seiner Abwesenheit setzte Höß ein Zeichen. "Aus unserer Sicht gab es keinen Grund, warum er nicht hätte kommen können. Im Gegenteil, wir hätten uns gefreut", sagte Martin Schmidl, der neue stellvertretende Vorsitzende des FC Pipinsried. "Als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe, hat er gesagt, er setzt jetzt einmal aus. Ich gehe davon aus, dass er nächstes Mal wieder da ist." Diejenigen, die gekommen waren, sahen ein zähes Spiel.

Es war eine wichtige Begegnung im Kampf um den Klassenerhalt. Sechs Punkte trennten den 14. und den 16. der Tabelle voneinander. Die Ausgangsposition schien beide Mannschaften zu beeindrucken, in der Anfangsphase ging es vor allem darum, keine Fehler zu machen. Pipinsried stand tief, versuchte mit weiten Pässen, den Gegner zu überwinden, hatte aber damit nicht den geringsten Erfolg.

"Wir kriegen zwei Mal das gleiche Tor. Dumm verteidigt", sagt Fabian Hürzeler

In der 27. Minute bekam Bayreuths Dominik Schmitt an der Strafraumkante den Ball und jede Menge Platz. Seine Flanke fand Patrick Hobsch, der unbedrängt ins Tor köpfelte. Mit der Führung wurde Bayreuth mutiger, rückte weit auf und störte früh den Pipinsrieder Spielaufbau. Zehn Minuten nach dem 1:0 bekam Schmitt den Ball an der gleichen Stelle noch einmal, entschied sich gegen die Flanke, drang in den Strafraum ein und schoss selbst. Der Ball prallte an den Kopf von Pipinsrieds Markus Achatz und ging unhaltbar für Thomas Reichlmayr ins Tor. "Wir haben dumm verteidigt. Wir kriegen zwei Mal das gleiche Tor", sagte Hürzeler nach dem Spiel.

Noch in der Pause kam der Spielertrainer früh aus der Kabine, diskutierte mit den Ersatzspielern und stellte das System seiner Mannschaft komplett um: Aus dem 4-3-3 wurde ein 3-5-2. Hürzeler riskierte eine deutlich offensivere Aufstellung, um das Spiel noch herumzureißen. Doch wenige Sekunden nach Wiederanpfiff wurde das Risiko bestraft: Ballverlust, schnelles Umschaltspiel von Bayreuth und ein wunderschöner Pass auf Ivan Knezevic, der aus 16 Metern abschloss - das 3:0 für die Gäste (47.).

Obwohl sich Bayreuth danach komplett zurückzog, dauerte es 15 Minuten, bis der FC Pipinsried erstmals gefährlich vor das gegnerische Tor kam und daraus das 1:3 machte. Die taktischen Umstellungen zeigten von diesem Zeitpunkt an Wirkung. Pipinsried kombinierte gut und erspielte sich über die Außen immer wieder Möglichkeiten. Aber weder Lushi konnte nach guter Flanke von Rabihic das Spiel noch einmal spannend machen (67.), noch der abgefälschte Schuss von Hürzeler (82.) oder der wuchtige Distanzschuss von Rabihic (88.). So blieb es beim 1:3.

Pipinsried trennen jetzt nur noch drei Punkte von Bayreuth und somit von den Relegationsplätzen. "Mit der heutigen Leistung bin ich nicht zufrieden. Wir sind jetzt mitten im Abstiegskampf angekommen", sagte Hürzeler und fügte an: "Aber wie wir trotz 0:3-Rückstand gespielt haben und nicht auseinandergefallen sind, zeigt mir, dass wir diese Situation meistern können."

Das erste Heimspiel in der Zeit nach Konrad Höß ist misslungen. Zumindest musste er nicht dabei zusehen.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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