Eishockey:Noch lange nicht satt

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Der Mann mit dem Blick für den besser postierten Mitspieler: Keith Aucoin hat auch die besten Statistiken der gesamten Liga. (Foto: Peter Schatz/imago/ActionPictures)

Mit 39 Jahren ist Münchens Keith Aucoin der bestimmende Stürmer der Deutschen Eishockey Liga.

Von Christian Bernhard

Die Kochkünste seiner Ehefrau sind sicher nicht der einzige Grund dafür, dass Keith Aucoin derzeit in Eishockey-Deutschland in aller Munde ist. Doch auch diese scheinen ihren Teil dazu beizutragen. "Sie kocht mir vor den Spielen großartiges Essen", sagt Aucoin - und lächelt. Der Angreifer des EHC Red Bull München wird aktuell von allen Seiten beleuchtet, es steht die Frage im Raum: Wie kann es sein, dass ein knapp 40-Jähriger die Deutsche Eishockey Liga (DEL) derart dominiert?

20 Partien sind mittlerweile gespielt, und Aucoin bringt Zahlen auf den Tisch, die Appetit machen: Seine 24 Torvorlagen sind ebenso wie seine 30 Scorerpunkte einsame Spitze. "Keith weiß, wohin der Puck muss", sagt EHC-Trainer Don Jackson. Aucoin selbst erklärt, er beschäftige sich nicht so sehr mit den Statistiken. "Als ich jünger war, habe ich mir das öfter angeschaut", sagt er. Jetzt nehme er es hin. Denn im Vordergrund stehe einzig, "Spiele und Titel" zu gewinnen: "Das ist alles, worum es geht." Damit das nach zwei Meisterschaften in Serie weiterhin gelingen kann, hat er in den vergangenen Jahren kleine Änderungen an seinem Setup vorgenommen. Aucoin trainiert vermehrt im Ausdauer-Bereich, läuft viel im Sommer. "Sein Fokus liegt etwas mehr auf Erholung", sagt Jackson, der ihm bei vielen Spielen ein Eis-Training unter der Woche erspart. Den Rest macht die Erfahrung. "Ich antizipiere Spielzüge besser als früher", sagt der Stürmer, "ich weiß, wo ich zu sein habe."

Wäre nur noch die Sache mit seinem Schuss zu klären. "Er denkt vielleicht, er hat keinen so guten", sagt Jackson. "Wir sagen ihm aber: 'Du hast ihn'." Aucoin wird aber auch in Zukunft lieber passen, statt selbst abzuschließen. "Das war immer mein Spiel", betont er, "und das werde ich auch nicht mehr ändern." Das liegt auch daran, dass er einen für seine Größe extrem langen Schläger spielt. Dieser ist in etwa gleich groß wie jener des 22 Zentimeter größeren Konrad Abeltshauser. Die damit gesteigerte Reichweite hilft Aucoin in Unterzahl, wo er ebenfalls eine zentrale Rolle beim EHC einnimmt. Direktabnahmen werden durch den langen Schläger aber deutlich erschwert. Noch ein Grund mehr, warum Aucoin sagt: "Ich passe lieber, als zu schießen." Dass er wenig auf schöne Zahlenspiele gibt, bewies Aucoin auch am Abend vor seinem Geburtstag. Seit diesem Montag ist Aucoin 39 Jahre alt, sein Torekonto schraubte er trotzdem von 39 auf 40.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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