Eishockey:Entspannt Euch!

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Meister EHC München müht sich gegen harmlose Schwenninger zu einem 3:1-Sieg. Auch Trainer Don Jackson bleibt die Verkrampfung seiner Spieler nach dem holprigen Saisonstart nicht verborgen.

Von Johannes Schnitzler

Konrad Abeltshauser gibt alles. Der Verteidiger des EHC Red Bull München stellt sich in den Dienst der Mannschaft, wo er nur kann. Das wäre natürlich zunächst mal auf dem Eis sinnvoll. Weil der 25-Jährige verletzungsbedingt die ersten drei Spiele in der Deutschen Eishockey Liga aber verpasst hat, bringt er sich derzeit anderweitig ein. Am Dienstag zum Beispiel stemmte der 1,95 Meter große Modellathlet Maßkrüge; die Aktion war Teil des jährlichen Wiesn-Wettkampfs gegen die Fußballer des TSV 1860 und die Volleyballer des TSV Herrsching. Abeltshauser gewann seine Disziplin mit einer Bestzeit von mehr als vier Minuten, gestand aber, dass er es auch nicht mehr sehr viel länger durchgehalten hätte. Am Donnerstag dann mischte Abeltshauser sich mit Trikot und Trachtenhut unter die EHC-Fans in der Nordkurve. In der Pause schrieb Abeltshauser an einem Tisch im Umlauf fleißig Autogramme. Der Nationalspieler war damit einer der Aktivposten beim 3:1 gegen die Schwenninger Wild Wings und tat mehr für die Kundenbindung als die Kollegen auf den Kufen.

Es war ein zäher Abend im Olympia-Eisstadion. Die DEL hat ihren Medienpartnern einen Gefallen getan und den Spielplan so weit in die Breite gezogen, dass nun fast jeden Tag auf irgendeinem Kanal Eishockey live zu sehen ist. Da muss auch der Meister mal an einem grauen Donnerstagabend ran. 3180 Zuschauer verloren sich zwei Tage vor dem Wiesn-Auftakt in der Halle und machten sich überwiegend einen Spaß daraus, die ehemaligen Münchner unter den Schwenningern vokalreich abzufeiern. Vorläufiges amtliches Endergebnis: "Uuuli Maurer" ist nach wie vor Publikumsliebling, "Pat Cortiiina" noch immer der Trainer der Herzen. Der 53-Jährige nahm die Vorlage dankbar auf: "Es ist immer schön, hier zu sein", sagte er mit einem Lächeln.

Kundenbindung in der Kurve: Der verletzte Nationalspieler Konrad Abeltshauser (mit Hut) verfolgt die Partie gegen Schwenningen im Fanblock. (Foto: Markus Fischer/imago)

Der sportliche Unterhaltungswert der Veranstaltung blieb überschaubar. München tat sich vier Tage nach dem ruppigen 0:4-Heimauftakt gegen Ingolstadt schwer mit dem engagierten Schwenninger Forechecking. "Wir sind zu wenig Schlittschuh gelaufen", sagte Trainer Don Jackson, und je länger das torlose erste Drittel dauerte, desto mehr "sind wir verkrampft". Der Plan der Gäste aus dem Schwarzwald, die als Tabellenzwölfte vergangene Saison die Playoffs klar verpasst haben, wäre wohl auch aufgegangen - wenn sie nicht immer wieder "Kleinigkeiten" verschusselt hätten, wie Cortina sagte. Nicht nur einmal versäumten sie es, aus aussichtsreicher Position zu schießen, und wenn sie schossen, dann zu ungenau. Das sollte sich rächen. Mitten in die Schwenninger Druckphase hinein wuchtete Daryl Boyle die Scheibe zum 1:0 für den EHC ins Kreuzeck (32.) - warum der Treffer offiziell Steve Pinizzotto gutgeschrieben wurde, war noch eine der spannenderen Fragen des Abends.

Drei Minuten nach dem Führungstreffer legte Jon Matsumoto gegen seinen ehemaligen Klub das 2:0 nach einer feinen Einzelleistung nach. "Deshalb sind sie Champion", sagte Cortina: München habe seine Tore "zum besten Zeitpunkt geschossen". Das 3:0 von Keith Aucoin (44.) war bereits die Entscheidung, auch wenn Stefano Giliati noch zum 1:3 (48.) traf. "Wir haben versucht, das Spiel noch zu drehen", sagte Cortina. "Aber München ist ein gutes Team und extrem gut gecoacht."

Der extrem gute, aber ebenso bescheidene Don Jackson überhörte wie immer die Komplimente seines Kollegen. Stattdessen machte er sich Gedanken darüber, warum seine Mannschaft in dieser Saison so schwer in Tritt kommt. "Die Spieler packen den Schläger zu hart. Sie müssen etwas mehr relaxen", riet der 61-Jährige zu Gelassenheit. "Aber das sind erfahrene Spieler, die wissen, wie mit der Situation umzugehen ist." Am Sonntag bei der Neuauflage der beiden jüngsten Finals in Wolfsburg ist Konrad Abeltshauser vielleicht schon wieder mit dabei. Am Montag geht die Mannschaft auf die Wiesn.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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