Eishockey-Champions-League:51 Sekunden Hoffnung

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Maximilian Kastner gab vier Wochen nach seiner Verletzung aus der Champions-League-Partie gegen Klagenfurt (Bild) ein vielversprechendes Comeback. (Foto: Matic Klansek/Gepa)

Zwei späte Treffer erhalten dem EHC München beim 3:5 gegen Lukko Rauma die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale

Von Christian Bernhard, München

Lewandowski schießt in 8:59 Minuten fünf Tore? Sehr respektabel. Manchmal reichen auch schon 51 Sekunden, um aus einer aussichtslosen Lage eine zumindest vage Option zu machen. Eineinhalb Minuten vor Ende seines ersten K.-o.-Rundenspiels in der Champions League (CHL) lag der EHC München am Dienstag beim finnischen Spitzenteam Lukko Rauma 1:5 zurück, der Einzug ins Achtelfinale schien schon vor dem Rückspiel am 6. Oktober unerreichbar weit weg. Doch zwei späte Treffer von Daniel Sparre (59.) und Florian Kettemer (60.) gaben den Münchnern Hoffnung. "Jetzt können wir wieder mehr daran glauben", sagte EHC-Trainer Don Jackson, der die Leistung seines Teams als "gut, aber nicht beständig" beschrieb, nach der 3:5-Niederlage.

Auf der CHL-Bühne hat sich der EHC bisher äußerst wohlgefühlt, in vier Spielen hatte es vier Siege gegeben. Lukko Rauma zeigte dem EHC aber, dass in der K.-o.-Runde andere Gegner warten als in der Gruppenphase. Kettemer sprach von einer "schweren" Partie, in der "wir nicht unser Spiel gespielt haben, wie wir es uns vorgestellt haben". Dabei machte der EHC seine Sache im ersten Drittel richtig gut. Gegen die laufstarken und körperlich sehr präsenten Finnen - ihr Landsmann im Münchner Trikot, Toni Söderholm, musste gleich beim ersten Wechsel einen harten Check einstecken - spielten die Gäste gut mit und ließen nur drei Torschüsse auf den Kasten von Torhüter Danny aus den Birken zu. Wenige Sekunden vor dem Drittelende unterlief Steve Pinizzotto aber ein folgenschwerer Fehler: In Überzahl spielte er im gegnerischen Drittel einen Querpass in den Schläger eines Finnen, Filip Riska lief auf und davon und ließ aus den Birken keine Chance. Die Scheibe schlug eine Sekunde vor der Drittelsirene im Münchner Tor ein.

Gleich zu Beginn des Mitteldrittels verwertete Michael Wolf nach einem Schuss des in der DEL noch gesperrten Richie Regehr den Abpraller zum 1:1 (21.) - für den Münchner Kapitän war es bereits sein fünfter CHL-Saisontreffer. Doch wie schon gegen Schwenningen hatte der EHC auch im hohen Norden einen Blackout. Innerhalb von fünf Minuten zogen die Finnen zwischen der 30. und 36. Minute mit drei Treffern, zwei davon in Überzahl, auf 4:1 weg und demonstrierten eindrucksvoll ihre Präzision und Effektivität. "Sie wissen, wie man die Scheibe zum Tor bringt", sagte Jackson anerkennend. Nach dem zweiten Drittel standen nur zehn Lukko-Schüsse in der Statistik - allerdings waren vier davon im EHC-Tor gelandet. "Sie haben ihre Chancen genutzt, wir nicht", meinte Andreas Eder.

Neben dem Kampfgeist und den beiden späten Toren war Maximilian Kastner einer der Lichtblicke aus Münchner Sicht. Der 22-Jährige, der wegen einer Verletzung aus dem zweiten CHL-Gruppenspiel wochenlang ausgefallen war, knüpfte bei seinem Comeback an seine starken Vorstellungen zu Saisonbeginn an. An der Seite von Dominik Kahun und Uli Maurer - Kastner nahm in dieser Formation den Platz des verletzten Frank Mauer ein - gab der Stürmer die zweitmeisten Schüsse aller Spieler ab. Zu Beginn des Schlussdrittels holte er bei einem Alleingang einen Penalty heraus, den er allerdings vergab (46.). Sein kluger Pass kurz vor Schluss ermöglichte Kettemer aber das wichtige 3:5, das den EHC weiter vom Erreichen des Achtelfinales träumen lässt. Im Rückspiel muss ein Sieg mit drei Toren Vorsprung her, um in die nächste Runde einzuziehen.

Erst einmal gilt die Konzentration beim EHC aber der Meisterschaft. In der DEL geht es schon am Freitag im vierten Spiel innerhalb von nur acht Tagen beim Tabellenzweiten Grizzlys Wolfsburg weiter (19.30 Uhr). Den Schnitt von knapp fünf Gegentoren aus den jüngsten drei Partien sollten die Münchner dort deutlich senken, denn die Defensive der Niedersachsen stand bisher sehr sicher und kassierte in den ersten vier Ligaspielen insgesamt nur sechs Gegentore.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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