Ehrung:Freie Fahrt

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München ehrt vier Integrationsprojekte, darunter High Five, das Migranten Skate- und Snowboard-Kurse ermöglicht

Von Christoph Koopmann, München

Zum Skifahren oder Snowboarden mal eben in die Berge fahren? "Für viele von uns Münchnern ist das eine Selbstverständlichkeit", sagt Bianca Macht, selbst passionierte Snowboarderin. Doch so manchem bleibt dieses Vergnügen verwehrt, ist es doch nicht gerade ein günstiges Hobby. Dass auch sozial und finanziell schwächer Gestellte auf einem Brett durch den alpinen Pulverschnee kurven können, hat sich Macht zum Ziel gesetzt. Gemeinsam mit sechs anderen Snowboard-Begeisterten hat sie den Verein "High Five" gegründet. Hier können Jugendliche mit Migrationshintergrund kostenlos snowboarden lernen. Am Dienstagabend wurde Machts Engagement im Alten Rathaus in München mit einem Integrationspreis gewürdigt. Verena Dietl, sportpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion, überreichte den Preis beim feierlichen Steh-Empfang für die Funktionäre der etwa 700 Sportvereine der Stadt.

"Sport verbindet, er hat eine gewaltige Integrationskraft", sagte Dietl in ihrer Laudatio. Noch immer könnten viele Menschen auch in München nicht so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wie sie es sich wünschen würden. Darum sei es immens wichtig, dass es Sportvereine gibt, die diesen Menschen eine Möglichkeit geben, sich zu integrieren. Dietl ehrte vier Projekte, die sich in besonderer Weise um die Integration von Migranten oder die Inklusion von behinderten Menschen kümmern.

So erhielt der Verein Achilles International, der gemeinsame Wettläufe für Menschen mit und ohne Behinderungen organisiert, den Inklusionspreis. Damit wurde auch die IG Klettern München & Südbayern geehrt, in deren Projekt "Rock 'n' Roll" Frauen mit geistiger Behinderung klettern lernen können. Ebenfalls kraxelnd engagiert sich der Social Outdoor Club, der Jugendlichen mit Migrationshintergrund das Klettern beibringt und sie so in das Vereinsleben integrieren will.

Die vierte Ehrung für besonderes soziales Engagement ging im Festsaal des Alten Rathauses an High Five. Vor fünf Jahren haben Bianca Macht und ihre Mitstreiter den Verein gegründet. Alle sieben lernten sich durch ihre Arbeit bei einer Marketingagentur kennen, die Snow- und Skateboard-Marken berät. Macht erzählt: "Wir dachten uns: Warum sollen wir unsere Leidenschaft nicht an Jugendliche weitergeben, die sonst keine Chance hätten, snowboarden zu lernen?" Seither bietet das Team von High Five Skate- und Snowboard-Workshops an, auch BMX-Fahren kann man hier lernen. Das Angebot richtet sich an jugendliche Migranten im Alter von acht bis 16 Jahren. "In letzter Zeit kommen auch immer mehr junge Flüchtlinge zu uns", sagt Macht. Um diesen Jugendlichen einen Ausflug in die Berge zu ermöglichen, organisieren die Trainer auch Fahrten in das Skigebiet Spitzingsee.

"Alle Angebote sind kostenlos", sagt Snowboard-Lehrerin Macht. Finanziert wird das gemeinnützige Engagement von Sponsoren und Stiftungen wie der Laureus-Sporthilfe. Auch die Stadt München leistet einen Beitrag, zuletzt bezuschusste sie die Arbeit von High Five mit 2500 Euro. Einen festen Standort für die Workshops gibt es bisher noch nicht. "Aber wir sind optimistisch, dass wir uns von den Fördergeldern bald eine eigene Halle leisten können", sagt Macht. Dann will High Five die Kurse auch für andere Altersgruppen öffnen - auch für Deutsche, "damit sich die Gruppen besser mischen", so Macht. Denn nur so könne Integration wirklich gelingen.

Trendsportvereine und Integrationsprojekte wie High Five sollen künftig mehr von den fast 40 Millionen Euro profitieren, mit denen die Stadt jährlich den Sport fördert. Für mehr Transparenz und Unmittelbarkeit bei der Sportförderung sollen die Förderrichtlinien daher 2017 neu aufgelegt werden, sagte SPD-Stadträtin Dietl bei dem Empfang. Noch am 23. November will der Sportausschuss des Stadtrats eine entsprechende Vorlage beschließen, verkündete Dietl unter großem Applaus der Sportfunktionäre. Dietl hält es für eine wichtige Aufgabe der Stadt, den Breitensport zu unterstützen. Denn: "Integrationsarbeit leistet jeder Sportverein. Man steht zusammen auf dem Platz, da interessiert die Herkunft nicht."

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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