Deutsche Eishockey Liga:Langer Anlauf

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Am Ende macht's der Däne: Mads Christensen (links, gegen Schwenningens Simon Danner) erzielte am Sonntag den Siegtreffer für den EHC. (Foto: Buthmann/Imago)

Erst nach dem 0:2 dreht der EHC München gegen die Schwenninger Wild Wings auf und gewinnt noch 3:2. Dass das Team von Don Jackson wieder einmal um drei Punkte zittern muss, hat einen einfachen Grund: Die Profis schießen zu selten

Von Christian Bernhard, München

Dominik Kahun ist der Topscorer des EHC München, seit der Länderspielpause war der 20-Jährige aber nicht mehr so dominant aufgetreten wie noch zuvor. Das änderte sich am Sonntag, als er seine Mannschaft am 24. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach einem 0:2-Rückstand gegen die Schwenninger Wild Wings mit einer Vorlage und einem Tor zurück ins Spiel brachte und der Mannschaft von Trainer Don Jackson so den Weg zum 3:2-Sieg ebnete. Den entscheidenden Treffer erzielte Mads Christensen in der 58. Spielminute.

Der EHC hatte für ein Heimspiel ungewohnt zurückhaltend begonnen, Schwenningen bestimmte die ersten Spielminuten und setzte sich mehrmals im Münchner Drittel fest. Die erste große Chance hatten trotzdem die Münchner, doch Schwenningens Torhüter Joseph MacDonald vereitelte mit einer tollen Parade eine Möglichkeit von Daniel Sparre (9.). Der EHC war zu diesem Zeitpunkt in Überzahl, doch statt in Führung zu gehen, musste er das 0:1 durch Ashton Rome hinnehmen, weil Daryl Boyle beim Versuch, die Scheibe im Schwenninger Drittel zu halten, einen ästhetisch ansprechenden Hechtsprung aufs Eis zauberte, damit aber einen Konter einleitete, den Rome und Matt Pelech erfolgreich abschlossen.

Die Münchner Konteranfälligkeit wurde alleine im Startdrittel noch zwei Mal deutlich: Erst beendete Simon Danner nur eine Minute nach der Wild-Wings-Führung einen Gegenzug mit einem zu hoch angesetzten Schuss, in der 16. Minute tauchten in Danner und Daniel Schmölz erneut zwei Schwenninger alleine vor EHC-Torhüter David Leggio auf. Frederic St-Denis vereitelte mit einer beherzten Aktion noch den zweiten Münchner Gegentreffer. Der war allerdings nur aufgeschoben: Erst 51 Sekunden waren im Mitteldrittel gespielt, als Will Acton, der beste Scorer der DEL, erneut Rome bediente, der Leggio umkurvte und zum 2:0 einschob.

Münchens Offensivbemühungen hatten sich im ersten Drittel meist auf Verteidigerschüsse von der Blauen Linie beschränkt, die MacDonald im Griff hatte. Nach dem 0:2 spielte nur noch der EHC, Schwenningen konnte sich ein ums andere Mal nur noch mit unerlaubten Weitschüssen befreien, hielt dem Druck aber stand, weil die Münchner im Angriffsdrittel Inspiration und Kreativität vermissen ließen. Vier Minuten vor Ende des Mitteldrittels hallten die ersten "Wir wollen euch kämpfen sehen"-Gesänge durch die Münchner Olympia-Eishalle. Als sich dem EHC kurz vor Ende des Mitteldrittels eine Vier-gegen-drei-Überzahlsituation bot, schlug er zu: Kahun bediente Richie Regehr, der MacDonald mit einem harten Schuss keine Chance ließ (38.). Und weil es im Eishockey manchmal eben besonders schnell geht, legte Kahun nur 34 Sekunden später nach: Der Nationalspieler brachte die Scheibe von der linken Seite vors Tor, wo sie irgendwie zwischen Pfosten und MacDonald ihren Weg ins Netz fand (39.). Diesen Schwung nahm das Jackson-Team ins Schlussdrittel mit.

Belagerungsähnliche Zustände vor dem Schwenninger Tor waren die Folge. MacDonald aber machte einen hervorragenden Job und wuchs nach einem Querpass von Wolf auf Söderholm über sich hinaus (45.). Erst Christensen fand einen Weg, ihn noch einmal zu bezwingen.

Die obligatorische Freitagsniederlage in Ingolstadt (2:4) - der EHC schaffte damit das Kunststück, die letzten sechs Auftaktpartien ins Spieltagswochenende allesamt zu verlieren - hatte laut Spielern und Trainer einen Hauptgrund: Die Scheibe wurde zu selten dorthin befördert, wo sie am gefährlichsten ist: vors gegnerische Tor. "Wir hätten mehr Schüsse nehmen und öfter aufs Tor ziehen müssen", sagte Söderholm, der die Münchner in Führung gebracht hatte. Auch Kapitän Michael Wolf, der mit seinem Unterzahltreffer zum zwischenzeitlichen 2:3 (41.) für ein spannendes Schlussdrittel gesorgt hatte, beklagte, dass seine Mannschaft "zu wenig" Scheiben zum Tor gebracht hätte. Jackson ärgerte sich über "zu viele schlecht verarbeitete Scheiben" und die Tatsache, zahlreiche Aktionen nicht vollendet zu haben. "Wir sind eine bessere Mannschaft als diese", erklärte er hinterher fast trotzig. Am Sonntag bewies sein Team das zwar erst nach dem ersten Drittel. Für einen Sieg pro Wochenende reicht das momentan aber.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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