Deutsche Eishockey Liga:Affengeil!

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Raubtier-Rudel: Vierfach-Torschütze Bruce Macek (li.) und seine Mitspieler vom EHC München machen wieder Jagd auf Tabellenplatz eins. (Foto: imago/GEPA pictures)

Goldenes Oktoberwochenende für den EHC Red Bull München: Der Meister bezwingt Straubing und Bremerhaven und festigt seinen Platz in der Dreier-Spitzengruppe - Brooks Macek trifft viermal.

Von Christian Bernhard, München

Die Vorstellung, einen Affen auf dem Rücken eines Eishockeyspielers in voller Montur zu sehen, hat etwas. Don Jackson hat dieses Bild kürzlich verwendet, als Jason Jaffray nach vielen Versuchen endlich seinen ersten Saisontreffer erzielt hatte. Er habe den Affen von seinem Rücken bekommen, sagte der Trainer des EHC Red Bull München. Jaffray hatte sich seines Rucksacks entledigt, würde man dazu hierzulande sagen. Jaffray war nicht der einzige Münchner, der sich mit diesem unangenehmen Affen herumplagte. Brooks Macek, deutscher Nationalspieler und bester Scorer der vergangenen Playoffs, traf im ersten Liga-Monat einfach nicht ins gegnerische Tor, obwohl er in einer Angriffslinie mit Keith Aucoin, dem Top-Scorer der Liga, und Steve Pinizzotto, Münchens bestem Torschützen, spielte.

Am Sonntag vor einer Woche entledigte sich aber auch Macek seines Affens, beim 4:2-Heimsieg gegen Mannheim erzielte er den ersehnten Treffer. Dann trat das ein, das oft mit diesem Dschungeltier einhergeht: Sobald es sich von einem Spieler trennt, finden die Scheiben plötzlich fast von alleine den Weg ins Tor. So auch bei Macek: Am Freitag legte er beim 5:2-Derbysieg in Straubing Treffer Nummer zwei nach und am Sonntag ließ er es dreimal klingeln. Macek half dem EHC gehörig beim 5:3-Heimsieg (2:1, 2:1, 1:1) gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven. "Wir haben 30 Minuten gut und 30 Minuten nicht so gut gespielt", sagte Jackson. Auf die Macek-Aucoin-Pinizzotto-Sturmreihe konnte er sich zu 100 Prozent verlassen, sie war für neun der zehn Münchner Tore des Wochenendes verantwortlich. Mit dem sechsten Heimsieg in Serie festigte der EHC seinen Platz in der Spitzengruppe der Deutschen Eishockey Liga (DEL), nach 13 Spieltagen hat er nun 28 Punkte.

Bremerhaven, das in der vergangenen Saison beide Hauptrundenspiele in München gewonnen hatte, hatte mutig und offensiv begonnen. Allerdings ließen die Gäste aus dem hohen Norden einige Lücken in der Defensive, die der Meister früh nutzte. Nachdem Konrad Abeltshauser noch frei vor Pinguins-Torhüter Jaroslav Hübl gescheitert war, verwertete Patrick Hager im Fallen einen Abpraller zum 1:0 (3.). Die EHC-Freude über die Führung währte aber nur kurz, exakt eine Minute später glich Rylan Schwartz zum 1:1 aus. Die Münchner fanden danach ihren Rhythmus und machten viel Druck auf Hübl, Macek bezwang ihn in Überzahl mit einem präzisen Schuss (12.). Das Zuspiel war von "Mister Assist" Keith Aucoin gekommen, der seine 15. Vorlage der Saison verbuchte.

Patrick Hager appelliert an die Einfachheit: "Wir müssen nicht mit Traumpässen rauskommen."

Hager formulierte nach dem ersten Drittel einen Appell an die Einfachheit: "Wir müssen nicht mit Traumpässen hinten rauskommen", sagte er, "wer sauberer raus spielt, wird mehr Chancen bekommen." Das war im Mitteldrittel lange der EHC: Steve Pinizzotto machte nach Pass von Aucoin das 3:1 (22.), Macek schoss auf Höhe der Torlinie die Schiene von Hübl an, und von dort sprang die Scheibe zum 4:1 ins Netz (26.). Die Vorlage dazu kam von, richtig: Keith Aucoin. Nach der komfortablen Führung nahm der EHC etwas Tempo raus und Bremerhaven zeigte beim Tor von Kris Newbury (35.), warum es über das statistisch zweitbeste Überzahlspiel der Liga verfügt. Die Gäste schöpften neuen Mut und waren dem dritten Treffer noch im Mitteldrittel mehrmals nahe, Danny aus den Birken im Münchner Tor wusste diesen aber zu verhindern.

In der 50. Minute war aber auch er machtlos, unbedrängt traf Cody Lampl zum 3:4. Die Partie war wieder spannend, das Münchner Publikum merkte spätestens, als erneut Lampl für Gefahr sorgte (53.), dass der Meister Unterstützung braucht. Eine Minute später erlöste der EHC sich und seine Fans aber schon: Die Scheibe trudelte durch den Pinguins-Torraum und landete genau auf dem Schläger von Macek, der sie nur noch über die Linie schieben musste. Aucoin hatte auch bei diesem Treffer seinen Schläger im Spiel, er beendete die Partie mit vier Tor-Vorlagen. Mit so einem Spielmacher lässt sich jeder Affe früher oder später verscheuchen.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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