DEL 2:Knobeln um den Klassenerhalt

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Am Freitag zweimaliger Torschütze, am Sonntag erfolglos gegen Freiburgs massierte Abwehr: ECT-Kapitän Florian Strobl, links, gegen die Wölfe-Verteidiger Jakub Körner, Daniel Maly und Goalie Miroslav Hanuljak (v.l.). (Foto: Gerd Gruendl/Imago)

Die Tölzer Löwen empfangen Freiburg zum vierten Playdown-Duell um den Liga-Verbleib.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

So eine Playoff-Serie ist wie "Schnick, Schnack, Schnuck"-Spielen: Der Sieger behält seine Taktik für gewöhnlich bei, der Verlierer ändert sie. Stein schlägt Schere, also wählt der Verlierer beim nächsten Versuch statt der Schere das Papier (um den Stein einzuwickeln). Der mit der Theorie von der konditionierten Antwort vertraute Sieger wird nun aber seinerseits statt des Steins zur Schere greifen und - schnipp, schnapp - auch diesen Punkt machen. Alles wissenschaftlich erwiesen.

Man kann die akademische Theorie am praktischen Beispiel überprüfen: DEL 2, Abstiegsrunde, Spiel eins von maximal sieben. Im Tor der Freiburger Wölfe steht Miroslav Hanuljak, im Tor der Tölzer Löwen Mikko Rämö. Tölz gewinnt 3:0. Vor Spiel zwei wechselt also Freiburgs Trainer Leos Sulak seinen Keeper und rotiert Marco Wölfl zwischen die Pfosten, einen ehemaligen Tölzer; ECT-Coach Rick Boehm belässt alles, wie es ist. Tölz gewinnt 5:2. Sonntag, drittes Duell: Verlierer Sulak tauscht abermals seinen Torhüter, Hanuljak löst Wölfl ab; Sieger Boehm vertraut weiter auf Rämö. Freiburg gewinnt 2:0. Quod erat demonstrandum?

Wenn es nur so leicht wäre. Die entscheidende Variable in einer Playoff-Serie lautet, nein, nicht Brunnen, sondern: Druck. Erfolgsdruck. Druck, nicht verlieren zu dürfen. Druck, den man auf den Gegner ausübt. Oder umgekehrt. "Freiburg hat uns sehr gut unter Druck gesetzt", sagte Boehm nach dem 0:2 am Sonntag. Nach der frühen Führung für die Wölfe durch Nikolas Linsenmaier (7.) fanden die Löwen zwar im Lauf des Spiels zurück in die Partie. "In der zweiten Hälfte waren wir vielleicht sogar die bessere Mannschaft", fand Boehm, "wir haben sehr gut nach hinten gearbeitet. Aber wir haben uns sehr wenige wirklich gute Chancen erarbeitet. Wir haben zu wenig Druck auf das gegnerische Tor gemacht." Das 2:0 für Freiburg fiel in der Schlussminute, als Boehm Rämö für einen sechsten Feldspieler ausgewechselt hatte.

Druckvoll nach vorn, diszipliniert nach hinten: "Wir wollen dranbleiben."

Ob es der Druck ist, die Aufregung, oder ob die Schiedsrichter eine Mitschuld tragen: Die stetig steigende Anspannung führt zu "enorm ungünstigen Situationen", wie Boehm sagt, sprich: zu einer Flut von Strafzeiten, die eher untypisch ist für Spiele im Playoff-Modus. Denn diese werden, wie jeder Hobby-Statistiker aus einem Wust von Spielberichtsbögen unschwer herleiten kann, von den sogenannten Special Teams entschieden. Manchmal freilich anders als man denkt.

Den Löwen glückten am Freitag gleich zwei Treffer in Unterzahl, ein Kunststück, das ihnen bislang so gut wie gar nicht gelungen ist. Kapitän Florian Strobl, nicht unbedingt ein geborener Torjäger, traf erst im Powerplay zum 1:0 für Tölz und legte dann, als Freiburg seinerseits in Überzahl ausgeglichen hatte, in Unterzahl das 2:1 nach. Und gleich im nächsten Freiburger Überzahlspiel erhöhte Johannes Sedlmayr auf 3:1 für die Löwen. Ein moralischer Tiefschlag für die Breisgauer, die darauf recht rustikal reagierten. Beschieden sich beide Teams im ersten Duell mit insgesamt 14 Strafminuten (Freiburg acht, Tölz sechs), hagelte es im zweiten satte 114 Minuten. Am Sonntag pegelten sich beide auf einen Mittelwert von 30 (Freiburg 16, Tölz 14) ein. "Das ist Playdown, das sind Emotionen", hatte Sulak am Freitag erklärt.

Tölz führt in der Best-of-seven-Serie 2:1, hat also noch den vermeintlichen Vorteil, Freiburg das Heimrecht entrissen zu haben. Bereits an diesem Dienstag (19.30 Uhr, Wee-Arena) treffen sich die Mannschaften zum vierten Schlagabtausch in Bad Tölz, zum zweiten kamen knapp 3000 Besucher. Gewinnen die Löwen, ist der Klassenerhalt so gut wie geschafft. Gewinnt Freiburg, geht alles praktisch wieder bei Null los. "Wir wollen dranbleiben", sagt Rick Boehm. "Wir werden versuchen, mehr Druck nach vorne zu machen, ohne die Abwehr aus den Augen zu verlieren." Im Fokus stehe die Disziplin.

Im Übrigen wird Mikko Rämö auch am Dienstag wieder im Tor der Löwen stehen, trotz der Niederlage in Freiburg. Schnick hin, Schnuck her - Eishockey ist kein Kinderspiel.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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