Bittere Niederlage für SpVgg Unterhaching:Stumpfe Flügelspitzen

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30 Minuten Pressing und ein Tor verhelfen Burghausen zum Sprung an die Tabellenspitze, Gastgeber Haching (hier Max Dombrowka) war erfolglos. (Foto: Claus Schunk)

Wie so oft beeindruckt die SpVgg Unterhaching durch schnelle Angriffe über ihre flinken Außenspieler. Doch wieder einmal werden die daraus resultierenden Chancen nicht genutzt. So genügt Burghausen ein Treffer, um auf Rang eins zu klettern

Von Christian Bernhard, Unterhaching

Die Zeit lief langsam aber sicher davon, da entschied Claus Schromm, tief in die Fußball-Trickkiste zu greifen. Der Trainer der SpVgg Unterhaching schickte Innenverteidiger Jonas Hummels, der aufgrund einer Knie-Operation knapp vier Monate lang nicht gespielt hatte, aufs Feld - und zwar als Stürmer. Hummels Auftrag lautete: Die Bälle in der Spitze zu behaupten. "Jonas wird sicher kein Stürmer mehr", erklärte Schromm hinterher, auf Hummels 1,88 Meter wollte er in jenem Moment aber nicht verzichten. Zehn Minuten waren da im Regionalliga-Spitzenspiel zwischen Haching und dem SV Wacker Burghausen noch zu spielen, doch auch Hummels konnte die 0:1-Niederlage vor 1750 Zuschauern im überdurchschnittlich gut gefüllten Sportpark Unterhaching nicht mehr verhindern.

Wacker überwintert dank des Dreiers als Tabellenführer, da der bisherige Spitzenreiter Jahn Regensburg am Freitag in Schweinfurt 1:2 verloren hatte. Für Haching war das 0:1 das dritte Spiel in Serie ohne Sieg, die Erklärung für diese Mini-Negativserie fiel Schromm leicht. "Wenn man den Ball trotz der vielen Torchancen in den letzten drei Spielen nur einmal versenkt, darf man sich nicht beschweren", sagte er. Schromm hielt sich aber nicht lange mit Negativem auf, er betonte das Positive. Die Tatsache, dass sich seine Mannschaft so viele Chancen erarbeite, stimme ihn "hoch zufrieden" und "brutal optimistisch" für die Zukunft. "Die Jungs", so sein Fazit, "haben Entwicklungspotenzial."

Schromm hatte während der Woche erklärt, dass seine Mannschaft etwas gebraucht habe, die unglückliche Niederlage in Regensburg zu verdauen. Das merkte man ihr zu Beginn auch gegen Burghausen an. Haching hatte aufgrund des aggressiven Wacker-Pressings große Probleme im Spielaufbau, wodurch die Gäste früh das Kommando übernahmen und den Spielrhythmus bestimmten. "À la bonheur" fand Wacker-Trainer Uwe Wolf das Pressing seiner Mannschaft in den ersten 30 Minuten. Aufgrund der deutlich höheren Spielanteile ging Burghausen auch verdient in Führung. Nach einem Angriff über die rechte Seite fiel der Ball, der im Strafraumzentrum eigentlich schon geklärt war, durch Maximilian Nicus Querschläger Juvhel Tsoumou vor die Füße, und der Wacker-Angreifer hatte keine Mühe, ihn aus sieben Metern zu versenken (20.). Trotz der spielerischen Probleme zeigten die Hachinger nur eine Minute später, was sie in dieser Saison stark macht: die schnellen Angriffe über ihre noch schnelleren Flügelspieler Alexander Piller (rechts) und Thomas Steinherr (links). Diese Qualität war einer der Gründe dafür, dass Wolf, der gewohnt engagiert an der Seitenlinie - und manchmal auch im Spielfeld - auf und ab tigerte, die Hachinger hinterher als "bärenstarken Gegner" bezeichnete.

In Minute 21 war es Piller, der vor Wacker-Torhüter Alexander Eiban auftauchte, dabei allerdings nicht mehr als ein Schüsschen fabrizierte, das Eiban mit den Füßen abwehrte. Fünf Minuten später wiederholte sich das Duell Eiban gegen Piller - wieder mit dem besseren Ende für Eiban. Haching war nun im Spiel und erarbeitete sich Chancen, nutzte diese aber nicht. So wie in der 42. Minute, als Piller Steinherr steil schickte und auch dieser an Eiban, der von Wolf eine "überragende" Leistung attestiert bekam, scheiterte.

Wolf konnte sich auch nach der Pause auf seinen Torwart verlassen, allerdings war er da nicht mehr so oft gefordert wie noch in den ersten 45 Minuten. Die beste Unterhachinger Chance vergab Piller, der nach einem Pass von Steinherr halbrechts in den Strafraum zog, dann aber zu lange wartete und aus spitzem Winkel Eiban anschoss (72.). Wacker hätte zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 führen können, doch Tsoumous Diagonalschuss kurz nach Wiederanpfiff war knapp am linken Hachinger Kasten vorbeigestrichen (48.). Tsoumou war es auch, der in der Nachspielzeit alleinstehend an SpVgg-Keeper Stefan Marinovic scheiterte, sich darüber aber nicht lange Gedanken machen musste, da Schiedsrichter Steffen Mix direkt danach abpfiff und damit Hachings zweite Heimniederlage der Saison besiegelte. "Wacker hat es etwas cleverer gemacht als wir", erklärte Nicu und hob wie Schromm die Abschlussschwäche als "großes Manko" hervor.

Während die Burghauser ausgelassen vor ihrer Kurve hüpften und tanzten und damit den perfekten Abschluss vor der Winterpause feierten, ist bei Haching noch lange nicht an Pause zu denken. Am Mittwoch bestreitet das Schromm-Team sein Nachholspiel beim FC Bayern München II (19 Uhr, Grünwalder Stadion), ehe am 15. Dezember der Kracher im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen folgt. Daran mag Nicu aber noch nicht denken. "Alles was danach kommt und davor war, sollten wir vergessen und uns auf das Spiel gegen die Bayern konzentrieren", betonte er. Kleiner Trost: Die verloren am Wochenende ebenfalls und blieben damit in der Tabelle hinter der SpVgg.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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