Bezirksliga-Serie: Ost-Süd-Nord, Teil 4:Doppelspitze unter Strom

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Trainerduo will SV Aubing in die Aufstiegsrelegation führen

Von Christoph Leischwitz, München

Eigentlich sei Simon Kaltenbach ja eher der ruhige Typ, sagt Manuel Helmbrecht, und er muss es wissen. Beide sind schon seit einer gefühlten Ewigkeit beim SV Aubing. Der 30-jährige Helmbrecht spielt immer noch, Kaltenbach steht als 28-Jähriger nur noch an der Seitenlinie. Dort ist es aber ganz schnell vorbei gewesen mit der Ruhe. Kaltenbach braust auf, er ist laut, "ständig unter Strom", sagt Helmbrecht, man erkenne ihn nicht mehr wieder. Und weil der einstige Verteidiger, der nach eigenen Angaben schnell gemerkt hat, "dass ich als Spieler keine große Karriere machen werde", als Trainer sehr viel erfolgreicher fungiert, sind die Aubinger zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit auch mal wieder so etwas wie ein Aufstiegsaspirant.

Geärgert haben sich die Grün-Weißen eigentlich nur ein einziges Mal in der laufenden Saison, am letzten Spieltag vor der Winterpause. Eine Woche zuvor hatte das Team noch den TSV Neuried mit einem 2:0-Heimsieg vom zweiten Tabellenplatz verdrängt, nur um ihn dann mit einem überraschenden 2:3 beim TSV Oberalting wieder herzugeben. "Wir haben eine sehr junge Mannschaft, deshalb fehlt uns manchmal noch die Konstanz", sagt Kaltenbach. Doch taktische Vorgaben setze das Team insgesamt schon sehr gut um: Kaltenbach lässt gerne sehr offensiv spielen, wovon vor allem der Angreifer Daniel Koch (14 Tore in 17 Spielen) profitiert. Auch das Arbeiten gegen den Ball, die kollektive Defensivarbeit, funktioniere immer besser, findet Helmbrecht.

Jung ist die Mannschaft momentan auch deshalb, weil erfahrene Spieler wie er selbst verletzt fehlten, im Fall des offensiven Routiniers wegen einer langwierigen Bauchmuskelverletzung. Helmbrecht wird aber wohl zum Start in die Restrunde wieder zur Verfügung stehen, der Trainingsauftakt am vergangenen Montag verlief schmerzfrei.

Umso beachtlicher ist der Aubinger Aufwärtstrend, der klar die Handschriften der Trainer trägt. Zunächst hatte Kaltenbach das Amt alleine übernommen. Der langjährige Coach Andreas Koch war in der vorigen Winterpause zurückgetreten, aus zeitlichen beziehungsweise aus logistischen Gründen: Von seiner Arbeitsstelle, einer Spedition in Forstinning, dauerte es im Berufsverkehr schlicht zu lange, um nach Aubing zu kommen. Jetzt trainiert Koch (übrigens nicht verwandt mit Aubings Angreifer Daniel Koch) den Liga-Konkurrenten und Spitzenreiter TSV Grünwald.

Kaltenbach bekam dann bald Nico Formella an die Seite, einen ehemaligen Torwart der SpVgg Unterhaching. Beide haben die A-Trainerlizenz erworben und dürften damit, gemessen am geballten theoretischen Fachwissen, an der Spitze vieler Bezirksligen stehen. Kaltenbach, der ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen hat, die U12 des TSV 1860 München trainiert und in einer Sportakademie arbeitet, kann sich durchaus eine Karriere im Profibereich vorstellen. "Man kann das ja alles gar nicht richtig planen heutzutage. Aber ich bin sieben Tage die Woche mit Fußball beschäftigt", sagt er. Und er könne sich sehr gut vorstellen, dass das so weitergeht.

Bei Formella verhält es sich ähnlich wie bei Kaltenbach. Als Spieler konnte er sich in Unterhaching im Profi-Kader nicht durchsetzen, er kam nur auf eine Handvoll Einsätze in der Regionalliga und wechselte schließlich zur FT Starnberg. Als Trainer ist die Motivation aber aufs Neue voll entbrannt. Beide sind gleichberechtigte Partner mit klarer Aufgabenteilung. "Ich bin eher für das Taktische zuständig, Nico macht sich viele Gedanken über Standardsituationen und die Abwehrkette", sagt Kaltenbach über den einstigen Keeper.

Die aktuell guten Leistungen haben womöglich dazu beigetragen, dass sich seit Neuestem ein paar Fans mehr als sonst zu den Heimspielen an der Kronwinkler Straße einfinden. Seit September unterstützt eine kleine Ultra-Gruppierung das Team lautstark. Die Gruppe sei schnell auf rund 20 junge Männer angewachsen. Helmbrecht sagt, er selbst kenne die Jungs nicht, aber er freue sich schon darauf, bald wieder auf dem Platz zu stehen und richtig angefeuert zu werden. In einer möglichen Relegation wohl ein besonderer Bonus. Und um den zweiten Tabellenplatz, der an der Teilnahme dazu berechtigt, soll es fortan gehen. Ob man Neuried noch überholen kann, dafür dürfte das erste Spiel nach der Pause besonders wichtig sein: Dann geht es nämlich gegen den TSV Grünwald mit seinem ehemaligen Aubinger Trainer Koch.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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