Bezirksliga-Serie:Kumpel-Konzept

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Seitenwechsel: Mit dem SV Heimstetten hat es Steven Toy bis in die Regionalliga geschafft. (Foto: Johannes Simon)

Nach dem Abstieg des Kirchheimer SC treibt Trainer Steven Toy den Neuaufbau voran

Von Stefan Galler, Kirchheim

Der Name klingt nach Mutterland des Fußballs, nach Wembley und Anfield: Steven Toy. Dabei ist der Spielertrainer des Kirchheimer Sport-Clubs gar nicht verbandelt mit England. "Toy ist ein türkischer Name", erklärt der 28-Jährige. Sein Vater sei im Alter von 20 Jahren aus der Heimat nach Berlin gekommen; als Steven noch nicht im Kindergarten war, zog die Familie in den Raum München, Vater und Sohn betreiben heute ein Ingenieurbüro.

Nebenberuflich hat sich der Junior nicht nur zu einem richtig guten Fußballer gemausert, der es bis in die Regionalliga brachte. Mittlerweile konnte er sich auch schon seine ersten Meriten als Trainer verdienen. Es begann damit, dass der KSC in der Anfangsphase der vergangenen Landesligasaison plötzlich ohne Trainer dastand, nachdem der frühere 1860-Torwart Michael Hofmann überraschend nach nur einer Saisonpartie das Handtuch geworfen hatte. Toy, der wegen einer längeren Auslandsreise im Sommer 2015 seinen Vertrag als Spieler beim SV Heimstetten aufgelöst hatte, sprang auf Vermittlung von KSC-Mittelstürmer Fabian Löns, mit dem er schon lange befreundet ist, ein. "Nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen war klar, dass ich als alter Kirchheimer diese Aufgabe angehen würde." Der Seitenwechsel innerhalb der Gemeinde wurde auch von seinem ehemaligen Verein akzeptiert: "Ich bin immer noch gut mit Manager Michael Matejka und vielen Heimstettener Spielern befreundet", sagt Toy und verweist auf die gesunde Rivalität zwischen den beiden Vereinen: "Der KSC ist ein bisschen der Gegenentwurf zum SVH. Aber zwei Vereine, die auf so professionellem Niveau arbeiten wie Heimstetten, wäre wohl auch zu viel für unsere Gemeinde."

Der Trainer-Novize musste am Ende seiner ersten Saison in verantwortlicher Position einen Rückschlag verkraften: Durch eine Niederlage in den Relegationsspielen gegen Gilching stieg der KSC nach vier Spielzeiten aus der Landesliga in die Bezirksliga Ost ab. Für den Coach kein Grund zum Verzweifeln: "Ich hätte den Klub niemals im Stich gelassen, es war eine große Ehre für mich, dass man trotz Abstiegs weiter auf mich bauen wollte."

Allerdings hatte Toy einen echten Neuaufbau zu bewerkstelligen: Zahlreiche Leistungsträger wie Maximilian Leimeister (Schwaig), Bernhard Riedl (Deisenhofen), Umberto Bizzotto (FC Schwabing) oder Benedikt Weinzierl (pausiert) gingen. Im Gegenzug wurden Jugendspieler rekrutiert, ehemalige Kirchheimer wie Markus Magdolen, Niklas Karlin und Robert Spielvogel kehrten zum Verein zurück. Und in Stürmer Michael Geier und Mittelfeldspieler Maximilian Baitz kamen neben Torwart Magdolen zwei weitere Spieler vom Ligarivalen Dornach.

Die Leistungsfähigkeit des Teams sei schwer einzuschätzen gewesen, sagt Toy. Deshalb habe man die Ziele defensiv formuliert, nämlich: die A-Jugendspieler im Herrenbereich zu etablieren und sich aus dem Abstiegskampf herauszuhalten. Doch schnell zeigte sich, dass Kirchheim sehr wohl konkurrenzfähig war: Aus den ersten vier Partien holte der KSC zehn Punkte. Von Anfang Oktober bis zur Winterpause setzte es in zehn Partien nur eine Niederlage. Aktuell liegt Toys Team auf Rang vier, vier Zähler hinter dem Relegationsplatz. "Ein Aufstieg schon in dieser Saison ist nicht geplant, er wäre das i-Tüpfelchen", sagt Toy, dem es viel wichtiger ist, dass sein Konzept greift. Und das beruht auf dem guten alten Herberger-Motto von den elf Freunden: "Wir kennen uns alle gut, machen auch außerhalb des Fußballs viel zusammen und haben richtig Bock, mit guten Kumpels zu kicken." Zwei kompetente Assistenten stehen Toy zur Seite, die das Coaching übernehmen, wenn er selbst auf dem Platz steht: David Schittenhelm, 29, früher Drittligaprofi in Heidenheim, und Lennart Dobravsky, 30, der selbst für den KSC in der Landesliga kickte.

Dass Toy eine Karriere im bezahlten Fußball verwehrt blieb, grämt ihn nicht: Er durchlief bei der SpVgg Unterhaching die älteren Jugendjahrgänge, kam dann in die zweite Mannschaft, schaffte jedoch nicht den Sprung in den Profikader, der damals vom heutigen Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl trainiert wurde. "Mit war irgendwann klar, dass es nicht reichen würde", sagt Toy rückblickend. "Dann habe ich eben mein Studium begonnen und bin mit Heimstetten später bis in die Regionalliga aufgestiegen."

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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