Beachvolleyball:"Die Jungs haben ihre Leistung gebracht"

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„Du kannst nur Geld machen, wenn du bei Olympia eine Medaille gewinnst“: Jörg Ahmann finanzierte mit Bronze aus Sydney sein Eigenheim. (Foto: Florian Peljak)

Junioren-Bundestrainer Jörg Ahmann über die Studenten-WM der Beachvolleyballer in München und seine Nachwuchssorgen.

Interview von Sebastian Winter

Jörg Ahmann, 52, gewann mit Axel Hager bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney die erste Bronzemedaille für ein deutsches Beachvolleyball-Duo - und löste hierzulande einen wahren Boom aus. Heute ist er Junioren-Bundestrainer am Stützpunkt in Stuttgart - und betreut bei der Studenten-Weltmeisterschaft im Münchner Olympiapark, die an diesem Freitag mit den Finals der Frauen (15 Uhr) und Männer (16 Uhr) endet, die deutschen Teams.

SZ: Herr Ahmann, haben Sie eigentlich mal bei einer Studenten-WM gespielt?

Jörg Ahmann: Zu meiner Zeit gab es noch nicht mal deutsche Hochschulmeisterschaften im Beachvolleyball. Ich habe an der Universiade in der Halle teilgenommen, in Kanada, ist schon lange her.

Erfolgreich?

Nö, überhaupt nicht. Die anderen Länder waren alle mit ihren A-Nationalmannschaften am Start, wir mit einer Studenten-Auswahl. Himmel, haben wir Prügel bezogen!

Wie ist Ihr Eindruck von dieser WM?

Wie immer in Deutschland, ein super organisiertes Turnier, und der Ort hier, im Olympiapark, ist perfekt, ein Traum. Ein bisschen schade ist, dass Dienstag und Mittwoch noch nicht so viele Zuschauer da waren, da ist zu hoffen, dass es Freitag bei den Finals richtig voll wird.

Würdig ist der Auftritt der Deutschen. Die Kieler Zwillinge Poniewaz/Poniewaz und Dan John/Eric Stadie (Tübingen/Berlin) spielen am Freitag im Finale um den Titel.

Absolut, die Jungs haben ihre Leistung gebracht. Dass jetzt für beide Teams der WM-Titel drin ist, ist toll. Stadie/John, die ja ihr erstes gemeinsames Turnier hier spielen, haben immer besser zusammen gefunden. Und die Poniewaz-Zwillinge haben schon viel Erfahrung, auch international. Ob es bis ganz nach oben reicht, bei den Profis, muss man sehen. Da fehlt vielleicht der Blocker im Team, der groß genug ist.

Beide deutschen Frauen-Duos sind dagegen nach der Vorrunde ausgeschieden. Hatten Sie sich vor allem von den Setzlisten-Ersten Leonie Körtzinger, die auf der deutschen Tour gerade mit Olympiasiegerin Kira Walkenhorst spielt, und Leonie Klinke nicht deutlich mehr erhofft?

Auch für Körtzinger/Klinke war es das erste gemeinsame Turnier, sie hatten außerdem eine schwere Gruppe. Dann hat sich Leonie Klinke noch den Oberschenkel gezerrt und musste aufgeben. Wenn die Verletzung nicht gewesen wäre, wären die beiden weit gekommen. Sie harmonieren, funktionieren als Team. Aber vor der U22-EM in Riga wollten wir kein Risiko eingehen.

Kann man Trends ableiten von München?

Die US-Amerikanerinnen und Kanadierinnen sind sehr stark, da greift deren neues NCAA-System (Freiwilligenverband, über den viele Colleges und Universitäten ihre Sportprogramme organisieren), wo auch Beachvolleyball seit zwei Jahren drin ist. Wenn dort zwei Unis gegeneinander spielen, dann sind die Beachvolleyball-Turniere so groß aufgebaut wie hier bei der WM. In dem extrem wichtigen Bereich, nach der Schule, wenn es Richtung Weltspitze geht, wird in Übersee gut gefördert, da kommen immer starke Teams raus.

In Deutschland nicht?

Das Geld wird in die Spitze geschoben, weil man weiß, dass nur Olympia zählt. Kurzfristige Ziele sind wichtiger, die Zentralisierung der Erwachsenen-Topteams in Hamburg kostet viel Geld. Und dann wird eben im Nachwuchs gespart. Bei den Männern haben wir Talente, die den Sprung in die Weltspitze schaffen können, bei den Frauen sind wir Weltspitze, im Juniorinnenbereich sieht es aber mau aus. Wir haben ehrlicherweise keine U-19-Spielerin und eine einzige U-18-Spielerin im Kader, die Mannschaft stellt sich quasi von alleine auf.

Auch weil es keine Anreize gibt?

Du musst wissen, du kannst als Beachvolleyballer nur Geld machen, wenn du bei Olympia eine Medaille gewinnst. Ansonsten interessiert es keinen in Deutschland. Hierzulande fischen die Hallen-Bundesligisten viele Talente früh raus, dort kriegen sie immerhin so viel Geld, dass sie ihr Studium finanzieren können. Bei mir haben dagegen drei Talente aufgehört, weil es für sie das 400-Euro-Stipendium aus dem Sporthilfe-Programm nicht mehr gibt. Sie haben schlicht zu wenig Geld übrig, um in Stuttgart zu wohnen.

Sie waren nach Olympiabronze Gast in vielen Talkshows und haben den Kilimandscharo bestiegen. Wie sehr hat sich die Medaille auch finanziell gelohnt?

Ein Haus bei Stuttgart habe ich mit den Sponsorenverträgen, die nach Olympia kamen, bezahlt. Für eine Immobilie in der Innenstadt hätte es aber nicht gereicht.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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