Basketball:Zurück im alten Trott

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"So kannst du kein Spiel gewinnen": Auch Magdalena von Geyr, seit Jahren die Zuverlässigkeit in Person, traf zuletzt nicht mehr. (Foto: Johannes Simon)

Zweitligist Jahn München hat sich der eigenen Euphorie beraubt. Die angepeilte Playoff-Teilnahme ist in Gefahr

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Alles ist wieder wie immer - und genau das ist das Erstaunliche: Die Zweitliga-Basketballerinnen der Turnerschaft Jahn München zeigen ähnlich unstete Leistungen wie in den vergangenen Jahren. Dabei waren sie durchaus euphorisch und mit anderen Erwartungen in die Saison gestartet. Stattdessen bringen die aktuellen Leistungen selbst den für seine Langmut bekannten Trainer Rüdiger Wichote aus der Balance. Kürzlich nach der Niederlage beim Tabellenletzten Mainz sprach er von "zwei indiskutablen Trainingswochen ohne Biss und Einsatz". Nach einem weiteren Flop in Bad Homburg am vergangenen Sonntag kritisierte er: "Anfangs zu lasch, dann zu ungeduldig im Zusammenspiel und immer zu unpräzise im Abschluss."

Jugendlichen Schwung hatte der Verein in der laufenden Spielzeit mit der Erfahrung seiner arrivierten Starting Five mischen wollen. Mehrere junge Talente waren neu im Kader, dazu kehrte Anne Delafosse zurück, ehemals Breitreiner, sechsmalige deutsche Meisterin mit reichlich internationaler Erfahrung. Doch aus dem anfänglichen Schwung im Team um Spielführerin Magdalena von Geyr ist wieder der alte Trott geworden. Nach vier Siegen, vier Niederlagen auf Tabellenrang sechs macht sich Ernüchterung breit. "Wir hinken unseren Erwartungen deutlich hinterher", sagt Wichote. Und er macht das nicht an den Jungen fest, sondern an den Routiniers.

Berufliche Belastung und Studium hätten zu größeren Verwerfungen geführt, die Qualität des Trainings leide darunter. Mirela Damaschek, 28, "ist völlig außer Form", sagt der Trainer. Jezabel Ohanian, 38, kann aus beruflichen Gründen nicht mehr so viel trainieren und fällt durch schlechte Wurfquoten auf. In Bad Homburg verfehlten auch sonst sichere Werferinnen wie von Geyr oder Delafosse, beide 32, reihenweise den Korb. Keiner ihrer elf Versuche von der Dreierlinie fand sein Ziel, null aus 15 lautete die Bilanz des gesamten Teams. Auch mit der sonstigen Trefferquote der beiden Stützen haderte Wichote: "Von 30 Schüssen waren sieben erfolgreich, so kannst du kein Spiel gewinnen."

Richtig überrascht ist Wichote nicht von der negativen Tendenz. Die Trainingsbeteiligung lässt zu wünschen übrig. "Die zehn Spielerinnen kommen höchstens zweimal pro Woche zusammen", klagt er. Zuletzt seien sie zu sechst gewesen. Ein zweitligataugliches Training sei so nicht möglich.

"Wir können nur die aktuellen Fehler bearbeiten und zu beheben versuchen", klagt Wichote. Mehr nicht. "Es gibt keine Entwicklung in der Mannschaft, wenn wir keine Systeme trainieren können." Kurzum: Sie müssen sich wieder durchwursteln. Der Auswärtsschwäche mit vier Niederlagen steht die Heimstärke in der Vereinshalle an der Weltenburger Straße mit vier Siegen gegenüber. Doch auch der Heimnimbus ist kommenden Samstag in Gefahr: Zu Gast ist der Tabellendritte Würzburg.

Zu allem Überfluss hat sich Spielmacherin Nicole Schmidt, 27, vor zwei Wochen eine Sprunggelenksverletzung zugezogen. Ihre Rückkehr, die wieder mehr Tempo ins Spiel bringen dürfte, ist gegen Würzburg noch nicht zu erwarten. Die 16-jährige Leonie Fiebich, die zwischendurch Topscorerin war und die meisten Rebounds pro Spiel verbuchte, ist nach überstandener Achillessehnenreizung im Training umgeknickt und wird wohl dieses Jahr nicht mehr eingreifen können. Franziska Steiner fällt mit zwei gebrochenen Rippen aus. Andere junge Spielerinnen, wie zuletzt die gerade 15 Jahre alt gewordene Emily Bessoir oder Johanna Häckel, 16, zeigen gute Ansätze, aber Spiele können sie noch nicht entscheiden. Geht das Auf und Ab so weiter, ist die Zielsetzung des Vereins, unter den besten vier Teams und damit endlich in den Playoffs zu landen, nicht zu halten. "Ob Platz fünf, sechs oder sieben, das ist dann auch egal", sagt Rüdiger Wichote. Er will nun das "Jugendprogramm" forcieren und dem Nachwuchs mit Blick in die Zukunft mehr Spielzeit einräumen. Damit alle in der zweiten Liga ankommen. Früher oder später müssen sie die Arrivierten sowieso ablösen.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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