Basketball:Unwiderstehlich am Ende

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Gigantenduell: Center Maik Zirbes, mit 21 Zählern Münchens bester Schütze, im Zweikampf mit Braunschweigs Topscorer DeAndre Lansdowne (links). (Foto: Daniel Reinelt/imago/Eibner)

Vor dem Eurocup-Halbfinale gegen Istanbul unterzieht sich der FC Bayern noch einem Härtetest in Braunschweig - und holt den 20. Liga-Sieg in Serie.

Von Matthias Schmid, Braunschweig/München

5,3 Sekunden vor dem Ende der Partie überließ Braydon Hobbs dem Schiedsrichter den Ball. Die Spieler des FC Bayern hatten die Bundesliga-Partie bei den Löwen Braunschweig zu diesem Zeitpunkt de facto schon gewonnen, in solchen Fällen gilt im Basketball ein Nichtangriffspakt für die letzten Sekunden. Die meisten lassen die restliche Spielzeit einfach herunterlaufen, indem sie den Ball ein bisschen prellen. Hobbs, der schlitzohrige Spielmacher der Bayern, hatte diesmal eine andere Idee. Er brachte den Schiedsrichter ins Spiel. Damit war für alle offensichtlich: Ende, Freunde.

Noch drei Minuten vor der Schlusssirene hatte sich dieses entspannte und zugleich von allen akzeptierte Ende nicht angedeutet. Zu eng war das Spiel, zu umkämpft, so dass jeder glaubte, dass vielleicht sogar der letzte Wurf über Sieg oder Niederlage entscheiden würde. Der Tabellenführer aus München offenbarte in den letzten drei Minuten aber mal wieder seine Überlegenheit, eine verblüffenden Leichtigkeit, wenn es darauf ankommt. Die Gäste vergrößerten ihren knappen 79:76-Vorsprung am Samstagabend zu einem 91:82- (46:44) Erfolg. Mit dem 20. Sieg in Serie festigten die Münchner (46:2 Punkte) ihren Spitzenplatz vor Alba Berlin (40:8). "Es war gar nicht schlecht für uns, ein enges Spiel gehabt zu haben, um gestärkt in die erste Partie am Dienstag in Istanbul gehen zu können", analysierte Center Maik Zirbes, der mit 21 Zählern die meisten Punkte an diesem Abend sammelte.

Noch wichtiger als das erste von maximal drei Halbfinalspielen am Dienstag im Eurocup bei Darussafaka Istanbul lag Zirbes und seinen Mitspielern aber der Gesundheitszustand von Danilo Barthel am Herzen. Der Nationalspieler war kurz vor der Pause mit Braunschweigs Anthony Morse zusammengeprallt. Barthel wollte den Wurf des Amerikaners blocken und bekam dabei dessen Ellbogen ins Gesicht. Nun ist sein Jochbein lädiert, wie stark, zeigte auch die Computertomografie nicht. Ob der 26-Jährige gegen Istanbul mitwirken kann, entscheidet sich daher erst kurz vor dem Spiel.

"Sein Ausfall hat uns sehr weh getan", sagte Zirbes. Barthel war in den vergangenen Wochen einer der auffälligsten und konstantesten Spieler des Pokalsiegers. "Aber unsere tiefe Bank ist stark genug, um auch diesen Ausfall kompensieren zu können", sagt Zirbes. Allen voran der 2,07 Meter große Center selbst tat sich als Vertreter unterm Korb hervor und bewegte sich sowohl in der Offensive als auch in der Defensive nahe an seiner Bestleistung.

Cheftrainer Aleksandar Djordjevic konnte sich in Braunschweig sogar erlauben, den NBA-erprobten Spielmacher Jared Cunningham die kompletten 40 Minuten über auf der Bank sitzen zu lassen. "Er hat zuletzt viele Minuten gespielt und Energie gelassen", erklärte Djordjevic. In der ersten Hälfte hatte er sich noch über die mangelnde Defensivarbeit seiner Spieler beschwert. Vor allem DeAndre Lansdowne ließen sie zu viel Raum. Der Amerikaner konnte machen, was er wollte. 19 seiner 27 Punkte sammelte er allein in der ersten Hälfte, es sah so aus, als ob sich der famos aufspielende 28-Jährige für einen Job beim FC Bayern empfehlen und noch kurz ein Best-of-Video in Echtzeit zusammenstellen wollte. "Ein Spieler wie Lansdowne war für uns in der ersten Hälfte ein großes Fragezeichen", sagte Djordjevic. "In der zweiten Halbzeit haben wir dann aber gut als Mannschaft gegen ihn verteidigt."

Nach der Pause traten die Bayern in der Tat in der Defensive energischer auf, und spielten den Ball zu ihren großen und schweren Spielern wie Zirbes und Devin Booker (18 Punkte), die meistens das Richtige mit ihm anzustellen wussten. So richtig abschütteln ließen sich die Braunschweiger aber nicht. Erst der Dreipunktewurf von Vladimir Lucic zum 86:76 brachte die Entscheidung.

Noch am Samstag begann die Vorbereitung auf das Spiel in Istanbul, an diesem Montag werden die Münchner in die Türkei aufbrechen. "Wir fliegen mit großer Vorfreude hin", sagte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic, "wir wollen dort zeigen, dass wir bereit sind zu gewinnen." Mit einem weiteren Sieg in der Best-of-three-Serie am Freitag in eigener Halle könnten sie bereits ins Endspiel vorrücken. Bei aller Euphorie warnt Pesic aber davor, dass in der Bundesliga noch nichts erreicht worden sei. Er erinnerte daran, dass erst März sei und der Meistertitel im Juni vergeben werde. "Die Meisterschaft ist der wichtigste Wettbewerb für uns", stellte Pesic klar. Aber natürlich hätte der frühere Nationalspieler auch nichts dagegen, wenn seine Spieler nach dem Pokalsieg mit einer weiteren Trophäe in die Playoffs starten würden.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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