Basketball:Serbische Einheit

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Der Start von Oliver Kostic als neuer Regionalliga-Trainer der Bayern-Basketballer verlief holprig, doch die jüngste Formkurve zeigt klar nach oben. Das freut auch Proficoach Svetislav Pesic, der Mentor und Vorbild des 41-Jährigen ist

Von Matthias Schmid, München

Wenn es im Spiel hektisch wird, dann fällt Oliver Kostic, 41, in die serbokroatische Sprache zurück. "Hajde, hajde", schreit er dann aufs Parkett in Richtung seiner Spieler, "kommt jetzt". Der neue Trainer des Basketball-Regionalligisten FC Bayern München II ist viel herumgekommen in der Welt, er hat viele Sprachen und Länder auf dem Planeten kennen gelernt, aber seine Muttersprache ist ihm in all den Jahren im Ausland doch am nächsten geblieben. Zuhause mit seiner Frau und seiner Tochter unterhält er sich auf Serbokroatisch. Er beherrscht natürlich Englisch, die Amtssprache im Basketball, fließend. Deutsch will er nun schnell lernen. "Ich motiviere mich jeden Tag dazu, es zu üben", sagt Kostic.

Er versteht sehr viel, vor elf Jahren hatte er sich der Sprache beim Mitteldeutschen BC schon einmal genähert - als Assistent des früheren Bundestrainers Henrik Dettmann, den er dann nach Braunschweig begleitete. Es war gleich eine aufregende Station, "eine ziemlich verrückte sogar", wie er erzählt. Mittendrin musste der MBC Insolvenz anmelden, die Runde spielte der Klub dennoch zu Ende. Und die Saison endete mit einem weiteren Knall, aber mit einem überraschend positiven. Der Verein aus Weißenfels gewann den Eurocup, den zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb also. Es war der größte Erfolg einer deutschen Klub-Mannschaft seit dem Jahr 1995, als Alba Berlin den drittklassigen Korac Cup holte.

Berlins Trainer damals war Svetislav Pesic. Mit seinem serbischen Landsmann verbindet Kostic sehr viel. Das erste Mal waren sie sich aber nicht in ihrer Heimat begegnet, sondern in Rom. Beim Spitzenklub Virtus assistierte der frühere Profi in der Saison 2005/2006 seinem großen Vorbild. "Für jeden jungen Trainer ist es eine Ehre, mit Pesic zusammenarbeiten zu dürfen", sagt Kostic ehrfürchtig. Nach einem Jahr trennten sich ihre Wege, 2007 führten sie die Trainer bei Dynamo Moskau und später in Belgrad wieder zusammen. "Ich halte Pesic für einen der besten Trainer der Welt", sagt Kostic, "er hat so viel Sachverstand und Erfahrung. Aus jedem Gespräch mit ihm kann ich so viel mitnehmen."

Oliver Kostic inmitten seiner Spieler. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dass sie sich jetzt wieder fast täglich sehen, hat weniger mit ihrer gegenseitigen Wertschätzung zu tun als vielmehr mit einer Reihe von zufälligen Ereignissen. Nachdem Felix Czerny vor dieser Saison als Trainer der zweiten Mannschaft überraschend aufgehört hatte, fahndeten die Münchner nach einem Mann, dem die Nachwuchsförderung ebenso am Herzen liegt und der sie mit genauso viel Leidenschaft weiterentwickelt wie Cerny. "Ich war schnell vom Bayern-Konzept angetan", sagt Kostic. Als erste Neuerung führte er ein, dass die Spieler der zweiten Mannschaft dreimal die Woche im Audi Dome trainieren dürfen, in unmittelbarer Nähe zu den Profis. "Ich finde es wichtig, dass wir alle den Geruch der Stars schmecken und uns in den gleichen Kabinen umziehen", sagt Kostic. Er hat in seinen Jahren als Assistenztrainer erfahren, dass ein engerer Kontakt zwischen den Hochbegabten und den Profis sich gedeihlich auf deren Leistung auswirkt.

In Daniel Mayr und Mauricio Marin trainieren regelmäßig zwei seiner Spieler bei Pesic mit. Aber auch andere Heranwachsende dürfen hin und wieder mit den Profis üben. "Das motiviert sie unglaublich", sagt Kostic. Der Start in die Regionalliga verlief aber holprig. Bayern II verlor die ersten drei Spiele, zwei davon mit dem letzten Wurf. "Wir haben ein sehr junges Team, das noch einen großen Mangel an Erfahrung hat", betont der Serbe. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die begabten Spieler jeden Tag besser zu machen. Es scheint, dass er sich damit nicht übernimmt. Die vergangenen drei Partien entschieden die Münchner allesamt für sich. "Als Trainer ist es eine große Herausforderung, ihnen auf dem Weg nach oben zu helfen", findet Kostic. Wie lange er als Nachwuchs-Trainer arbeiten möchte, kann und will er nicht sagen: "Lassen Sie uns nach der Saison darüber sprechen." Bevor er nach München kam, war er beim bulgarischen Spitzenklub Lukoil Sofia immerhin Chefcoach.

Er kann sich aber gut vorstellen, länger in Deutschland und München zu bleiben. Der FC Bayern sei ein großer Klub im Fußball, sagt Kostic, "wir arbeiten nun alle daran, dass er das auch im Basketball wird". Zeit, um sich die Stadt anzusehen, hatte er bisher kaum. Das findet er aber gar nicht schlimm. "Ich hatte alle wichtigen Sehenswürdigkeiten schon gesehen", erzählt Kostic, "bevor ich nach München gezogen bin."

© SZ vom 12.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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