Basketball:Probleme im vierten Stock

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Stark dezimierte Dachau Spurs bei FCB-II-Basketballern chancenlos

Von Matthias Schmid, München

Als sechs Minuten und 14 Sekunden vor dem Ende Nathan Walker nach seinem fünften persönlichen Foul nicht mehr mitspielen durfte, blieb Roland Sovarzo kein Auswechselspieler mehr. Die Krise der Dachau Spurs in der Regionalliga Südost hätte in diesem Moment sinnbildlicher nicht sein können. Während beim Gegner FC Bayern München II zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden mussten, damit alle Spieler, Betreuer und Assistenten Platz finden konnten, saßen neben Trainer Sovarzo nur noch zwei Spieler mit kurzer Hose und Trikot, Walker durfte nicht mehr, Karol Firek konnte nicht mehr spielen, weil er sich mit einem Eisbeutel sein malträtiertes Knie kühlte. "Es ist im Moment ganz, ganz schwer für uns", bekannte Sovarzo nach der 37:92 (20:48)-Niederlage am Samstagabend in München.

Es spricht für ihn, dass er sich über die Situation nicht beklagt, kein Wort darüber, dass die Spurs zurzeit eigentlich nicht konkurrenzfähig sind in der vierthöchsten Basketballklasse angesichts ihrer Verletzungssorgen. Niemand hätte sich gewundert, wenn ihm ein paar Tränen die Wangen hinab gekullert wären. Stattdessen lächelte er und sagte tapfer, dass sie den Klassenverbleib schon schaffen werden, wenn die Mannschaft wieder komplett sei. "Davon gehe ich aus", betonte der ehemalige Zweitligaspieler.

Es sind gerade schwierige Zeiten, die Sovarzo zu moderieren hat. Nur einmal in der Woche kann er überhaupt im Training fünf gegen fünf spielen lassen - fünf Spieler bilden bekanntlich ein Team im Basketball. Dann nämlich, wenn er Spieler aus der Zweiten hinzunimmt. Aber eine Option sind junge Sportler für die Regionalliga nicht, sie spielen in der Bezirksliga. "Da ist die Lücke zu gewaltig", sagte der Coach. Im Moment bleibt ihm nach sieben Niederlagen in sieben Spielen nur die Hoffnung auf die Wende zum Positiven.

Verletzung auskuriert: Mauricio Marin bringt zusätzlichen Schwung in das Spiel der Bayern, gegen Dachau erzielt er zehn Punkte. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auch sein Pendant auf Münchner Seite, Oliver Kostic, kennt sich mit Verletzungen und Krankheiten aus. Doch Dachauer Dimensionen musste der Cheftrainer des FC Bayern nicht ertragen. Am Samstag kehrten in Mauricio Marin und Tobias Korndörfer zwei prägende Spieler wieder in den Kader zurück. "Das war ein gutes Spiel für sie, um Selbstvertrauen zu tanken", sagte Kostic. Die Überlegenheit der Münchner war erschreckend. Vor allem unterm Korb hatten die Dachauer nach den Absenzen der beiden Center Miroslav Ljoljic (Meniskusprobleme) und Georg Hörl (Hüftprellung) niemanden mehr, der hätte nach Abprallern vom Brett im vierten Stock greifen können, wie man im Basketball gerne Aktionen bei den groß gewachsenen Spieler verortet. Denn die hätten sie dringend gebraucht gegen Akteure wie Daniel Mayr, der vom Kopf bis zur Sohle 2,16 Meter misst und bei den Profis von Svetislav Pesic in dieser Saison schön häufiger im Kader stand. Der längste Dachauer Spieler an diesem Abend war Johannes Schwarz mit 1,96 Meter - er kam mit seinen Armen gerade in den dritten Stock. Manchmal hatte man den Eindruck, dass die Münchner Spieler absichtlich daneben werfen, um die Dachauer nicht zu sehr zu demütigen. Das taten sie natürlich nicht. Nach drei Niederlagen zu Saisonbeginn sind auch die Münchner froh, dass sie langsam hineinfinden in die Spielzeit. "Wir sind zurück in der Liga und wollen sehen, was am Ende der Saison für uns noch herauskommt", sagt Kostic über den dritten Sieg nacheinander.

Zwei, drei Wochen müssen die Dachauer noch irgendwie Haltung bewahren, "die Niederlagen irgendwie erträglich gestalten", wie es der US-Amerikaner Nathan Walker ausdrückt. Dann nämlich sollen Hörl und Ljoljic zurückkehren. Die großen Spieler, sagt Sovarzo, sind für 40 bis 50 Punkte gut, "weil sie selbst häufig punkten und für uns wichtige Rebounds holen, damit die Mitspieler in eine gute Wurfposition kommen." Denn eines möchte er nicht erleben, fügte der Trainer hinzu, "dass in einem Spiel nur noch vier Spieler auf dem Parkett stehen."

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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