Basketball:Identische Philosophien

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Knapp sechs Assists pro Spiel, 7,5 Punkte im Schnitt in der Euroleague: Stefan Jovic, 26, bringt beeindruckende Zahlen mit nach München. Der Serbe wird nicht der letzte Zugang des FC Bayern sein. (Foto: imago/Camera 4/International)

Stefan Jovic, 26, soll die Probleme des FC Bayern München im Spielaufbau vergessen machen. Der Serbe ist ein Lieblingsschüler seines Nationaltrainers: Sasa Djordjevic.

Von Ralf Tögel

Marko Pesic erlebt derzeit ein Wechselbad der Gefühle. Die Nachricht, dass Maximilian Kleber bei den Dallas Mavericks eine Chance bekommt und im Kader des FC Bayern ersetzt werden muss, war für den Geschäftsführer ein Schlag ins Kontor. Bei aller Freude des ehemaligen Nationalspielers über den Karieresprung des deutschen Supertalents. Auch die Ablöse, die dem Vernehmen nach im hohen sechsstelligen Bereich liegt, dürfte nur lindernden Charakter haben. Da ist die neueste Botschaft schon eher dazu angetan, die Wolken über dem Gemüt des FCB-Managers zu vertreiben: Die Verpflichtung von Point Guard Stefan Jovic. Der Nationalspieler Serbiens hat für zwei Jahre in München unterschrieben.

Zwar ist Jovic in der Riege der traditionell erstklassigen serbischen Spielmacher noch nicht der ganz große Name, angesichts von Kollegen wie Milos Teodosic (geht zu den Los Angeles Clippers) oder Bogdan Bogdanovic (Fenerbahçe Istanbul). Doch dem Münchner Publikum hat der 26-Jährige beim ersten Vorspielen schon einmal gezeigt, dass er das Zeug dazu hat. Vor zwei Jahren führte Jovic die Gäste von Roter Stern Belgrad mit 19 Assists zu einem 90:79-Auswärtssieg, der Euroleague-Rekord hat nach wie vor Bestand.

Pesic, dem man ein bisschen Fachverstand unterstellen darf, ordnet Jovic unter die besten fünf Spielmacher Europas ein. Und dass der FC Bayern kein ungeeignetes Pflaster für eine signifikante Weiterentwicklung ist, hat gerade NBA-Neuling Kleber offenbart. Jovics Entscheidung dürfte indes auch der Trainer beeinflusst haben, der ein ganz großer Name in der Historie serbischer Point Guards ist - zudem leitet Aleksandar Djordjevic derzeit noch die serbische Auswahl an. Beide werden demnächst ihre Farben bei der Europameisterschaft vertreten.

Der 1,98 Meter große Spielgestalter Jovic hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Titel gesammelt. Er war maßgeblich an der Renaissance von Roter Stern Belgrad beteiligt: 2015 bis 2017 gewannen die Serben unter seiner Anleitung in Serie sowohl die Adriatic League, in der die besten Teams des ehemaligen Jugoslawien ihren Meister küren, wie den serbischen Titel. Dass sich Jovic gegen den Euroleague-Starter Belgrad, der vor einem Jahr immerhin im Playoff-Viertelfinale stand, und stattdessen für den Eurocup-Teilnehmer FC Bayern entschied, begründet er so: "Ich weiß, was in München entstehen soll und bin mir sicher, dass dieser Platz und dieser Moment des Wechsels jetzt genau das Richtige sind für den nächsten Schritt in meiner Karriere. Natürlich kenne ich auch den Trainer vom Nationalteam, unsere Philosophien des Teambasketballs sind identisch. Insofern passt es bestens." Die Münchner dürften nicht zuletzt wegen des Kleber-Wechsels auch über das nötige Kleingeld verfügen, um Spieler vom Format eines Jovic zu locken - und der Kader ist noch unvollständig. Schon kursieren erste Namen für die Nachfolge des in München so beliebten Kleber, italienische Medien melden Milan Macvan, serbischer Auswahlspieler und in Diensten des Euroleague-Klubs Mailand.

Denn der FC Bayern hat nicht weniger als die nationale Spitze im Visier, das hat die Vereinsführung um Präsident Uli Hoeneß hinlänglich mitgeteilt, zumal 2020 die neue und Euroleague-würdige Arena im Olympiapark fertig sein soll. Es bleibt folglich interessant bei den FCB-Basketballern. Gleichwohl dürfte die Gefühlswelt von Marko Pesic weniger strapaziert werden. Denn es wird sich ausschließlich um Zugänge handeln.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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