Basketball:"Ich habe jetzt Blut geleckt"

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Der ehemalige Schwabinger Ole Sebald über sein Debüt in der Bundesliga bei den Crailsheim Merlins

Interview Von Matthias Schmid, München

Ole Sebald, 20, hat sich im vergangenen Sommer dem Basketball-Bundesligisten Crailsheim Merlins angeschlossen. Der Aufbauspieler wechselte vom Viertligisten MTSV Schwabing zum Aufsteiger aus Baden-Württemberg. Am vergangenen Wochenende durfte er bei der Auswärtsniederlage (76:79) in Bonn zum ersten Mal in der BBL spielen, an diesem Samstag empfängt sein Team Braunschweig. Sebald spricht über seine aufregende Premiere, applaudierende Mitspieler und ihm nacheifernde Schwabinger.

SZ: Herr Sebald, waren Sie überrascht, als Ihr Trainer Ingo Enskat Sie plötzlich aufforderte, aufs Feld zu gehen?

Ole Sebald: Und wie, ich dachte im ersten Moment, dass er einen anderen meint. Nicht mich. Ich war ziemlich nervös, als ich aufs Feld lief.

Sie kamen noch im ersten Viertel rein und standen zu Beginn des zweiten Spielabschnitts sogar in der Startformation, am Ende durften Sie fünf Minuten spielen.

Das war ein unbeschreibliches Gefühl, in dieser großen Halle vor fast 5500 Zuschauern auflaufen zu dürfen. Gänsehaut pur. Ich habe dann, um etwas runterzukommen, die Bälle immer schnell zu meinen Teamkollegen gepasst.

Sie haben aber auch einen Dreipunktewurf getroffen.

Ja, da konnte ich nicht mehr weiterpassen, weil niemand mehr frei stand. Also musste ich werfen. Als der Ball aus meiner Hand glitt, hatte sich der Wurf schon sehr gut angefühlt. Und als er dann reinging, haben sogar meine Mitspieler applaudiert. Danach gab es gleich eine Bonner Auszeit, weil wir auf 21:27 verkürzt hatten.

Also eine gelungene Premiere?

Ich denke, dass ich meine Chance nutzen konnte und weitere Einsätze in der BBL bekommen werde. Auch der Trainer hatte mich nach dem Spiel zur Seite genommen und mich gelobt. Ich habe jetzt Blut geleckt und will nun weiter auf mich aufmerksam machen.

Sie mussten bis zum Rückrundenstart auf Ihr Debüt in der Bundesliga warten.

Ich hatte natürlich gehofft, dass es schneller geht. Ich war ja gleich am ersten Spieltag im Kader und war davon ausgegangen, dass ich gegen Ende der Partie noch spielen würde. Es kam leider anders, weil das Spiel bis zur Schlusssirene eng blieb.

Fiel es Ihnen schwer, geduldig zu bleiben?

Eigentlich nicht. Ich bin 20 Jahre alt und auch zum Lernen nach Crailsheim gekommen. Ich habe den Wechsel von Schwabing nie bereut. Ich kann mich hier in jedem Training mit vielen überragenden Spielern weiterentwickeln. Und ich spüre von Tag zu Tag mehr, dass meine Akzeptanz steigt und mir die Mitspieler helfen.

Ole Sebald entstammt der Schwabinger Talentschmiede, nun hofft er auf BBL-Minuten in Crailsheim. (Foto: Johannes Simon)

Sie spielen im Aufbau, in Bonn mussten Sie auch auf den Flügel ausweichen.

Als ich aufs Feld kam, spielten wir schon mit zwei Guards. Also musste ich zunächst auf den Flügel. Aber danach durfte ich noch als Spielmacher ran. Das hat echt Spaß gemacht. Ich habe als Zwanzigjähriger meinen erfahrenen Mitspielern das nächste Spielsystem angesagt. Das war schon ein ziemlich cooles Gefühl.

Was ist denn der größte Unterschied zwischen der Regionalliga und der BBL?

In der BBL wird physischer gespielt, und das Spiel ist mehr von Taktik geprägt. Ich mache ja jedes Training mit den Profis mit und spiele dann meistens für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Wir haben ein sehr gutes Team mit ehemaligen Pro-A-Spielern. Ich versuche dort mit der Intensität und Aggressivität zu spielen wie im Profitraining. Das führt das eine oder andere Mal noch zu Missverständnissen. Meine Aufgabe als Spielmacher ist es, die Bälle nach vorne zu tragen, sie zu verteilen und Lücken für die Mitspieler zu schaffen. Aber wenn es eng wird, übernehme ich Verantwortung und ziehe auch mal selbst zum Korb, um zu punkten. Insgesamt ist es okay, dass ich dort spiele.

In der vergangenen Woche trafen Sie in Crailsheim auf ihren Nachfolger in Schwabing. Liam Carpenter dufte mal ein paar Tage bei den Profis mittrainieren.

Das war schön, wir haben uns nett über Schwabing unterhalten. Er hat hier gleich viel spielen dürfen, weil wir einige Verletzte hatten. Ihm hat das richtig Spaß gemacht, es war eine gute Gelegenheit für ihn, in die erste Liga reinzuschnuppern.

Auch Sie durften vor einem Jahr in Crailsheim vorspielen. Haben Sie noch Kontakt nach Schwabing?

Sehr viel sogar. Ich spreche häufig mit meinem alten Trainer Robert Scheinberg, dem ich das ja alles zu verdanken habe. Und ich halte auch Kontakt zu meinen ehemaligen Mitspielern.

Crailsheim ist Tabellenletzter, schaffen Sie noch den Klassenverbleib?

Wir sind stark genug dafür, die Spiele werden immer enger. Uns fehlt nicht viel zu den anderen Mannschaften. Wir müssen jetzt aber anfangen, sie auch zu schlagen.

© SZ vom 24.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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