Baseball:Aufholjagd mit Raketenantrieb

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Befreiungsschlag: Daniel Patrice (vorne) brachte beim ersten von zwei klaren Siegen der Haar Disciples gegen Tübingen drei Spieler an die Home Plate. (Foto: Claus Schunk)

Die Haar Disciples gewinnen beide Spiele in Tübingen deutlich, jetzt hat der Baseball-Bundesligist wieder reelle Chancen auf die Meister-Playoffs

Von Christoph Leischwitz, München

Es gebe da so einige, die in dieser Saison am Schlag nicht ihre besten Leistungen gezeigt hätten, sagt Spielertrainer Michael Stephan, "und da nehme ich mich selbst nicht aus". Der vergangene Samstag muss deshalb wie eine Befreiung gewirkt haben. Denn da kam die Offensive des Baseball-Bundesligisten Haar Disciples mal wieder so richtig in Schwung, jeder durfte mal, und so bezwang man die Tübingen Hawks auswärts in beiden Partien deutlich 14:1 und 11:3. Stephan durfte auch mit sich selbst zufrieden sein, im zweiten Spiel gelang ihm ein Homerun, insgesamt erreichte er vier Mal mindestens die erste Base. "Das waren zwei Spiele, um wieder Selbstvertrauen zu tanken", fand er. Er meinte damit freilich nicht sich selbst, sondern vielmehr die kollektive Moral: "Es war eine geschlossene Teamleistung, so, wie man sich das als Trainer vorstellt."

Weil es aber mit dem Bälle treffen in dieser Saison oft nicht so gut geklappt hat, und man in der Abwehr obendrein noch erhebliche personelle Probleme hatte, stehen die Disciples in der Tabelle noch lange nicht dort, wo man ursprünglich hin wollte. Der Doppelsieg in Tübingen war zudem zu erwarten gewesen, der Tabellenvorletzte hat noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Dennoch standen die Disciples vor dem Wochenende gewaltig unter Druck, beide Spiele mussten gewonnen werden, um selbst das Minimalziel dieser Saison, die Playoffs, noch erreichen zu können. Denn der Start im Frühjahr war ja völlig verkorkst, jetzt muss eine Aufholjagd gelingen. Nach dem Samstag ist nun wieder realistisch, dass in den Stuttgart Reds und den Mannheim Tornados die Teams auf Platz vier und fünf noch überholt werden können. Gegen beide Mannschaften treten die Disciples in ihren verbleibenden fünf Spielen noch an, sie haben es also noch selbst in der Hand.

Auch wenn die Saison bisher alles andere als zufriedenstellend verlaufen ist, so hat Stephan zwischen all den missglückten Schwüngen und hohen Niederlagen sein Selbstvertrauen noch nicht verloren: "Wir haben von allen drei Mannschaften die besten Karten", findet er mit Blick auf das Wettrennen um Platz vier. Zwei Gründe gibt es für seine Zuversicht: Stuttgart und Mannheim haben in den vergangenen Wochen wichtige Spieler verloren - ein Grund dafür, warum etwa die Reds kürzlich überraschend eine Partie gegen Außenseiter Tübingen verloren hatten. Die Disciples hingegen treten erst seit Kurzem in Bestbesetzung an. Der ausländische Pitcher Justin Erasmus, der nachträglich für den enttäuschenden DJ Jauss aus Amsterdam geholt wurde, entpuppt sich laut Stephan als "Rakete". Außerdem sind Daniel Patrice, Bruno Aurnhammer und Lukas Steinlein von Auslandsaufenthalten zurück. Aurnhammer punktete in Tübingen in beiden Spielen, Steinlein stand in Partie Nummer zwei für zwei Innings auf dem Werferhügel. Zwar musste der Pitcher den einzigen Tübinger Gegenpunkt hinnehmen, doch dafür gelangen ihm auch vier Strikeouts.

Nach zwei Wochen Pause und den lockeren Siegen in Baden-Württemberg wird es jetzt noch einmal anstrengend, denn ab Samstag stehen vier Spiele in vier Tagen an. Am kommenden Montag und Dienstag empfangen die Haarer die Regensburg Legionäre in der Euro League (jeweils 18 Uhr). Viel wichtiger sind aber die beiden Spiele am Samstag (17 Uhr) und Sonntag (14 Uhr) gegen Stuttgart: Sollte auch nur eine der beiden Partien verloren gehen, sinken die Aussichten auf das Erreichen der Playoffs signifikant.

Sollte es klappen, ist dieser vierte Platz auch noch undankbar, denn dann würden schwere Spiele gegen den Ersten der Nordgruppe anstehen, die enorm starken Bonn Capitals, die aktuell 16 Siege bei zwei Niederlagen aufweisen. "Darüber machen wir uns im Moment keine Gedanken. Aber wir haben in dieser Saison bewiesen, dass wir jeden schlagen können", sagt Mitch Stephan. Sein Selbstvertrauen hat tatsächlich noch kein bisschen in dieser Saison gelitten.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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