Badminton:Narrisch ersatzgeschwächt

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Bundesligist Neuhausen-Nymphenburg verliert gegen Meister Bischmisheim 1:6 und kann die Klasse aus eigener Kraft nicht mehr halten.

Von Sebastian Hepp, München

Wenn man sein Alltagskostüm für eine Weile abstreift und Dinge tut, die im normalen Leben eher nicht vorgesehen sind, wenn man es mit der Partnerwahl mal nicht so genau nimmt und zu Scherzen aufgelegt ist, dann sind hierzulande die närrischen Tage angebrochen. So gesehen hat der Badmintonkader des TSV Neuhausen-Nymphenburg einen in jeder Hinsicht närrischen Samstag vor dem großen Faschingsfinale hingelegt. In der Erstligabegegnung gegen den Spitzenreiter 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim war nur das 1:6-Endergebnis standesgemäß, ansonsten kam vieles anders, als der TSV es vorher erwartet hatte.

Spitzenspieler Tobias Wadenka etwa hatte sein Trikot gegen ein Rekonvaleszenten-Outfit getauscht und feuerte als "Ritter von der traurigen Gestalt" humpelnd seine Mannschaftskollegen an. Wadenka hatte sich kürzlich bei den Deutschen Meisterschaften in Bielefeld im Mixed drei Außenbänder im Fuß angerissen und wird drei Wochen pausieren müssen. Doch damit nicht genug: Elisabeth Baldauf fing sich kurz nach ihrem Mixed-Titelgewinn bei den österreichischen Meisterschaften ein Grippevirus ein und fehlte ebenso - was ihr laut Teammanager Philipp Blonck "narrisch schwer gefallen" war. Und Fabian Holzer musste wegen eines vorrangigen Studientermins passen. Ausgerechnet jetzt, da der TSV als Tabellenschlusslicht dringend einen Punkt im Nichtabstiegskampf benötigt hätte, galt es also, drei Stammspieler zu ersetzen.

Das führte dazu, dass es in den beiden Herrendoppeln und im Mixed ein regelrechtes Bäumchen-wechsle-dich-Spiel zu bestaunen gab. So wurde dem Bulgaren Krasimir Yankov im ersten Doppel der groß gewachsene Linkshänder Eric Patz zur Seite gestellt. Patz, ein Neuhauser Urgestein und seit einiger Zeit Jugendtrainer beim TSV, konnte immerhin Erstligaerfahrung in die Waagschale werfen - er spielte für Wiebelskirchen im Oberhaus. Allerdings im Jahr 1994 - Patz ist mittlerweile 48 Jahre alt. Gegen Bischmisheims Top-Gespann Schöttler/Jille schlug er sich achtbar und setzte sogar einige unerreichbare Smashs. Die Angriffe der Gegner mit Returns zu parieren, gelang ihm allerdings nur selten. "Das Spiel in der ersten Liga ist schon viel schneller und athletischer geworden als noch vor zwanzig Jahren", bekannte Patz nach der 10:12, 6:11, 5:11-Niederlage. Natürlich habe auch eine Rolle gespielt, dass er und Yankov "kein eingespieltes Duo" seien wie der Gegner, der "dreimal pro Woche am Olympiastützpunkt in Saarbrücken trainiert". Gleiches galt für die zweite Begegnung, Neuhausens Doppel Manuel Heumann und Przemyslaw Szydlowski spielte ebenfalls erstmals zusammen, hatten Wang/Käsbauer sogar am Rande einer Niederlage. Trotz großem Einsatz und einigen Hechtsprüngen verloren sie hauchdünn mit 9:11 im fünften Satz. Auch Szydlowski und Kaja Stankovic mussten im Mixed erst zueinander finden, holten immerhin einen Satz.

Krasimir Yankov, der für Wadenka ins erste Einzel aufrücken musste, ging gegen Wang erst in Durchgang fünf (3:11) die Luft aus. Den einzigen Neuhauser Punkt gewann einmal mehr die Ukrainerin Natalya Voytsekh, die Isabel Herttrich 3:0 schlug. Für Neuhausen wird es nun immer enger, der unmittelbare Konkurrent Freystadt hat seinen Vorsprung inzwischen auf vier Zähler ausgebaut. "Aus eigener Kraft dürfte der Klassenerhalt jetzt kaum noch zu schaffen sein", glaubt Philipp Blonck. Immerhin nahm sein Team die Niederlage mit Humor, Heumann setzte Gegner Käsbauer den Federball auf den Kopf. Der trug den "Faschingshut" als Siegertrophäe vom Spielfeld.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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