American Football:Zurück im neuen Zuhause

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Gleich das erste Spiel bringt für Kevin Herron das Derby gegen die Allgäu Comets, im Football heißt das "die Schlacht um Bayern". (Foto: Claus Schunk)

Kevin Herron war Jugendcoach und Co-Trainer in München, jetzt soll er die Cowboys in die Playoffs führen

Von Christoph Leischwitz, München

Für Kevin Herron fühlt es sich ein bisschen an wie Heimkommen nach langer Zeit, und wie das dann meistens so ist: Das Haus steht noch, aber das Mobiliar hat sich verändert. Das Dantestadion sieht zwar immer noch so aus wie damals, als er 2001 Jugendtrainer und vor sieben Jahren Co-Trainer der Munich Cowboys war. Doch seit 2009 wurden viele ältere Schränke durch neue ersetzt, nur noch zwei Spieler von damals sind übrig. "Alles wirkt sehr vertraut, aber es gibt auch viele neue Gesichter", sagt der neue Cheftrainer. Am Samstag kurz vor dem Kickoff um 16 Uhr wird der 35-Jährige seinen ersten pregame huddle in der Bundesliga abhalten, seine erste Rede an die Mannschaft vor einem Pflichtspiel also.

Herron hat schon jetzt viel bewegt im Verein. Dank ihm ist die Zuversicht gestiegen, dass der Münchner Football-Bundesligist endlich einmal wieder ein Dauerkandidat auf die Playoffs wird, in ein paar Jahren vielleicht sogar mehr als das. Der Trainerstab ist so groß wie noch nie, beim Kader ist es ähnlich. Jetzt steht das erste Pflichtspiel an, und man könnte sagen, dass es sich für die im Umbruch befindliche Mannschaft um eine Standortbestimmung handelt: Offensiv wie defensiv wurden neue Spielsysteme eingeführt. Die Spieler, wie zum Beispiel der neue US-Quarterback Jake Schaefer, müssen sich darin erst einmal zurechtfinden. Das ist beim Football besonders schwer, weil die Laufwege zeitlich exakt aufeinander abgestimmt sein müssen, sonst entstehen schnell gefährliche Lücken.

Das Problem ist nur: Die Standortbestimmung fällt zusammen mit einem der wichtigsten Spiele der Saison. Denn zum Auftakt reisen die Allgäu Comets ins Dantestadion. Die Kemptener erreichten in der vergangenen Saison das Halbfinale und schlugen in der regulären Saison die Cowboys zwei Mal. Gleichzeitig ist der Sieg im direkten Vergleich mit den Comets auch ein ausgegebenes Saisonziel - in München nennen sie das Derby auch "Battle for Bavaria". Passend zum vermutlich spannungsreichen Saisonstart, zu dem in Sachen Zuschauer die Tausender-Marke locker geknackt werden sollte, kehrt auch noch ein anderer alter Bekannter zurück ins Dantestadion. Der Fernsehmoderator Ralf Exel wird das Spiel über das Stadionmikrofon kommentieren. "Er war von 1994 bis 2001 die markante Stimme der Munich Cowboys", sagt Präsident Werner Maier, also in jenen Zeiten, als die Münchner Footballer noch Dauergäste in den Playoffs waren.

Die Cowboys stellen fraglos ein besseres Team als in den vergangenen Jahren, auf der anderen Seite sind die Comets Ausdruck dafür, dass die ganze Liga stärker geworden ist. "Sie sind eine gut gecoachte Mannschaft mit einem gefährlichen Quarterback und einer starken Defense", sagt Herron. Die Comets gehen leicht favorisiert in die Partie. Leichte Vorteile rechnet sich Herron bei den so genannten Special Teams aus, die bei Kickoffs und Punts auf dem Feld stehen. "Letztlich wird es darum gehen: Wer macht die wenigsten Fehler", sagt Herron. Fehler vermeiden, das sei in den vergangenen Monaten ein Übungsschwerpunkt gewesen, bis hin zu grundsätzlichen Dingen wie dem Halten des Balles, damit er einem nicht aus der Hand geschlagen wird. Einer der Motivationstricks von Herron ging so: Wenn im Training die Offensive gegen die Defensive spielte, dann war ein Ballverlust der Offensive gleichbedeutend mit einer Niederlage. Der Ball ging nur selten verloren. Insofern hört es sich auch gar nicht mehr so negativ an, wenn Herron sagt: "Wir werden gegen die Comets alle Hände voll zu tun haben."

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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