American Football:Erwartet schmerzhaft

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Kraftvoll zugepackt: Defensivspieler Tobias Fuchs (re.) wurde nach der Niederlage gegen die Stuttgart Scorpions zum besten Cowboy des Tages gewählt (Foto: Johannes Simon)

Bundesligist Munich Cowboys startet mit einer 14:26-Niederlage gegen Stuttgart in die Saison

Von Christoph Leischwitz, München

Timothy Love Breaker sah den Gegenspieler direkt auf sich zulaufen, und er durfte sich sicher sein: Das wird gleich ziemlich wehtun. Der Quarterback der Munich Cowboys hätte sogar noch ausweichen können, oder zumindest die gepolsterte Schulter nach vorne stellen, um den Aufprall zu mindern. Das wäre insofern sinnvoll gewesen, als dass dieses Spiel beim besten Willen nicht mehr zu gewinnen war, zehn Sekunden vor Schluss, bei 19 Punkten Rückstand. Doch Breaker wollte werfen. "Dieser Touchdown war sehr wichtig für uns", sagte der 24-jährige Allrounder, der am ersten Bundesliga-Spieltag nicht nur in der Abwehr, sondern auch als Spielmacher ran musste. Breaker steckte den harten Tackle ein, der Ball wurde gefangen, aber die Endzone war noch nicht ganz erreicht. Noch ein Spielzug. Breaker raffte sich noch einmal auf und lief die restlichen zwei Yards noch einmal selbst, zu einem an sich völlig bedeutungslosen Touchdown. Endstand gegen die Stuttgart Scorpions: 14:26.

"Bammel" - damit fasste der Spielmacher die ersten Minuten dieser Bundesliga-Saison zusammen. Er musste zugleich in der Abwehr und als Quarterback spielen, weil der eigentliche Spielmacher Ward Udinski erst sein Studium in den USA beenden muss, ehe er Mitte Mai nach München fliegen kann. Breaker hat zum letzten Mal vor vier Jahren als Quarterback gespielt, und wenn man es nicht gewohnt ist, auf dieser Position zu spielen, dann fehlt zunächst der Überblick, die Ruhe, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Genau so sah es dann von außen auch aus: Die Cowboys kamen offensiv nicht in die Gänge, weder mit Lauf-, noch mit Passspiel, am meisten Boden machten sie noch damit gut, wenn Breaker selbst den Ball in der Hand behielt und in der gegnerischen Abwehr eine Lücke fand.

Insofern war es ein gutes Zeichen, dass nach einem klaren 0:19-Rückstand zur Pause am Ende eine verhältnismäßig knappe Niederlage stand. "Er hat sich bereits in den vergangenen Wochen im Training verbessert, und er hat sich heute während des Spiels verbessert", sagte Trainer Denauld Brown über seinen Ersatzchef auf dem Feld. Der neue Trainer der Cowboys konnte seinen Gesamteindruck ebenfalls mit einem einzigen Wort zusammenfassen: "Unerfahrenheit." Man sei in dieser Saison sehr darauf angewiesen, dass die jungen Spieler schnell dazulernten, am besten genauso schnell wie Breaker auf der ihm fremden Position. Abgesehen davon kann sich die Mannschaft nicht allzu viele verletzungsbedingte Ausfälle leisten: Am vergangenen Samstag bestand das Team gerade mal aus 35 Spielern, normal sind eher 45. Diese Zahl werden die Cowboys auch nicht erreichen, wenn alle aktuell Verletzten dabei sind. "Es wird hart", sagt Brown.

Die Abwehr ist, wie so oft in den vergangenen Jahren bei den Cowboys, schon einen Schritt weiter, sie hielt die starke Stuttgarter Offensive oft in Schach. So war es auch kein Zufall, dass in Tobias Fuchs ein Rückraumspieler zum wertvollsten Cowboy des Tages gewählt wurde. "Es war heute anders, als ich es erwartet habe", sagte Fuchs hernach über Mikrofon zu den 1100 Zuschauern, die Abwehr hatte etwas mehr zu tun bekommen als erwartet. Was wiederum an der Offensive lag, die den Ball selten lange in ihren Reihen halten konnte. "Sie haben sich heute noch nicht so gefunden", sagte auch Maximilian Kusch über die so genannte Offense Line, wo die schweren Männer stehen, die den Quarterback schützen sollen. So bekam Passempfänger Kusch viel weniger Bälle zugeworfen als geplant, und Breaker wurde öfter zu Boden gebracht, als ihm lieb war. Doch immerhin gelang ihm sieben Minuten vor Spielende der erste Touchdown-Pass der Saison zum zwischenzeitlichen 7:19, Empfänger war Wide Receiver Kusch.

Die Cowboys hatten vor der Saison zwar ein erfolgreiches Trainingslager abgehalten, allerdings kein einziges Vorbereitungsspiel bestritten. Im Prinzip befindet sich die Mannschaft jetzt in der Vorbereitung auf jene Spiele, die sie dann mit ihrem etatmäßigen Quarterback bestreiten kann. Außerdem stehen zwei weitere Auswärtsspiele an, bevor Udinski zum nächsten Heimspiel gegen die Saarland Hurricanes im Dantestadion auflaufen wird. Diese sind auch der Gegner am kommenden Wochenende - und in der aktuellen Cowboys-Form realistischerweise eines von ganz wenigen schlagbaren Teams in der Südstaffel. Der letzte Touchdown gegen Stuttgart, sagt Breaker, sei auch deshalb so wichtig gewesen: "Um in den Flow zu kommen, für nächste Woche."

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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