American Football:Erlösender Touchdown neun Sekunden vor Schluss

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Der Erstligist Munich Cowboys verlässt nach dem 21:14-Erfolg bei den Allgäu Comets das Tabellenende. Der Derby-Sieg in Kempten ist ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt.

Von Christoph Leischwitz, Kempten/München

Da war er endlich, der erste Sieg auf fremdem Platz, und dann durfte sich Cheftrainer Garren Hollley immer noch nicht freuen. Denn mit dem Schusspfiff der Football-Bundesligapartie der Munich Cowboys bei den Allgäu Comets gab es erst mal noch ein kleines Handgemenge: Jeremiah Maluia war geschubst wurden, und Coach Holley befahl seinen Spielern an der Seitenlinie gestenreich, bloß nicht einzugreifen. Dann aber waren doch einige Münchner Jubelschreie zu hören und ein paar in die Höhe gereckte Helme zu sehen. Holley selbst jubelte gar nicht so sehr, "ich war vor allem erleichtert", gab er danach zu Protokoll. Dafür gab es einige Gründe - auch wenn es für den ultimativen Jubel noch viel zu früh war.

In der German Football League (GFL) finden selten alle Spiele eines Spieltags am selben Wochenende statt, die Tabelle ist deshalb permanent verzerrt. Doch rückwirkend betrachtet waren die Cowboys seit ihrem zweiten Saisonspiel gegen Ingolstadt Anfang Mai Tabellenletzter gewesen, und am vergangenen Sonntag, nach einem ungemein spannenden 21:14-Erfolg im Derby in Kempten, haben sie diesen letzten Platz zum ersten Mal verlassen. "Das fühlt sich schon sehr gut an, nach so langer Zeit", sagte Holley. Die Mannschaft hat bereits zehn von 14 Partien hinter sich gebracht, und so fiel es Holley doppelt leicht, seinen Spielern abgesehen von einer Videoanalyse am Montagabend eine komplette Woche trainingsfrei zu geben. "Sie sollen sich erholen", sagte er. Ein bisschen klang es allerdings wie ein Befehl.

Auch gegen Allgäu hatte sich der Münchner Angriff wieder schwergetan, nach 43 von 48 Spielminuten hatten die Gäste gerade einmal einen Touchdown erzielt. Dabei hatte aber vor allem Quarterback Benjamin Wilkerson sehr viel weniger Fehler gemacht als in den Wochen zuvor, er hatte diesmal keine einzige Interception geworfen, also einen Ball in die Arme des Gegners. Und vor allem blieben sie diesmal geduldig. Das ähnlich spannende Heimspiel gegen Ingolstadt hatten die Cowboys auch deshalb verloren, weil sie beim letzten Angriff zu hastig agiert und so der Gegner noch einmal viel Zeit bekommen hatte, um seinerseits zu punkten. Diesmal schlossen sie den letzten Angriff neun Sekunden vor Schluss ab, Wilkerson erlief den Touchdown selbst. Dafür sorgte nicht nur ein verbesserter Quarterback, sondern auch die Tatsache, dass einige Neulinge im Team verlässliche Leistungen zeigen.

Für die Allgäuer war die späte Niederlage besonders frustrierend, weil sie nun ihrerseits am Tabellenende stehen. Die Cowboys hingegen haben nun mit zwei Siegen genauso viele Pluspunkte gesammelt wie Saarland und Stuttgart. Gegen Erstere haben sie den direkten Vergleich gewonnen, gegen Letztere spielen sie noch (5. August im Dantestadion). Aber schon ein Sieg am Samstag in einer Woche zu Hause gegen die Marburg Mercenaries (Holley: "Sie sind für uns schlagbar") würde die Cowboys von den allergrößten Abstiegssorgen befreien. Denn nur der Tabellenletzte geht in eine Relegation. Dann würde der Jubel womöglich noch einmal deutlich lauter ausfallen als beim prestigeträchtigen Derby im Allgäu.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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