In naher Zukunft wird sich viel ändern beim Football-Bundesligisten Munich Cowboys, Ziel dieser Neuorientierung ist, dass sich danach möglichst wenig ändert. "Die Familie soll wieder zusammengeholt werden", sagt Kevin Herron. Er selbst will da mit gutem Beispiel vorangehen: An diesem Mittwoch gab der Klub bekannt, dass der 35-Jährige Cheftrainer wird. Sein Ziel: "Ich will den Cowboys wieder zu Größe verhelfen." Und zwar dauerhaft.
Der Weggang seines Vorgängers Denauld Brown kam nicht überraschend. Obwohl die Saison in der Südstaffel der Deutschen Football-Liga (GFL) auf Platz fünf beendet wurde, der Abstieg war kein Thema. Gemessen daran, wie viele Spieler zuvor den Verein verlassen hatten, und wie viele sich im Laufe der Spielzeit verletzt hatten, war das ein großer Erfolg. Doch Brown hatte weder verhindern können, dass altgediente Spieler gehen, noch das Problem gelöst, auf das die Weggänge zurückzuführen sind: eine seit Jahren andauernde Findungsphase. Zudem ist die Konkurrenz in Bayern gewachsen. Die Allgäu Comets haben vor drei Wochen das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft erreicht, was den Cowboys zuletzt 2001 gelungen ist. Die Ingolstadt Dukes spielen bereits in der zweite Liga, dank vieler ehemaliger Cowboys. Weil die Lizenzvergabe für die Rhein-Neckar Bandits für 2016 fraglich ist, könnten die Dukes schon bald Ligakonkurrent sein.
Große finanzielle Anreize können die Cowboys nicht bieten, trotzdem sagt Herron: "Ich habe lange auf das richtige Angebot gewartet, und es gab auch schon einige." Besonders wichtig ist beiden Seiten: Herron hat Stallgeruch. "Ich bin mit Football aufgewachsen", sagt der Deutsch-Amerikaner, und zwar in München. Seine aktive Karriere blieb überschaubar, doch er war schon als 19-Jähriger Jugendtrainer bei den damaligen NFA Monarchs, später bei den Cowboys. Allein aus dieser Zeit kennt er den einen oder anderen Spieler, der nach Möglichkeit nun wieder zu dem großen alten Team, das früher den Beinamen "grand old team of the south" trug, zurückkehren. Zwischendurch trainierte Herron den damaligen Zweitligisten Königsbrunn Ants, bislang seine einzige Station als Cheftrainer im Erwachsenenbereich. John Rosenberg holte ihn 2008 als Abwehrchef zurück nach München, der erfahrene US-Coach sagte schon damals: "Kevin ist einer der besten Trainer in Deutschland." Trotzdem hat Herron die vergangenen Jahre vor allem dazu genutzt, weiter von anderen zu lernen. Vor allem als Co-Trainer bei den Swarco Raiders in Innsbruck, mit denen er zweimal österreichischer Meister wurde und 2011 den Europapokal gewann. Obwohl ihm jahrelange Cheftrainer-Erfahrung fehlt, sind Herrons Fachkompetenz und Führungsqualitäten in der Szene unbestritten. "Er hat trotz seiner jungen Jahre irrsinnig viel Erfahrung auf höchster Ebene gesammelt", sagt Cowboys-Geschäftsführer Thorsten Friemel.
"Wir sind in Gesprächen", gibt Herron preis, zum Beispiel, über den ehemaligen Cowboys-Runningback Fabien Gärtner, der maßgeblichen Anteil an der Meisterschaft der Innsbruck Raiders in der vergangenen Saison hatte. Die Arbeit mit der Offensive will der Defensiv-Experte Herron zum großen Teil dem künftigen Co-Trainer für diesen Mannschaftsteil überlassen. Doch er versucht, in Ward Udinski den Chef der Offensive aus der vergangenen Saison für eine weitere Spielzeit zu gewinnen - der Amerikaner hat im September in seiner Heimat einen festen Job bei einem großen US-Konzern gefunden. Außerdem soll der Trainerstab enorm anwachsen: "Ich will es so machen wie in Innsbruck. Dort legt man viel Wert auf gute Trainer. Die Spieler sollen dann ihr Wissen an die Jugend weitergeben", erklärt Herron. Die Familie soll wachsen und, so Herron, "wieder die Nummer eins in Bayern werden".