American Football:Blaue Beulen

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"Bisher hatten wir kein Laufspiel, außer, ich bin selbst gelaufen": Spielmacher Markus Gärtner hofft auf ein paar zusätzliche Trainingseinheiten. (Foto: Johannes Simon)

Aufsteiger München Rangers zahlt in der zweiten Football-Bundesliga bisher Lehrgeld

Von Christoph Leischwitz, München

Die München Rangers freuen sich ein wenig darüber, dass der Fußball-Zweitligist Union Berlin am vergangenen Wochenende gewonnen hat. Dadurch ist eine Kettenreaktion in Gang gekommen: Der FSV Frankfurt ist in Abstiegsgefahr, muss möglicherweise noch ein Relegationsspiel im eigenen Stadion austragen. Deshalb wurde der Saisonstart der Frankfurter Footballer namens Universe, geplant für kommenden Samstag, verschoben. Und die München Rangers sehen das im Moment so: Sie würden ihrerseits gerne in der zweiten Football-Liga bleiben. Und gewonnene Zeit könnte ihnen dabei helfen: Die Mannschaft steckt nach drei Spieltagen nämlich bereits in einem Umbruch.

Rangers-Quarterback Markus Gärtner würde sich schon deshalb über eine Verschiebung freuen, damit seine vielen "blauen Beulen" mal Zeit bekämen, abzuheilen. Die ersten Saisonspiele haben er und die Rangers viel einstecken müssen: 0:52 zum Auftakt gegen die Ingolstadt Dukes, ein unglückliches 22:29 in Darmstadt, und am vergangenen Sonntag eine 21:38-Niederlage gegen Holzgerlingen. Gärtner und die Offensive haben sich dabei stetig verbessert, aber noch nicht genug. "Ein klassischer Fehlstart", sagt der Vorsitzende Michael Arzberger. Der Quarterback selbst spricht von "Anpassungsproblemen" an die zweite Liga. Er meint damit nicht nur jene Spieler, die zum ersten Mal so hochklassig spielen, sondern auch sich selbst. Bis zur vergangenen Saison diente er dem Erstligisten Munich Cowboys vor allem als Passempfänger und als Ersatz-Quarterback. Als Spielmacher durfte er fast nur im Training Praxis sammeln - ein Grund, warum er bei den Rangers anheuerte. Jetzt, sagt er, müssten in den entscheidenden Momenten alle noch etwas cooler bleiben, eine "Chuzpe" entwickeln. "Einerseits können die Receiver auch mal einen Ball fangen, wenn er nicht exakt kommt. Andererseits kann ich noch ein bisschen an der Genauigkeit arbeiten", sagt der Spielmacher. Immerhin, es wurde zunehmend besser, gewonnen haben die Rangers noch nicht.

Die Saison ist zwar noch lang, und die Leistungskurve scheint nach oben zu zeigen. Doch nach den Niederlagen gegen Darmstadt und Holzgerlingen, zwei potenziellen Konkurrenten im Abstiegskampf, sieht sich der Vorstand schon jetzt zum Handeln gezwungen. "Nur mit Deutschen, das scheint eben doch nicht zu gehen", sagt Arzberger. Vermutlich auf zwei Positionen wolle man sich mit US-Amerikanern verstärken - wo genau, will Arzberger noch nicht sagen: "Wir wollen die jeweiligen Spieler nicht vor den Kopf stoßen." Im Gegenzug wurde auch schon ein US-Amerikaner vor die Tür gesetzt. "Wir haben uns von Joe Chatman getrennt", so Arzberger. Der Ballträger wohne in Nürnberg und sei einfach nicht zum Training erschienen, in der aktuellen Lage kein gutes Zeichen an das Team. Dafür spielte schon gegen Holzgerlingen Rückkehrer Philip Kunze als Runningback, der ein Jahr in den USA verbracht hat. Gerade im Zusammenspiel mit Kunze hofft Gärtner auf ein paar zusätzliche Trainingseinheiten vor dem nächsten Pflichtspiel. "Bisher hatten wir kein Laufspiel, außer, ich bin selbst gelaufen", sagt der Quarterback. Kunze sei deshalb so wichtig, weil sich durch gute Läufe eben auch mehr Lücken für das Passspiel ergeben - das Offensivspiel ist für die Gegner dann nicht mehr so leicht auszurechnen.

Eine Verstärkung ist laut Arzberger auch für die Abwehr vorgesehen. Allein deshalb, weil hier schon einige verletzte Spieler zu beklagen sind. Rückraumchef und Kicker Julian Zettl, der vergangene Saison noch als Quarterback spielte, fällt mit einem Kreuzbandriss bis zum Saisonende aus. Am 31. Mai spielen die Rangers zu Hause gegen Nürnberg. Bis dahin könnte sich die Mannschaft schon ziemlich verändert haben.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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