American Football:Auf die Familie

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Teamplayer: Robb Ortiz sprang als Wide Receiver ein und kümmerte sich um die Nachwuchsintegration. (Foto: Johannes Simon)

Die Munich Cowboys wahren ihre Playoff-Chance mit einem 36:30 gegen Mannheim. Sorgen vor dem Rückspiel bereiten Trainer Denauld Brown die Verletzung von Ryan Retzlaff - und die Unkonzentriertheiten im letzten Viertel

Von Carolin Ranz, München

− Viel Wasser sollten die Spieler trinken, nach dieser Hitzeschlacht bei 36 Grad in der prallen Sonne. Die Trainer persönlich kümmerten sich in der Pressekonferenz um die Flüssigkeitszufuhr ihrer Spieler. Zwar schauten Robb Ortiz und Antwan Smith ein wenig verwundert, doch sie tranken. Immer wieder schenkten Denauld Brown und Tyler Reese ihnen nach, bis die ganze Liter-Flasche leer war. Brown war mit dem 36:30-Sieg seiner Munich Cowboys über die Rhein-Neckar Bandits aus Mannheim zufrieden, Reese mit der kämpferischen Leistung seines Teams. Na dann Prost.

Besonders zufrieden war Denauld Brown mit Ortiz, der kurzfristig als Wide Receiver für den gesetzten Ryan Retzlaff eingesprungen war. Eine Verletzung am Bein hatte den Amerikaner außer Gefecht gesetzt. Ortiz schloss die Lücke mit einem seiner besten Spiele, zeigte sich aber auch nach Spielende als Teamplayer: "Ich spiele da, wo der Trainer mich braucht. Man kann es ja eh nicht ändern." Die kleine goldene Trophäe für den besten Spieler des Tages hatte er irgendwo abseits abgestellt. An nahezu jedem Spielzug der Cowboys war Ortiz beteiligt, doch ein Touchdown gelang ihm am Samstag nicht. "Das wäre schon noch schön gewesen, so als Krönung", meinte der Münchner.

Für die Touchdowns aber waren andere zuständig. Philipp Vinzenz, Lorenz Regler, Tobias Fuchs und zweimal Maximilian Keusch, der im dritten Viertel die Führung auf 36:10 schraubte. Dass es am Ende noch mal eng wurde, lag an Unkonzentriertheiten der Münchner, die im letzten Viertel ohne Punkte blieben. Dafür holten die Mannheimer auf. Erst durch einen 80-Yard-Touchdown-Pass, dann durch eine Safety (zwei Punkte) und einen weiteren Touchdown. Der Pflichtsieg, um im Playoff-Rennen zu bleiben, gelang den Münchnern dennoch. Gleich nächstes Wochenende wollen und müssen sie diesen Sieg im Rückspiel in Mannheim wiederholen. Ob Retzlaff dann wieder dabei sein wird, ist noch unklar. "Der Arzt sagte zwei Wochen, ich sage eine. Aber ich bin ja auch kein Arzt", sagte Brown.

Vor allem Mannheims Defensiv-Ass Lars Imberg machte München zu schaffen. Ein ums andere Mal beförderte Imberg Quarterback Ward Udinski zu Boden. "Er ist ein Biest", lobte Mannheims Trainer Tyler Reese seinen Mann. Dennoch bleibt München für Reese der Favorit. Ob die Cowboys für das Rückspiel nicht zufällig Urlaubspläne hätten, fragte er. Haben die Deutschen doch sowieso diese seltsame Angewohnheit, mitten in der Saison in den Sommerurlaub zu fahren. "Da müssen wir bescheiden sein und das als Amerikaner hier in Deutschland akzeptieren. Auch wenn es schwer ist", erwiderte Brown.

So kamen am Samstag einige A-Jugendliche zu ihren ersten GFL-Einsätzen. Lorenz Regler gelang sogar direkt sein erster Touchdown. Die steten Spielerwechsel seien natürlich undankbar, sagt Brown, doch die Integration falle ihm nicht schwer: "Wir brauchen sie schließlich." Ob wegen Auslandssemestern oder Sommerurlaubs, schon die gesamte Saison über muss der Münchner Trainer improvisieren. Gleich zu Beginn warteten die Cowboys drei Wochen auf ihren Quarterback Udinski, der noch Collegeprüfungen zu absolvieren hatte. "Das ist nicht so einfach, immer neue Leute reinzubekommen", sagt Ortiz. Aber das sei die Aufgabe des Trainers, die er offensichtlich ganz gut löse. Ortiz selbst nahm sich während des Spiels immer wieder der Nachwuchsleute an, erklärte ihnen Pass- und Laufwege. Teamplayer eben.

Die Spieler müssten Erfahrungen sammeln, sagt Brown. Deshalb gebe er ihnen selbst in engen Spielen Verantwortung. Das sei auch für ihn eine "einzigartige" Erfahrung. Die Spieler kämen für eine Saison oder manchmal nur für ein Spiel: "Ich bin hier, um sie zu trainieren und es für sie zu einer so guten Erfahrung zu machen, dass sie zurückkommen zu der Familie, die wir hier versuchen zu bilden", sagte Brown. Mit einer Playoff-Teilnahme könnte er die Familienbande weiter stärken.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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