Sport:Klebriger Handball

HSG Würm

Klebrige Vorschrift: In der Bayernliga, in der die Handballerinnen der HSG Würm-Mitte spielen, muss der Ball mit Haftmittel behandelt werden.

(Foto: HSG Würm/oh)

TSV Gräfelfing soll notwendige Reinigung des Hallenbodens künftig selbst bezahlen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Handball-Damen der Spielvereinigung HSG Würm-Mitte sind in Top-Form: Die Sportlerinnen stehen in der Bayernliga auf dem ersten Platz und haben gute Chancen, in die Bundesliga aufzusteigen. Zudem ist eine weitere weibliche A-Jugendmannschaft seit Jahresanfang im Aufbau, Bundesliga heißt auch hier das Ziel. Für ihren Erfolg soll die Handball-Abteilung jedoch in Zukunft teuer bezahlen. Die Kosten von 30 000 Euro im Jahr, die für die Hallenbodenreinigung nach jedem Training anfallen, sollen die Handballer nach Ansicht der Gemeinde Gräfelfing künftig selbst tragen.

Handballer in der Spitzenliga sind verpflichtet, mit einem Haftmittel zu spielen: Der Ball wird damit behandelt, damit er griffiger ist. Bei jedem Bodenkontakt hinterlässt der Ball jedoch klebrige Flecken. Im Jahr 2015 hatte sich der Sportverein TSV, zu dem die Handball-Spielvereinigung gehört, mit der Gemeinde darauf geeinigt, dass die Handballer verklebte Türgriffe oder Geländer nach dem Training selbst reinigen. Die Bodenreinigung würde jedoch die Gemeinde übernehmen. Das wurde zwei Jahre lang so praktiziert, jetzt sollen die Handballer die Kosten selbst bezahlen. Benedikt Waterloo, Abteilungsleiter der Handballer, bedauert diese Entscheidung und appellierte in einem Brief an Bürgermeisterin Uta Wüst und den Gemeinderat vergangene Woche, alles nochmals zu überdenken. Das Geld lasse sich nicht so ohne weiteres aufbringen. Es würde bedeuten, den Mitgliedsbeitrag für die rund 300 Handballer in der Abteilung um 100 Euro im Jahr zu erhöhen. Das sei zu viel, zumal nur in den hohen Spielklassen mit Haftmittel gespielt würde. Viele Nachwuchsspieler würden mitbezahlen, was sie gar nicht verursachten. Eine Beitragserhöhung würde eine "massive Austrittswelle" nach sich ziehen, befürchtet Waterloo. Auch sei es unrealistisch, die Summe durch Sponsorengelder aufzubringen.

Waterloo wundert sich auch über die Höhe der verursachten Kosten. Seinen Beobachtungen zufolge dauert es maximal eine Stunde, den Boden nach dem Training, das an vier Abenden pro Woche stattfindet, zu reinigen. Er schlägt vor, zunächst zu versuchen, diese Kosten zu reduzieren. In anderen Vereinen gebe es eine 450-Euro-Kraft, die das erledige.

Für Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) hingegen ist es nicht mehr tragbar, dass die Kommune für die Reinigung aufkommt und der Posten Monat für Monat "so selbstverständlich durchrutscht", sagte sie auf Anfrage. Aus Transparenzgründen soll die Rechnung direkt an den TSV gehen, der dann auch bezahlt. Sollte das dann dazu führen, dass der TSV in Zukunft einen höheren jährlichen Gemeindezuschuss beantragt, würde wenigstens der Gemeinderat über den Posten entscheiden. Wüst verteidigte ihr Vorgehen mit dem Argument, dass auch die Tennisspieler selbst für ihre Hallenmietkosten aufkommen müssten, und die Gemeinde auch keine Reisekosten für den Schachclub zu den Turnieren übernehme.

Für Wüst stellt sich die Frage, ob eine Kommune die Aufgabe habe, den Spitzensport zu unterstützen oder den Breitensport. Die Gemeinde Planegg zeigt sich in dieser Hinsicht kategorisch: Die HSG Würm-Mitte ist als Spielvereinigung auch unter dem Dach des TV Planegg-Krailling angesiedelt. Doch die Planegger verbieten die Nutzung von Haftmittel seit 2015. Deshalb finden alle Spiele der Erfolgs-Damen in Gräfelfing statt.

Für Benedikt Waterloo hat der Sport und insbesondere die Top-Leistung der Handballmannschaft auch einen gesellschaftlichen Stellenwert. Zu den 14 Heimspielen im Jahr kämen jeweils um die 300 Zuschauer in die Halle des Kurt-Huber-Gymnasiums. Somit zählten die Ereignisse zu den größten Veranstaltungen im Jahr. Der Sport sei eine große Bereicherung für die Gemeinde. Die Bürgermeisterin will das Thema nun im Hauptausschuss beraten.

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