Sport-Campus:Schwitzen in Holzhallen

Für 130 Millionen Euro soll im Olympiapark der neue Sport-Campus der Technischen Universität gebaut werden. Die Sieger des Architektenwettbewerbs setzen auf einen Baustoff, der gleich mehrere Vorteile mit sich bringt

Von Jakob Wetzel

Ein flacher, nur zwei Stockwerke hoher und annähernd quadratischer Bau in Holz und Glas, wie ein Pavillon im Grünen; dazu zwei zentrale Achsen, die das Gelände erschließen, und ein Steg, der von Osten her in den Neubau führt: So soll der neue Sport-Campus der Technischen Universität München (TU) aussehen, den der Freistaat Bayern am Ort der alten Zentralen Hochschulsportanlage errichten will. Am Dienstagnachmittag hat die Oberste Baubehörde die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs präsentiert; gewonnen hat das Bregenzer Architekturbüro Dietrich Untertrifaller gemeinsam mit den Zürcher Landschaftsarchitekten Balliana Schubert. Baubeginn könne im Herbst 2017 sein, sagte Peter Pfab von der Obersten Baubehörde. Zuvor muss dem Entwurf unter anderem noch der Landtag zustimmen. 2022 könne das Gebäude fertig sein. Die TU rechnet mit Baukosten in Höhe von 130 Millionen Euro.

"Es ist eine Arbeit auf den zweiten Blick", sagte Sabine Steger vom Münchner Referat für Stadtplanung. Von außen sei der Bau zurückhaltend, er füge sich in das denkmalgeschützte Gelände ein. Von innen aber sei das Gebäude durchdacht und hervorragend organisiert. Der Neubau soll von Osten nach Westen 180 Meter messen, in Nord-Süd-Richtung 160. Die Studenten, die mit der U-Bahn oder dem Fahrrad kommen, sollen ihn über einen Steg erreichen, der vom Erdwall im Osten direkt zum Haupteingang im ersten Obergeschoss führen wird. Von dort gelangen sie in eine zentrale Achse, von der aus sie Büros, Hörsäle, Labore und Sportanlage erreichen können. Von oben können sie bereits dem Treiben in den Sporthallen zusehen. Und am Ende der zentralen Achse, im Westen des Neubaus, sind eine Mensa und eine Bibliothek vorgesehen - mit einem Panorama über das gesamte Gelände. Hier sollen die Sportflächen über eine weitere Zentralachse in Nord-Süd-Richtung erschlossen werden. Diese "Rue Interieure" soll das neue Gebäude mit Sportanlagen und Parkplätzen verbinden.

Sport-Campus: Die Bregenzer Architekten Helmut Dietrich (links) und Much Untertrifaller präsentieren den Sieger-Entwurf.

Die Bregenzer Architekten Helmut Dietrich (links) und Much Untertrifaller präsentieren den Sieger-Entwurf.

(Foto: Catherina Hess)

Die Entscheidung für den Sieger-Entwurf sei mit großer Mehrheit gefallen, teilte die TU am Dienstag mit. Dennoch sei es knapp gewesen, sagte Architekt und Jury-Mitglied Jörg Homeier. Den Ausschlag für den Entwurf von Dietrich Untertrifaller sowie Balliana Schubert habe am Ende gegeben, dass sich das Gebäude ohne Weiteres in zwei Abschnitten bauen lasse: Zuerst müssten die Sporthallen errichtet werden, später die Labore, möglichst nahe an den Hallen. Der Sieger-Entwurf könne bei laufendem Betrieb Stück für Stück errichtet werden, parallel zum Abriss der alten Gebäude, erklärte Christian Schmölz, der Projektleiter der Architekten für den Wettbewerb. Weil es zum großen Teil aus Holz bestehe, sei die Bauzeit vergleichsweise kurz und weniger belastend für die Anwohner und die Studenten, sagt Büro-Miteigner Helmut Dietrich. Sein Büro hat neben Großprojekten wie dem Kongresszentrum in Straßburg zuletzt auch mehrere kleinere Sportstätten geplant, unter anderem für die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich - häufig ebenfalls in Holzbauweise, wie nun in München.

Das Projekt im Münchner Olympiapark ist ungleich größer als das in Zürich. Hier wird das gesamte TU-Gelände neu bebaut. Dabei sollen nicht nur neue Räume für die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften entstehen, sondern auch Sportstätten, die hochschulübergreifend vom Zentralen Hochschulsport genutzt werden. Nach TU-Angaben nutzen jedes Semester fast 20 000 Münchner Studierende die Anlagen. Das staatliche Bauamt spricht von 9000 aktiven Studenten pro Woche.

Sport-Campus: Nicht nur das Modell, auch der neue Sport-Campus im Olympiapark soll aus Holz errichtet werden.

Nicht nur das Modell, auch der neue Sport-Campus im Olympiapark soll aus Holz errichtet werden.

(Foto: Catherina Hess)

Die bisherigen Gebäude wurden für die Olympischen Sommerspiele 1972 errichtet und sind derart marode, dass sie sich nach Ansicht der Obersten Baubehörde nicht wirtschaftlich sanieren lassen. Zwei Verwaltungsgebäude wurden aus diesem Grund bereits abgerissen.

Zum Wettbewerb für den neuen Campus im Olympiapark waren insgesamt 30 Architekturbüros eingeladen, 27 reichten Entwürfe ein. Insgesamt wurden fünf Preise vergeben, drei Arbeiten erhielten eine Anerkennung zugesprochen. Alle acht Entwürfe sind bis zum 7. April in der Gymnastikhalle des TU-Campus für die Anwohner zu besichtigen.

Der Sieger-Entwurf und sieben weitere Arbeiten sind bis 7. April 2015 in der Gymnastikhalle des TU-Campus an der Connollystraße 32 im Olympiapark zu sehen. Die Ausstellung ist auch während der Osterfeiertage täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

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