Spitzengespräch im Rathaus:Olympiapark und Finanzgarten als Favoriten

Olympia-Eissportzentrum in München, 2015

Das Eissportstadion im nordöstlichen Olympiapark könnte 2018 überflüssig sein und Platz machen für ein neues Konzerthaus.

(Foto: Florian Peljak)

Von zwölf aktuell diskutierten Standorten für einen neuen Konzertsaal kommen nach einer Studie von Albert Speer nur zwei vorrangig in Betracht

Von Christian Krügel

Offiziell ist Ruhe eingekehrt in der Debatte um einen neuen Konzertsaal. Doch hinter den Kulissen wird eifrig daran gearbeitet, das Projekt doch noch zu realisieren. Nach SZ-Informationen wird es dazu Anfang kommender Woche im Rathaus ein Gespräch zwischen der Stadtspitze und der Staatsregierung geben. Dabei wird es um eine neue Studie zu Standorten gehen, die seit dieser Woche in der Staatskanzlei vorliegt. Angefertigt wurde sie von Albert Speer und Partner, einem der profiliertesten Büros für Stadtplanung weltweit. Ihr Ergebnis: Sinnvoll zu gestalten wäre ein neues Konzerthaus auf der Fläche des heutigen Eissportstadions im Olympiapark und im Finanzgarten an der Von-der-Tann-Straße. Aber auch drei weitere Standorte sollten untersucht werden.

Während im März der Streit um eine gemeinsame Nutzung der Philharmonie am Gasteig tobte, gab der Verein der Konzertsaalfreunde bei Albert Speer und Partner eine städtebauliche Untersuchung der möglichen Standorte in Auftrag, finanziert von einem vermögenden Privatmann. Die Wahl fiel unter anderem auf Speer, weil der 80-jährige Architekturprofessor auch bei der teils verfahrenen Diskussion um den Stadionneubau geholfen hatte. Sein Büro untersuchte damals rund 20 Standorte, am Ende stand die einvernehmliche Lösung Fröttmaning.

Die emotionale Debatte um ein Konzerthaus endlich "auf eine sachliche Basis zu stellen", darum gehe es ihm nun auch wieder, sagt Albert Speer im Gespräch mit der SZ. Bislang seien "oft Äpfel mit Birnen verglichen worden": Es seien bei Raumprogramm, Architektur und Anbindung schon im Vorfeld viele Kompromisse gemacht worden, nur um einen Standort besonders zu befördern oder auszuschließen. So etwa beim Kongresssaal des Deutschen Museums: Dafür habe es zwar eine positive Machbarkeitsstudie gegeben, aber diese habe das eigentlich notwendige Raumprogramm drastisch reduziert. Speer und Partner haben deshalb zunächst wirklich alle räumlichen Anforderungen zusammengetragen, die es an ein modernes Konzerthaus gibt: einen Saal für 1800 Zuhörer, einen kleineren für Kammermusik, Jugend- oder Projektarbeit, Räume für Proben und Instrumente, einen ordentlichen Backstage-Bereich, ein Foyer und einen Gastronomiebetrieb. Daraus formten sie einen "Raumstempel", den sie bildlich gesprochen zwölf Standorten aus der aktuellen Debatte aufdrückten. Ergebnis: Sieben Flächen scheiden von vornherein aus, weil die Kubatur gar nicht unterzubringen sei, Natur- und Denkmalschutz dagegen stünden, die Erschließung zu schlecht sei oder die Umgebung gar nicht zum Thema Musik und Klassik passe. So schlossen Speer und Partner den Apothekenhof der Residenz, den Postpalast an der Arnulfstraße, den Kongressaal des Deutschen Museums, den Viehhof und ein Grundstück in der Herzog-Wilhelm-Straße aus. Auch das Areal um den Marstall, einst Wunschstandort der Konzertsaalfreunde, sei ungeeignet, weil schlicht zu klein. Und die Flächen, die der Bayerische Rundfunk an der Marsstraße dereinst freigeben wird und auf die die SPD-Stadtratsfraktion zuletzt verwies, seien ebenfalls nicht geeignet: Sie seien nicht groß genug, nicht wirklich verfügbar, und gebaut werden müsste teilweise in einem Grundwasserstrom.

So bleiben laut Speer und Partner fünf Standorte, von denen zwei vorrangig und vertieft untersucht werden sollten: Zum einen der Finanzgarten hinter dem Landwirtschaftsministerium - wobei die Planer den Eingriff in die bestehende Parkfläche als Manko sehen; zum anderen den nordöstlichen Olympiapark. Dort würde letztlich alles passen: die städtebauliche Lage, die Größe des möglichen Baufelds, das Umfeld und die Erreichbarkeit. Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnete im Münchner Merkur den Standort denn auch als den "plausibelsten". Einziges Manko: Erst wenn Red Bull sein neues Stadion im Westen des Parks gebaut habe, sei die Fläche verfügbar. Drei weitere Standorte sollten dennoch untersucht werden, wobei Speer und Partner bei allen erhebliche Vorbehalte haben: das Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße (bei dem unklar ist, wann es abgerissen werden kann), der Kunstpark Ost (hier planen die privaten Investoren anders); die Münchner Freiheit (wo der Eingriff ins Stadtbild und wohl auch die Kosten am größten wären). Albert Speer betont, dass es sich bei der 68-seitigen Expertise nur um eine vorläufige Studie handle. Konzertsaalfreunde und Politik müssten sich nun dazu entschließen, weiter zu gehen. "Auf diesem Niveau wurden die Standorte bisher noch nie vertieft untersucht", sagt Speer. Das sei aber innerhalb weniger Monate machbar.

Als wahrscheinlich gilt, dass Kunstminister Ludwig Spaenle nun der Stadtspitze vorschlägt, diese Untersuchung gemeinsam in Auftrag zu geben. Freistaat und Stadt könnten dann zusammen eine Lösung präsentieren - womöglich für den Olympiapark, der ohnehin im städtischen Besitz ist. Spaenle selbst wollte weder die Speer-Studie noch die Gespräche kommentieren: "Wir wollen vorankommen und nicht alles öffentlich zerreden", sagte er der SZ.

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