Unterm Strich ist's einer mehr: Im neuen Guide Michelin, der an diesem Freitag erscheint, spielt München mit drei Zwei-Sterne- und neun Ein-Sterne-Lokalen gastronomisch im Spitzenfeld der deutschen Städte. Insgesamt 15 Sterne vergab der Gourmetführer jetzt an München, danach folgt Hamburg mit elf Sternen. Vor München liegt nur noch Berlin mit 20 Sternen.
Erstmals kann München mit drei Zwei-Sterne-Häusern aufwarten. Neben Hans Haas im Tantris und Diethard Urbansky im Restaurant Dallmayr gehört nun auch Bobby Bräuer in die Zwei-Sterne-Klasse. Er ist Chefkoch im Esszimmer der BMW-Welt. Aus Konkurrenzgründen hat man es dort sonst nicht so mit Sternen, in diesem Fall wird man eine Ausnahme machen.
Schon nach einem Jahr der zweite Stern
Der gebürtige Münchner Bräuer ist seit mehr als 30 Jahren in der Sterne-Gastronomie tätig, hat in München, Düsseldorf und Berlin jeweils einen Stern erkocht und war erst vor knapp zwei Jahren aus Kitzbühel wieder nach München zurückgekehrt. Schon im ersten Jahr mit dem Esszimmer bekam er den ersten Stern, im zweiten Jahr nun den zweiten. "Das kam jetzt wirklich in Formel-1-Geschwindigkeit", sagt der 53-jährige Bräuer, "normalerweise geht das ja nicht so schnell. Offenbar hat man mir da auch aufgrund der langen Erfahrung zugetraut, das Niveau zu halten."
Unterm Strich ist's einer mehr: In der Guide-Michelin-Wertung von 2014 spielt München mit drei Zwei-Sterne- und neun Ein-Sterne-Lokalen gastronomisch im Spitzenfeld der deutschen Städte. Ein Überblick über neue und alte Gourmet-Tempel.
Sich mit dem Esszimmer ganz auf Gourmetküche konzentrieren zu können, habe sich ausgezahlt, meint Bräuer, der in der BMW-Welt aber auch noch die Oberaufsicht über drei weitere Lokale hat.
Ein Stern für das No. 15 in Schwabing
Der zweite Gewinner bei der Sterne-Vergabe ist das Restaurant No. 15 mit seinem Patron Michel Dupuis. Dupuis hat es im Februar 2013 zusammen mit seiner Frau Aysun in der Neureutherstraße 15 in der nördlichen Maxvorstadt. in den Räumen des früheren französischen Lokals La Bouille eröffnet. Als ihn am Donnerstagmittag - gerade hatte Michelin die Ergebnisse bekanntgegeben - erste Gratulations-SMS erreichten, war der 63-jährige Dupuis, wie er sagt, total überrascht. "Ich dachte, die wollen mich veräppeln." Erst als Eckart Witzigmann, den Dupuis seit seiner Ankunft in München 1980 kennt, anrief, glaubte er es. "Einen Stern zu erkochen, war gar nicht mein Ziel", erklärt Dupuis. "Davon träumen jüngere Köche, aus dem Alter bin ich eigentlich raus", sagt er.
Dennoch freue er sich natürlich über die Anerkennung, die er jetzt mit seinem Konzept erfahren hat: Klassische französische Küche, modern interpretiert, also zum Beispiel keine fetten Soßen mehr. Dupuis ist kein Unbekannter in der Münchner Gastroszene. Mit Karl Ederer betrieb er als Sommelier das Sterne-Restaurant Glockenbach, später zusammen mit Partnern das Dukatz, das 1996 zunächst im Literaturhaus eröffnete und 2010 in den Schäfflerhof umsiedelte. 2013 verkauften die Dukatz-Chefs an ihren Koch Johann Rappenglück, der daraus das Les Deux machte, das seither einen Stern hat.
Die kulinarischen Gewinner des Jahres sind Bayern und Baden-Württemberg: Insgesamt 20 Restaurants gewinnen in den beiden Bundesländern neue Sterne hinzu. In Deutschland gibt es so viele Sterneköche wie nie zuvor.
Neu in der Ein-Sterne-Liga: Das Aubergine
Ebenfalls jeweils einen Stern bekamen dieses Jahr die Restaurants Acquarello, das Atelier im Bayerischen Hof, das 181 First im Olympiaturm, Geisels Werneckhof, das Restaurant im Hotel Königshof, Schuhbecks in den Südtiroler Stuben und das Schweiger2. In diesen Lokalen ändert sich also nichts, was für einige der dortigen Küchenchefs wie Tohru Nakamura (Werneckhof) oder Johann Rappenglück keine Überraschung sein dürfte, wie sie in Gesprächen vor der Verleihung sagten. Neu in der Liga der Ein-Sterne-Häuser ist im Münchner Einzugsbereich noch das Aubergine in Starnberg.
Von der Liste der Münchner Sternelokale verschwunden ist das Mark's im Mandarin Oriental, das Ende Oktober geschlossen hat. Dort wird kommenden Mai das "Matsuhisa Munich" unter der Ägide von Nobu Matsuhisa eröffnen. Ob dieses ein Aspirant auf eine neue Michelin-Auszeichnung wird, muss sich erst zeigen. Gerade erst wurden etwa den beiden Londoner Lokalen des mehr als 30 Restaurants umfassenden Matsuhisa-Imperiums die Sterne aberkannt.