Sperrung der Stammstrecke:Unbekannte Ursache - bekannte Folgen

Sperrung der Stammstrecke: Die Stammstrecke war am Mittwoch wegen eines Oberleitungsschadens am Hauptbahnhof stundenlang gesperrt.

Die Stammstrecke war am Mittwoch wegen eines Oberleitungsschadens am Hauptbahnhof stundenlang gesperrt.

(Foto: Robert Haas)

Für einige Stunden hat am Mittwoch ein Defekt den Verkehr auf der S-Bahn-Stammstrecke lahm gelegt. Fahrgäste kommen nicht weiter oder müssen weite Umwege in Kauf nehmen. Mit den Bauarbeiten hat das laut Bahn jedoch nichts zu tun.

Von Florian Fuchs

Anton Krastev ist München eigentlich sehr zugeneigt, aber an diesem Mittwoch wäre er lieber woanders. "Ich bin oft hier wegen Geschäftsterminen, eine schöne Stadt. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt der bulgarische Geschäftsmann, während er gegen 10.30 Uhr etwas verloren am S-Bahnsteig Marienplatz steht.

Wie dem Bulgaren erging es am Mittwoch zahlreichen Fahrgästen, bloß dass die Münchner unter ihnen das Leid schon gewohnt sind: Ein Oberleitungsschaden am Hauptbahnhof legte den Verkehr auf der Stammstrecke stundenlang lahm, die Deutsche Bahn richtete ein Notprogramm ein. Von 9.20 Uhr bis 13.20 Uhr dauerten die Reparaturarbeiten, die Verzögerungen im Fahrplan zogen sich bis in den Nachmittag hinein. Der Grund für den Schaden ist unbekannt.

"So eine Deformierung des Fahrdrahts kann viele Ursachen haben", erläuterte am Nachmittag ein Bahnsprecher. So lösten etwa Luftballons, die in den Tunnel fliegen, öfter mal einen Kurzschluss aus. Sicher sind sich die Verantwortlichen der Bahn dagegen, dass die Störung nichts mit den Bauarbeiten an der Donnersberger Brücke zu tun hatte, die noch bis Ende Juni dauern und vor allem nachts und an Wochenenden einen eingeschränkten Fahrplan zur Folge haben. "Vor allem der Ort des Schadens war unpraktisch", sagte der Sprecher: "Weil es am Hauptbahnhof war, war gleich die gesamte Stammstrecke betroffen."

Die S-Bahnen auf der Westseite der Stammstrecke endeten und starteten in Pasing, am Heimeranplatz oder oberirdisch am Hauptbahnhof, teilweise konnten Züge einige Stationen nicht anfahren. Fahrgäste, die mit der S 1 nach Freising oder zum Flughafen wollten, mussten auf die U-Bahnen nach Moosach oder Feldmoching ausweichen, um von dort aus Anschluss zu haben. Die S 8 zum Flughafen wurde zwischen Pasing und Ostbahnhof um die Stammstrecke herumgeleitet, die Halte zwischen Ostbahnhof und Daglfing entfielen.

Am östlichen Ende der Stammstrecke starteten und endeten die Linien am Ostbahnhof. Nach einiger Zeit fuhren wenigstens vereinzelt Züge der Linien 2 und 4 in beide Richtungen auf der Stammstrecke. "Das einzig Positive war, dass die Störung weder morgens noch abends in den Berufsverkehr fiel", hieß es bei der Bahn.

Auch so standen an den Haltestellen in der Innenstadt aber zahlreiche Fahrgäste orientierungslos an den Bahnsteigen. Die Deutsche Bahn beorderte alle verfügbaren Kräfte an die Stationen, mit orangefarbenen Westen versuchten die Angestellten ihren Kunden zu erklären, auf welche U-Bahnen, Trambahnen und Busse sie ausweichen können. Mitarbeiter der Bahnsicherheit postierten sich am Haupteingang vor den Zugängen zu den Bahnsteigen, um die Fahrgäste schon dort abzufangen und vor Zugausfällen zu warnen.

Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste kritisierte nach Abschluss der Reparaturarbeiten das seiner Ansicht nach unzureichende Notfallprogramm der Bahn. "Man hat wieder gesehen, dass die Ersatzkonzepte unzureichend sind", sagte Nagel. Im Namen seines Bündnisses forderte er deshalb erneut einen Regionalzughalt an der Poccistraße. "Dann wäre man bei Ausfällen auf der Stammstrecke flexibler", sagte er.

In der Nacht auf Donnerstag begann dann schon die nächste Beeinträchtigung für die Fahrgäste: Wegen Gleisschleifarbeiten auf der Stammstrecke halten die S-Bahnen bis nächsten Dienstag, 4.30 Uhr, nachts teilweise an abweichenden Gleisen. Am Wochenende fahren die Pendel-S-Bahnen wegen der Arbeiten nur im 40-Minuten-Takt statt wie bislang alle 20 Minuten.

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