Spektakulärer Drogenfund im Supermarkt:20 Kilo Kokain - versteckt in Bananenkisten

Bananenreifer sind eigentlich dazu da, Obstgüte zu testen. Am Münchner Fruchtkontor fanden drei dieser Marktleute aber statt Bananen 20 Kilo Koks. Von einem Test sahen sie ab.

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Da haben sie nicht schlecht gestaunt: Stavros Spaneas und Lal Charanjit und die drei Kollegen, so genannte Bananenreifer allesamt. Am Montag waren sie ganz normal im Edeka-Fruchtkontor an der Implerstraße zur Arbeit gegangen, um Bananen kistenweise umzuschichten von den großen Industriepaletten auf die kleineren Europaletten. Und was finden sie zwischen all den fast reifen Früchten: rund 20 Kilogramm Kokain.

Spektakulärer Drogenfund im Supermarkt: Leichte Beute: Die nur in Kisten verpackten Kokspakete haben die Drogenhunde schnell erschnuppert.

Leichte Beute: Die nur in Kisten verpackten Kokspakete haben die Drogenhunde schnell erschnuppert.

(Foto: Foto: Haas)

Der Fund ist spektakulär, zum einen, weil 20 Kilogramm eine ganze Menge sind. Eine halbe Million Euro dürfte das Rauschgift wert sein, schätzt der Sprecher des Landeskriminalamts, Ludwig Waldinger. Zum anderen können sich die Ermittler nicht erinnern, dass es Vergleichbares in München gegeben hat. Kokain, das ihnen gleichsam in die Hände fällt, ohne dass man einen verdächtigen Kleintransporter angehalten hätte, ohne Grenzkontrolle und Schleierfahndung, einfach so durch Glück. Weil das Rauschgift aus irgendeinem Grund nicht zu dem gelangte, der es bestellt hatte, sondern im Edeka-Fruchtkontor Süd strandete.

Ein Karton war den Angestellten merkwürdig vorgekommen. Zwar waren, wie üblich, an den Seiten des Kartons Bananen zu sehen - eine Tarnung, wie sich herausstellen sollte. Aber abgedeckt war der Karton mit schwarzer Folie. Außerdem fühlte er sich schwerer an als die normalen Bananenkartons. Also öffnete Stavros Spaneas den Karton und fand darin zwölf schwarze und weiße Pakete in der Größe von Ziegelsteinen "mit einem Indianerkopf drauf", weshalb der Grieche zunächst an einen verspäteten Aprilscherz dachte. Doch nachdem Spaneas eines davon geöffnet hatte und ihm ein chemischer Geruch in die Nase stieg, "war mir klar, was das ist".

Stavros machte Meldung beim Chef, der verständigte umgehend die Polizei. Die Spezialisten vom LKA stellten das Rauschgift sicher. Danach waren 30 Beamte der Einsatzhundertschaft und drei Suchhunde mehrere Stunden damit beschäftigt, den Rest der Ladung abzusuchen: 4000 Kisten, von denen jede 18 Kilogramm wiegt. Jede der Kisten wurde, nachdem die Hunde nicht anschlugen, von einer Ecke des Raums in die andere verfrachtet. "Die Kollegen brauchen am Abend kein Fitnessstudio mehr", frotzelt Waldinger. Woher kommt das Kokain? Und, mindestens ebenso interessant, für wen war es bestimmt? Das versuchen die Ermittler nun herauszufinden.

Die Chiquita-Bananen-Kisten, in denen das Kokain versteckt war, waren in Kolumbien auf die Reise geschickt und in Antwerpen auf Laster verladen worden. Von dort wurden sie in das Fruchtkontor nach München gebracht, wo sie am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche eintrafen. Da die Kartons durchnummeriert sind, lasse sich zwar die Plantage zurückverfolgen, von der die Bananen stammen, sagt Waldinger. Aber, so sagt ein Ermittler, "es gibt 'zig Varianten, wo das Rauschgift reingekommen sein kann". Möglich sei, dass das Kokain für München bestimmt war und hier abgeholt werden sollte, möglich sei aber auch, dass die Drogen nur versehentlich in München landeten.

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