Spektakuläre Kriminalfälle:Sex & Crime in München

Geköpft mit einem Samuraischwert, Erpressung mit Sex-Videos und eine verweste Leiche im Kinosaal: Münchens dramatischste Kriminalfälle.

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Gewalt gegen Männer

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Geköpft mit einem Samuraischwert, Erpressung mit Sex-Videos und eine verweste Leiche im Kinosaal: Münchens dramatischste Kriminalfälle.

6. Oktober 2008: Das Ende einer Ehehölle

Hartl K. war nur kurz über seinem Kreuzworträtsel eingenickt, da ging seine Frau Ada K. in den Garten, holte ein Beil und spaltete ihrem Mann mit mehreren Schlägen den Schädel. Den Mord hatte Ada in einem Brief angekündigt.

Mit dieser grausamen Tat setzte sie den Schlussstrich unter 25 Jahre Ehehölle - einem Martyrium, in der nicht, wie zunächst angenommen, die Frau das Opfer war: Mit Schuhen, Flaschen, Schöpflöffeln und Staubsaugerrohren hatte die zierliche Mazedonierin jahrelang auf ihren Mann und die Kinder eingeprügelt. Hartl wehrte sich nie. Für seine häufigen Blessuren erfand er Ausreden vor Ärzten und Kollegen, er schämte sich, wollte nicht als Weichei dastehen.

Erst die Kinder brachten im Mordprozess die wahre Geschichte ans Licht. Ada K. war voll schuldfähig: Der Gutachter konnte keine seelische Störung feststellen. Am 1. April 2009 erhängte sich Ada K. in ihrer Zelle.

Foto: ddp (gestellte Szene) Texte (wenn nicht anders angegeben): Helena Schwarzenbeck

Susanne Klatten

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2007: Der Fall Klatten

Sieben Millionen Euro zahlte Susanne Klatten ihrem Geliebten in einem Umzugskarton in der Tiefgarage des Münchner Holiday Inn im September 2007 -angeblich um ihn von Erpressern freizukaufen.

Doch Helg S. war nicht von der Mafia erpresst worden, wie er Susanne Klatten vormachte, sondern handelte in eigener Mission: Als professioneller Betrüger hatte er bereits mehrere alte Damen um Millionen erleichtert und wollte nun die reichste Frau Deutschlands als privaten Goldesel ausnehmen. Und da waren sieben Millionen nur der Anfang.

Bei seinen Opfern ging er immer nach dem gleichen Schema vor: Erst gewann er als Liebhaber das Herz der reichen Damen, dann verlangte er unter Vorwänden Millionensummen. Folgten die Frauen nicht, erpresste er sie mit Sex-Videos. Perfider Hintergrund seiner kriminellen Machenschaften war eine Sekte um einen Italiener namens Ernano B.

Nach den ersten sieben Millionen wollte Helg S. weitere 290 Millionen Euro von der Milliardärin. Doch Klatten vertraute sich ihrem Mann an und informierte die Justiz. Im Januar 2008 wurde Helg S. verhaftet und gestand die Erpressung Klattens und drei weiterer Frauen.

Am 9. März 2009 wurde er wegen gewerbsmäßigen Betruges, des versuchten gewerbsmäßigen Betrugs und der versuchten gewerbsmäßigen Erpressung zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Foto: ddp

Charlotte Böhringer

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2006: Mord im Parkhaus

Gegen die letzten fünf Schläge auf ihren Kopf konnte sich Charlotte Böhringer schon gar nicht mehr wehren, wenig später war die Millionärin tot. Hinterrücks erschlagen in ihrem Parkhaus.

Schnell geriet ihr Neffe Bence T. in den Fokus der Ermittlungen. Die Macht der Indizien im Prozess gegen Böhringers Neffen führte schließlich nach mehr als 15 Monaten und 93 Verhandlungstagen zur Verurteilung. Bence T. habe sich als Nachfolger von Böhringer gefühlt und seine "Lebensplanung" darauf abgestellt, die Parkgarage zu übernehmen und ein üppiges Erbe anzutreten. Dieser Plan sei in Gefahr geraten, als die Tante entdeckte, dass er sein Jura-Studium abgebrochen hatte, entschied das Gericht. Bence T. hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Text: Anna Fischhuber Foto: Robert Haas

Rudolph Moshammer

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15. Januar 2005: Ermordung Rudolph Moshammers

Unheimliche Kräfte musste der Iraker Herisch Ali A. aufgewandt haben, als er sein Opfer mit einem Kabel so stark zu Tode würgte, dass es zeriss. Rudolph Moshammer hatte seinen Mörder selbst zu sich eingeladen - und ließ sich den Besuch einiges kosten: 2000 Euro waren für gewisse Liebesdienste vereinbart worden.

Als der Liebesdiener dann offenbar doch nicht alle erwünschten Dienste ausführen wollte, wurde der Kunde ungehalten und verweigerte die Bezahlung - ein Motiv für den Stricher, seinen Freier von hinten zu erwürgen.

Ebenso wie im Leben stürzten sich die Klatschblätter und Medien auch im Tod auf das barocke Münchner Original Moshammer. Die Beerdigung des sogenannten Modezaren glich einem Staatsbegräbnis.

Am 21. November 2005 verurteilte das Landgericht München I den Angeklagten Herisch Ali A. wegen Mordes zu lebenslanger Haft.

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Tatwaffe Samuraischwert

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19. Juni 2003: Mord mit dem Samuraischwert

An einem Juninachmittag saß Erika T. am Küchentisch und las Zeitung. Von hinten näherte sich ihr Sohn Axel T. - in der Hand ein Samuraischwert. Der 21-jährige holte aus und schlug zu, so fest, dass er der Mutter fast den Kopf von den Schultern trennte.

Der Vater saß derweil im Wohnzimmer und schaute fern. Er sollte das nächste Opfer sein. Doch in letzter Minute überlegte es sich der Sohn anders, verließ das Haus und rief die Polzei an, um die Bluttat seinem Vater anzuhängen.

Als die Polizei das Haus stürmte, nahm der immer noch nichtsahnende Vater an, dass wegen seines Sohnes wieder eine Drogenrazzia durchgeführt würde.

Nachdem sich der Sohn bei der Vernehmung immer mehr in Widersprüche verstrickt hatte, gestand er seine Tat schließlich. Als Motiv gab er an, dass er die Lieblosigkeit und die Vorwürfe seiner Mutter nicht mehr ausgehalten habe, die damit gedroht hatte, ihn vor die Tür zu setzen. Im März 2004 wurde Axel T. zu lebenslanger Haft verurteilt.

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Filmcasino am Odeonsplatz

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18. Mai 1996: Eine Leiche im Kinosaal

Seit Tagen hing ein übler Gestank über den Sitzreihen des Kinosaals des Filmcasinos am Odeonsplatz. Doch die Beschwerden der Kinogäste wiegelten die Platzanweiser ab: "Das wird Taubendreck sein." Als der Gestank dann mit der Zeit doch unerträglich wurde, schaltete der Kinobesitzer die Polizei ein.

Und wirklich: Die Beamten stießen in der Dachverschalung vor der Leinwand auf einen grausigen Fund - eine Leiche. Der Tote wurde schnell als der griechische Übersetzer Michael T. identifiziert.

Seine Familie hatte in den Tagen nach seinem Verschwinden Lösegeldforderungen in der Höhe von 700.000 D-Mark erhalten, die sie aber nicht aufbringen konnte. Was die Familie nicht wusste: Michael T. war bereits unmittelbar nach seiner Entführung am 18. Mai 1996 erdrosselt worden.

Die Entführer, einer von ihnen ein Mann aus dem Putztrupp des Kinos, hatten die Familie des Opfers fälschlicherweise für vermögend gehalten. Ein fataler Irrtum, wie sich bald herausstellte. Eine Großfahndung führte schließlich zur Verhaftung der beiden Täter, die später die Tat gestanden.

Foto: Robert Haas

Walter Sedlmayr

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14. Juli 1990: Mord an Walter Sedlmayr

Bäuchlings auf dem Bett, mit zwei Messerstichen im Rücken, eingeschlagenem Kopf und blutüberströmt - so fand sein Privatsekretär den Schauspieler Walter Sedlmayr im Schlafzimmer seiner Sieben-Zimmer-Wohnung in Schwabing auf. Neben dem Ermordeten lag eine Lederpeitsche, der Safe war aufgebrochen. Alles sah nach einem Raubmord aus der Stricherszene aus. Die Münchner Öffentlichkeit war geschockt.

Die bis dato umfangreichste Spurensicherung der deutschen Kriminalgeschichte wurde eingeleitet, sogar V-Männer schleuste man in das Umfeld der Verdächtigen ein.

Schnell stellte sich heraus, dass die Mord-Szenerie gestellt war. Außerdem rückte der Ziehsohn Sedlmayrs immer mehr in den Fokus der Ermittlungen. Bereits seit mehreren Jahren war das Verhältnis zwischen Sedlmayr und dem wiederholt straffällig gewordenen Ziehsohn (sein Name darf nach einer Unterlassungsklage nicht mehr genannt werden) sehr gespannt gewesen.

V-Männern gelang es schließlich, der Verlobten des Halbbruders des Ziehsohns ein Geständnis zu entlocken: Der Hammer, mit dem Sedlmayr der Kopf eingeschlagen worden war, gehörte ihr.

Daraufhin wurden der Halbbruder und der Ziehsohn verhaftet und in einem Indizienprozess zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Im August 2007 wurde Sedlmayrs Ziehsohn, der sich nach Hessen verlegen ließ, entlassen. Sein Halbbruder kam am 15. Januar 2008 auf Bewährung frei.

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Ursula Herrmann

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15. September 1981: Der tragische Tod der Ursula Herrmann

Eine Kiste, etwa 70 cm lang, 60 cm breit und 135 cm hoch, ausgekleidet mit rosa Stoff, dazu ein Toiletteneimer, zwei Decken, Lebensmittel, ein Jogginganzug, ein paar Groschenromane und eine mit einer Autobatterie gespeiste Lampe - das war das Gefängnis der 10-jährigen Ursula Hermann. Ein Gefängnis, das ihr Grab werden sollte.

Fast sechs Stunden nachdem ihre Entführer das Mädchen auf ihrem Nachhauseweg in das Waldstück am Ammersee gezerrt hatten, erstickt es qualvoll in der Kiste im Waldboden. Laub hatte das Rohr, das als Luftzufuhr dienen sollte, verstopft.

Bei der Familie Herrmann gingen daraufhin neun geheimnisvolle Anrufe ein, jedesmal ertönte jedoch nur die Erkennungsmelodie von Bayern 3, sonst nichts. Eine Großfahnung brachte fast drei Wochen nach dem Verschwinden des kleinen Mädchens die schreckliche Gewissheit - Ursula war tot.

Doch die Täter sind trotz intensiver Fahndung und Ermittlungen gegen mehrere Hauptverdächtige bis heute nicht gefasst. Gegenwärtig läuft ein Prozess gegen einen Maler und seine Frau, die in der unmittelbaren Nachbarschaft der Familie Herrmann gewohnt hatten und zur Tatzeit in Geldnot waren.

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Theresienwiese

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26. September 1980: Das Oktoberfest-Attentat

"Fünfzig Meter östlich Brausebad Explosion - des is fei kein Scherz! Bitte kommen, absperren! Ende." Dieser Notruf erreichte die Einsatzleitung der Festwiesnwache um 22:19 Uhr am 26. September 1980.

Am Haupteingang des Oktoberfests bot sich den Besuchern ein schreckliches Bild: "Es war wie im Krieg (...) Andere waren grauenhaft verstümmelt. Arme und Beine lagen herum", berichtete Hauptkommissar Norbert Hermann später. Die Explosion kostete 13 Menschen das Leben, 211 Personen wurden verletzt.

Schnell war der Täter identifiziert: Gundolf Wilfried Köhler, ein 21-jähriger Student aus Donaueschingen. Die Rohrbombe mit einer Sprengladung von mindestens zwei Kilogramm hatte er im Keller seines Elternhauses gebastelt.

Für den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, mitten im Wahlkampf um das Kanzleramt, sind die Drahtzieher schnell gefunden: Die extreme Linke wird für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Doch Ermittlungen kommen zu ganz anderen Ergebnissen, denn Köhler war Mitglied der neofaschistischen Wehrsportgruppe Hoffmann. Trotzdem steht nach acht Monaten für die Sonderkommission fest: Köhler war ein Einzeltäter, verwirrt, sozial vereinsamt und sexuell frustriert.

Bis heute ist die Einzeltätertheorie jedoch heftig umstritten: Eine Reihe von Zeugen hatte Köhler kurz vor der Tat mit mehreren Männern gesehen. Doch diesen Aussagen ging die Polizei nicht weiter nach, genauso wenig wie Hinweisen, dass die anti-kommunistische Organisation Gladio in die Tat verwickelt war.

Foto: AP

Olympiadorf

Quelle: SZ

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5. September 1972: Terroranschlag während der Olympischen Spiele

Polizeibeamte, die als Sportler verkleidet mit Maschinengewehren auf den Dächern des Olympischen Dorfes in München in Stellung gingen - diese Bilder wurden in die ganze Welt ausgestrahlt.

So auch in die Wohnungen des israelischen Olympiakaders in der Connolystraße 31, in die kurz zuvor acht palästinensische Männer gestürmt waren, um sich geschossen und die israelischen Sportler als Geiseln zusammengetrieben hatten. Die Befreiungsaktion durch die Münchner Polizei scheiterte kläglich.

Die Forderung der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September : die Freilassung von 234 in Israel inhaftierten Palästinensern und zweier deutscher RAF-Terroristen, darüberhinaus freies Geleit für die Mitglieder des Schwarzen September in einem aufgetankten Flugzeug, das eine arabische Hauptstadt ansteuern sollte.

Die Forderungen der Terroristen wurden erfüllt: Zwei Helikopter landeten vor der Connollystraße 31und flogen sie zum Flughafen Fürstenfeldbruck, wo eine Boeing 727 auf sie wartete - allerdings ohne Crew, denn die als Besatzung verkleideten Polizisten waren geflohen.

Der bayerische Innenminister wollte nicht länger warten und gab das Feuer frei. Fünf Terroristen wurden tödlich getroffen. Wenig später zeriss eine Explosion einen der Helikopter - ein Terrorist hatte eine Handgranate gezündet. Fünf israelische Geiseln starben. Die Geiseln in dem anderen Hubschrauber überlebten ihre Teamkollegen nur kurz, sie wurden der Reihe nach erschossen.

Trotz des tragischen Ereignisses gingen die Olympischen Spiele weiter, allein die israelische Mannschaft flog früher als geplant mit ihren toten Kollegen zurück in die Heimat.

Foto: dpa

Vera Brühne

Quelle: SZ

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1960: Der fragwürdige Doppelmord der Vera Brühne

Es war einer der größten Schauprozesse der Nachkriegszeit, der Anfang der sechziger Jahre in München verhandelt wurde. "Ich habe das doch nicht getan! Man kann doch einen Menschen nicht unschuldig hinter Gitter schicken", sagte sie beim Verhör im Polizeipräsidium in der Ettstraße - umsonst. 52 Jahre alt war sie, als man sie für den Doppelmord an Arzt Otto Praun und dessen Geliebter zu lebenslanger Haft verurteilte.

Der Arzt, dem Vera Brühne gewisse "Begleitdienste" geleistet hatte, war in seiner Villa in Pöcking am Starnberger See tot aufgefunden worden, neben ihm eine Pistole. Im Keller des Hauses wurde wenig später die Leiche von Elfriede Kloo entdeckt, ebenfalls erschossen.

Zunächst nahm die Polizeit an, der Arzt habe in einem Anfall von Schwermut erst Kloo und dann sich selbst umgebracht. Doch als sich nach der Testamentsöffnung herausstellte, dass Vera Brühne das Grundeigentum Prauns in Spanien erbte, bestand sein Sohn auf eine Exhumierung der Leichen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass im Kopf des Arztes eine zweite Kugel steckte. Vera Brühne wurde daraufhin wegen Mordes angeklagt.

Den Ausschlag für die Verurteilung gaben äußerst fragwürdige Indizien, unter anderem ein Geständnis der eigenen Tochter, das diese jedoch vor Gericht widerrief. Als Brühnes Fall endlich neu verhandelt werden sollte, begnadigte sie der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß schließlich. Bis zu ihrem Tod 2001 beteuerte die Münchnerin ihre Unschuld.

Text: Anna Fischhuber und H. Schwarzenbeck Foto: dpa

Justizpalast, Hugo Werner

Quelle: SZ

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1951: Die Pantherbande

Im Münchner Justizpalast an der Prielmayerstraße musste 1953 eigens eine längere Bank angeschafft werden, um alle Angeklagten unterzubringen. Vor Gericht standen damals die überlebenden Mitglieder der "Pantherbande", acht junge Männer, die in der Presse als "gefährlichste Verbrecherbande der Nachkriegszeit" gehandelt wurden.

Drei Morde, zwei davon an den eigenen Komplizen wegen Missachtung der Disziplin, zwei versuchte Morde, zwei schwere Raubüberfälle und mehrere räuberische Erpressungen wurden den Halbstarken vorgeworfen.

Anhand von Indianer-Büchern unterrichtete Anführer Hugo Werner (Foto) seine "Panther" im Anschleichen, Spurenlesen und Überrumpeln. Aus der Indianerbande wurde eine brutale Gang, die sich ihren Lebensunterhalt zusammenstahl.

Im November 1946 startete der damals 15-jährige Werner den ersten Raubzug größeren Stils auf eine Tankstelle in der Brienner Straße. Aus Angst vor einem Verrat ließ er an diesem Abend auch den ersten Komplizen erschießen.

Reue vor Gericht zeigte er kaum, er wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. 1973 wurde er begnadigt.

Text: Anna Fischhaber Foto: dpa

Kurt Eisner

Quelle: SZ

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12. Januar 1919: Mord an Kurt Eisner

Nur 105 Tage war Kurt Eisner, der erste bayerische Ministerpräsident, im Amt. Die Landtagswahlen am 12. Januar 1919 wurden für ihn und seine USDP zum Debakel, er wollte deshalb freiwillig zurücktreten. Eisner war auf dem Weg vom Ministerium des Äußeren, wo er letzte Hand an seine Rücktrittsrede gelegt hatte, zum neuen Landtag gewesen, als er auf offener Straße erschossen wurde.

"Man kann einem Mordanschlag auf die Dauer nicht ausweichen, und man kann mich ja nur einmal totschießen", soll Eisner kurz vor dem Attentat gesagt haben. In der Promenadestraße - heute Kardinal-Faulhaber-Straße - wurde er dann von Anton Graf von Arco auf Valley aus unmittelbarer Nähe mit zwei Schüssen in Rücken und Kopf erschossen. Eisner war sofort tot.

Hinweise auf Verbindungen des Mörders zu führenden Militärs und zum völkisch-rechtsextremen Geheimbund der Thule-Gesellschaft, einer Keimzelle der späteren NSDAP, ging das Gericht nicht weiter nach. Arco wurde als Einzeltäter verurteilt. Bereits 1924 wurde der Attentäter im Zuge einer Amnestierungswelle wieder entlassen.

Text: Anna Fischhuber Foto: dpa

Matthias Kneißl

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1902: Das Schicksal des Räuber Kneißl

Mit vier Schussverletzungen wurde Matthias Kneißl vom Leibarzt des Prinzregenten gesund gepflegt - nur, um seinem Prozess und seiner Hinrichtung bei voller Gesundheit beiwohnen zu können.

Wegen zweifachen Mordes, Raubes und versuchten Totschlags war über Monate nach dem 26-Jährigen gefahndet worden. Dabei gab selbst der urteilsfällende Richter zu, dass Kneißl mit diesen Anschuldigungen Unrecht getan wurde.

Die Morde, die ihm angelastet wurden, waren in Wirklichkeit ein abgelenkter Warnschuss auf den Boden und ein Beinschuss. Eine Tötungsabsicht wurde vor Gericht widerlegt.

Seiner Festnahme war ein langes Versteckspiel vorausgegangen: Am Ende waren 1000 Mark Belohnung auf den Staatsfeind ausgesetzt, der vom Volk als Held gefeiert wurde. Der Prinzregent wünschte sich den Kopf des jungen Räubers sogar zum 80. Geburtstag.

Erst die Mutter seiner Geliebten gab der Polizei den entscheidenden Hinweis, auf den hin Kneißl auf einem Bauernhof mit schweren Schußverletzungen und unbewaffnet verhaftet wurde.

Die Geschworenen befanden Kneißl für schuldig. Vor seinem Gang zur Guillotine am 21. Februar 1902 wünschte sich Kneißl als Henkersmahlzeit einen Schweinsbraten mit Knödeln und drei Maß Bier.

Foto: dpa

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Diese und weitere Kriminalfälle in der Geschichte Münchens finden Sie in:

Martin Arz: Todsicheres München. Die spektakulärsten Kriminalfälle. Hirschkäfer Verlag, München 2009.

Foto: oh Texte (wenn nicht anders angegeben): Helena Schwarzenbeck

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